Silbernes Jubiläum für das Flick Flack Theater
Theaterspiel ist Lebenslust
Silbernes Jubiläum feiert in diesem Jahr das Flick Flack Theater mit Spielorten in Gevelsberg und Schwelm. Im März 1996 wurde es von Sabine Masmeier-Wegemann als Kindertheater im Gemeindehaus Linderhausen gegründet. Seit dieser Zeit ist viel passiert und unzählige Stücke wurden mit Leidenschaft auf die Theaterbühne gebracht. Längst sind es nicht mehr nur Kinder, die mitmachen und ihr Faible für Kostüme, Technik und vor allem der Schauspielerei und dem Singen entdeckt haben.
„Als erstes Märchen haben wir Schneewittchen gespielt“, erinnert sich die Theatergründerin. „Es kam richtig gut an und machte riesigen Spaß.“ Und weil es so gut lief, wurde daraus immer mehr. „2002 entstand das Jugendtheater in Schwelm, dass heute seinen festen Platz im Jugendzentrum hat. 2008 kam das Flick Flack Midi dazu und 2013 das Flick Flack Maximum für Erwachsene. 2019 schließlich wurde die Gruppe Midi Plus gegründet für Jugendliche von 12 bis 18 Jahren, die ihren Platz im Zentrum für Kirche und Kultur in Gevelsberg hat. Diese Gruppen decken jedes Alter ab und insgesamt sind es aktuell knapp 90 Akteure ab sieben Jahre inklusive Techniker.“ Manchmal gibt es sogar bei den Interessenten eine Warteliste, denn die Fluktuation ist gering. Wer einmal dabei ist, der bleibt oft über Jahre.
Sabine Masmeier-Wegemann weiß: „Theaterspielen ist eine wunderbare und wichtige Erfahrung für Kinder und Jugendliche. In eine andere Rolle schlüpfen, sich verkleiden und das Geübte vor einem Publikum zu präsentieren, ist für jeden Spieler in Vergnügen. Um den Spielern auch viele andere Seiten des Theaterspielens näher zu bringen, habe ich mich 2005 zusätzlich zur Theaterpädagogin ausbilden lassen. Den Spielern wird durch Bereiche wie Improvisationstheater, Wahrnehmungsförderung, Stimmbildung, Bewegungstheater, pantomimische Spiele, Tanz, Gesang, Ausdruck, Mimik, Gestik sowie Szenen- und Rollenarbeit die vielen Seiten des Theaterspiels nähergebracht.“ Die gelernte Erzieherin liebt die Bühne und hat selbst viel Spaß daran. „Seit vierzig Jahren bin ich beim Amateurtheater Schwelm dabei. Mir hat das immer Spaß gemacht. Ich liebe Musicals und Märchen und habe viele Ideen, die wir umsetzen. Sonst würde sich das wohl auch nicht realisieren lassen, denn die Zeit, die neben dem Job in das Theaterprojekt fließt, ist groß.“ Das ganze Projekt ist Handarbeit – vom Schreiben der Texte über das Bühnenbild, die Kostüme und die Technik. Sabine Masmeier-Wegemann schreibt die Texte immer passgenau zu den Rollen und ihren großen und kleinen Darstellern um. Das macht die Figuren besonders lebendig. „Im letzten Jahr konnten wir uns zum Glück bis zum Herbst relativ regelmäßig zu Proben treffen. Ich habe kleinere und feste Gruppen gebildet. Manchmal haben wir auch draußen geprobt oder im Kolpinghaus. Wir haben ein genehmigtes Hygienekonzept. Als es das zum Herbst hin nicht mehr möglich war, blieb uns nur Zoom. Aber aufgehört haben wir nie.“ Und die Theaterpädagogin macht sich viele Gedanken, wie sie gerade im Lockdown ihre Gruppen begeistern kann.
Lichtblick der Woche
„Beispielsweise stelle ich verschiedene Aufgaben. Da soll man etwa seine Gefühle ausdrücken und von seinem Gesicht ein Foto schicken. Diese Fotos stelle ich zu Kollagen mit Musik untermalt zusammen und wir zeigen sie uns dann. Weihnachten feiern wir auch immer zusammen. Das ging diesmal nicht, also sollte wenigstens jeder eine Tüte mit einem Essensgutschein bekommen. Ich habe Termine vergeben und jeder hat sich seine Tüte abgeholt. Das Treppenhaus hatte ich mit Lichtern dekoriert und mit dem Essensgutschein konnten wir die heimische Gastronomie unterstützen.“
Ihr Engagement kommt gut an. Mario von den „Maxis“ formuliert es so: „Der wahre Kern ist die bunt gemischte leidenschaftliche und herzliche Gruppe von jung bis alt, die sich auch nicht zu schade ist, bei jeglichem Wetter draußen hinter einer Fabrik am Wochenende zusätzliche Proben zu machen, um alles für die nächste Show zu geben. Eine Theatergruppe, die über die Proben hinaus jedes Mal gemeinsam danach zusammen isst und sich privat austauscht. Eine Theatergruppe, die gemeinsame Ausflüge unternimmt und weiß, was man unter Feiern versteht. Eine Theatergruppe, in der man Freundschaften für das Leben schließt. Das Flick Flack Theater ist eine zweite Familie, ein ewiges Zuhause und ein unerschöpflicher Springbrunnen unglaublicher Erinnerungen.“
Benjamin von den „Midis“ hat erst in der Coronazeit zu Flick Flack gefunden. Er sagt: „Die Probe ist mein Lichtblick in der Woche“.
Auch, wenn es eben nicht persönlich möglich ist – es gibt sie, die Theatergruppe. „Es ist niemand ausgetreten. Wir freuen uns natürlich alle, wenn es wieder richtig los geht und sind bereit. Viele Stücke wie ,Peter Pan‘ (Midis), ,Robin Hood‘ (Maximum), ‚Das Dschungelbuch‘ (Midi Plus) und ,West Love Story‘ warten darauf, dass sich der Vorhang wieder hebt.“
Wann genau das im silbernen Jubiläumsjahr möglich sein wird, weiß Sabine Masmeier-Wegemann natürlich nicht. „Aber ich hoffe, es dauert nicht mehr lange.“ Zumal schon bald auch die Proben für das Weihnachtsstück „Mary Poppins“ beginnen sollen. In Gevelsberg bieten die Theaterräumlichkeiten Platz für bis zu 600 Besucher, in Schwelm sind es 168 Personen. Was gespielt wird, ist das Ergebnis von gesammelten Ideen. „Ich muss natürlich nach verschiedenen Kriterien überlegen, was man auf die Bühne bringen kann. So viel wie möglich entscheide ich gemeinsam mit anderen.“ Gibt es einen Wunsch der Theaterfamilie? „Ja, viele wünschen sich Harry Potter“, gesteht Sabine Masmeier-Wegemann, deren Leidenschaft eher bei Musicals und Märchen liegt. Aber auch der Zauberjunge aus Hogwarts wird es wohl noch auf die Bühnen in Gevelsberg und Schwelm schaffen.
Doch nicht nur die aktiven Theatermitglieder gewinnen Spaß und Freude aus ihrem Tun. Auch die Städte wissen, welche ehrenamtliche Arbeit hier von allen geleistet wird. Zum 20jährigen Geburtstag durfte sich deshalb Sabine Masmeier-Wegemann auch in das Goldene Buch der Stadt Schwelm eintragen, im Beisein der damaligen Bürgermeisterin Gabriele Grollmann. Und die Altenhilfeeinrichtungen der Städte freuen sich auch, dürfen ihre Bewohner doch in der Regel kostenfrei die Aufführungen besuchen, wenn es wieder heißt: Vorhang auf!
Infos unter www.flickflack-theater.de
Das sagen die Teilnehmer:
Das Flick Flack Theater hat mir meine Liebe zur Schauspielerei und ihrer Welt bestätigt (Sarah, Midi Plus)
Ich habe viele gute Freunde gefunden und wir sind eine kleine Familie geworden (Leandra, Maximum)
Jede und Jeder von uns hat seine eigenen Stärken. Wir ergänzen uns zu einer kreativen inspirierenden Gruppe (Judith, Maxis)
Egal, wie viel Stress ich davor habe – nach der Probe schwebe ich geradezu nach Hause (Janine, Maxis)
25 Jahre Flick Flack… das heißt wohl, dass ich nun nicht nur mehr als die Hälfte der ganzen Zeit dabei bin, sondern auch schon 2/3 meines Lebens. Ich bin stolz, schon so lange Teil dieser tollen Gruppen sein zu dürfen und freue mich auf die nächsten 25! (Marcia, Maxis)
Besonders stolz hat mich gemacht, als ich von Sabine Masmeier-Wegemann die Möglichkeit erhielt, meine eigene Komposition für ,Die Weihnachtsgeschichte‘ den Menschen zugänglich zu machen. Diese großartige Chance ließ mich um mehrere Zentimeter wachsen. (Marcel, Maxis)
Die Proben bei den Maxis sind oftmals ein Highlight der Woche. Es gab keinen Tag, an dem ich nicht mit einem strahlenden Lächeln nach Hause gefahren bin. (Janina, Maxis)
Wenn es einem nicht gut geht, muntert Dich die die Gruppe auf. Ist man gut gelaunt, kommt man mit einem noch besseren Gefühl wieder heraus (Kai-Conner, Maxis)
Ich liebe es einfach, für ein paar Stunden das Leben von jemand anderem zu leben – und das auf meine ganz persönliche Art und Weise (Lia, Midi Plus)
Wir sind eine bunte, verrückte Truppe, die trotz aller Verschiedenheiten eine große Familie ist. Jeder von uns hat seine eigene besondere Geschichte und genau das ist es, was unser Theater so besonders macht (Daniel W., Maxis)
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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