„Als die Pest nach Schwelm kam“
Wissbegierige Ferienspaß-Kinder auf Stadtführung und im Fairhaus
Zum Programm des Sommerferienspaßes des Schwelmer Jugendzentrums gehört auch immer eine Stadtführung, zu der sich die jungen Teilnehmer und ihre Betreuer mit Schwelms Pressesprecherin Heike Rudolph treffen.
Nachdem über die erste Besiedlung und die spätere zweimalige Verleihung der Stadtrechte gesprochen worden war, ging es nach dem Motto „immer an der alten Stadtmauer entlang“ durch die Brauereigasse bis zur Altstadt.
Die Kinder staunten, wie klein das Schwelm des Jahres 1722 gewesen war verglichen mit seiner heutigen Ausdehnung. Sie mochten kaum glauben, dass Schwelm damals im Osten in Höhe des Bürgerplatzes endete, nämlich am Ostentor, vor dem das selbständige Dorf Möllenkotten lag.
"steinreiche" Schwelmer
Gesprochen wurde unter anderem über den früheren jüdischen Friedhof an der oberen Schulstraße/Brauereigasse. Einige der Kinder wussten schon, dass man früher als „steinreich galt“ wenn man es sich leisten konnte, ein Haus aus Stein zu bauen. Auf dem Märkischen Platz war an diesem Tag gerade Wochenmarkt – ideal um, auf die Bedeutung der Märkte schon vor Stadtwerdung hinzuweisen, denn die Menschen in jedem Ort mussten sich mit dem Nötigsten versorgen und das Marktrecht war heiß begehrt.
Auf dem Altmarkt zu Füßen der Christuskirche wurde die Bedeutung der Jahrmärkte betont, die die Städte dringend benötigten, weil diese mittelalterlichen Großveranstaltungen sie wirtschaftlich voranbrachten.
Corona und die Pest
Ein Jahrmarkt bestand aus Viehmarkt, Warenmarkt, Unterhaltung und gewagter medizinischer Versorgung durch Bader und dauerte mehrere Tage. In Zeiten von Corona bildete das Thema „Seuchen“ einen kleinen Schwerpunkt innerhalb der Stadtführung. Bekannt ist, dass in Schwelm im Jahre 1635/36 die Pest wütete und im Kirchspiel Schwelm 940 Menschenleben kostete.
Dieses große Unglück traf die Menschen mitten des 30-jährigen Kriegs, der ohnehin schon eine Qual war. Die ausgezehrten und von Truppeneinfällen zermürbten Bürger und Bauern konnten einem nur leidtun. Natürlich wurde auch über die Herkunft der Pest und ihre Übertragungswege gesprochen und darüber, wie Menschen die Krankheit in einer Zeit deuteten, in der man noch nicht in Körper hineinsehen konnte und stark vom Aberglauben geprägt war. Heute berechtigen Bildung und Wissenschaft zu großer Hoffnung bei der Bekämpfung von Seuchen.
Kinder nahmen aktiv teil
Über die Kirchstraße mit dem Thema „Pilgerweg“ ging es zurück zum Bürgerplatz. Während der Führung hatten die Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren munter mitgeredet. Viele hatten entweder Fragen oder brachten schon eigene Kenntnisse ein – ein schöner Dialog.
Am Schluss wollte Heike Rudolph von den Kindern wissen, wo denn ihr Lieblingsplatz in Schwelm sei. Die Antworten waren mannigfaltig: ein Mädchen liest mit Leidenschaft zu Hause auf dem Sofa; ein Junge ist überall gern, wo Fische sind; ein anderer geht mit Vorliebe ins Freibad, und drei Mädchen flanieren mit Freude als Freundinnen durch „ihre“ Stadt.
Und: Gern suchen die Kinder das Jugendzentrum auf – was ihre Betreuer, der Dipl.-Pädagoge Jörg Sent, die Dipl.- Sozialpädagogin Andrea Douven und die angehende Psychologin Shireen Aslam, gerne vernahmen. Fazit: Schwelmer Kinder wissen nicht nur schon so einiges über Schwelm, sie lieben ihre Stadt auch, sie nutzen deren Möglichkeiten und sind jetzt selber kleine Schwelm-Botschafter.
Besuch im Fairhaus
Interessant war auch der Besuch von Kindern aus dem Jugendzentrum mit dem Dipl.-Sozialarbeiter Jens Barnstein im Fairhaus. Im Rahmen des Ferienspaßes, der in der ersten Ferienhälfte unter dem Motto "Superhelden" stand, besuchten diese die Alltagshelden im Fairhaus der Diakonie.
Die Kinder bekamen eine informative Hausführung und Erklärungen zur Arbeitsweise der Tafel und des Sozialkaufhauses geboten. Außerdem konnten sie bei der Gestaltung der Räumlichkeiten helfen und sich im Upcycling üben. So entstanden unter anderem Erinnerungsstücke für das Fairhaus und das Jugendzentrum sowie kleine bemalte Holztierfiguren, die die Kinder mit nach Hause nehmen konnten.
Einige Plätze noch frei
Die Anmeldung zum Ferienspaß ist weitestgehend abgeschlossen. Im Moment sind nur noch einige Plätze in der fünften Ferienwoche frei. Das Thema der Woche lautet dann „Phantastische Tierwelten“. Geplant ist ein Kleingruppen-Ausflug zum Hof Simon.
In Kooperation mit dem Atelier 7 sind zudem zwei kleine Kreativangebote vorgesehen. Jörg Sent: „Interessenten können gerne persönlich oder telefonisch mit uns Kontakt aufnehmen unter der Telefonnummer 02336/81122.“
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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