Ein Stück Kultur
Schwelmer Archivar Jens Möllenbeck stellt seine Lieblingsarchivalie den WAP-Lesern vor
Mit Schwelms Stadtarchivar Jens Möllenbeck setzen wir unsere neue WAP-Serie "Ein Stück Kultur" fort, in der Kulturschaffende und Kulturbetriebe trotz Lockdown, Hygiene- und Abstandsregeln unseren Lesern wieder ein wenig Kultur näherbringen.
von Nina Sikora
Im Stadtarchiv auf Spurensuche gehen und die Vergangenheit lebendig werden lassen. Im Moment ist dieses Vergnügen nur Schwelms Stadtarchivar Jens Möllenbeck vergönnt. Gerne zeigt er den WAP-Lesern sein persönliches Lieblingsstück aus der Sammlung:
"Das Stück Kultur, welches ich Ihnen hier vorstellen möchte, ist sicher nicht die bedeutendste Archivalie des Stadtarchivs. Aber mein Interesse an Kraftfahrzeugen schlechthin wird mit dieser Akte in besonderer Weise angesprochen: Es geht um den Betrieb einer Kehrmaschine der Marke Krupp, die im Juni 1939 von der Stadt Schwelm für 9321,45 Mark erworben wurde. Erstzulassung am 01.07.1939, stillgelegt zum Kriegsausbruch, und dann wieder im Einsatz von 01.04.1952 bis zum 01.07.1961. Seit 1956 unterwegs als EN- 244. Sein Ende fand dieses sicher schon damals skurril anmutende Fahrzeug bei der Firma Lohr, Wilhelmstraße.
Die Krupp-Kehrmaschine erschien bereits 1921 im Handel und wurde vom Markt gut aufgenommen. Es handelte sich um ein dreirädriges Gefährt mit einem einzelnen Vorderrad, rotierender Bürstenwalze hinter der Hinterachse und einem Wassertank im Heck. Somit war das Fahrzeug auch als 'Sprengwagen' einsetzbar, der bei Bedarf den Straßenstaub zunächst anfeuchtete, bevor die wahlweise schräg nach links oder rechts ausgestellte Bürste den Schmutz zu einer bestimmten Straßenseite wirbelte. Dort mussten dann Straßenkehrer diesen Schmutz mit Schaufeln aufnehmen. Die Fertigung solcher amtlich so genannten 'selbstfahrenden Arbeitsmaschinen' wurde noch 1939 bei Krupp eingestellt."
Fahrzeug-Schicksale im Stadtarchiv
Im Stadtarchiv haben sich noch weitere interessante Fahrzeug-Schicksale verewigt, aber diese Kehrmaschine sticht heraus. Denn das auffällige Fahrzeug war recht lange im Einsatz, weswegen der Eine oder die Andere sich erinnern mag. Und der Kfz-Brief hat sich erhalten, aus der Sicht des Archivars ein unerhörtes Glück. Als Privatmann in seiner Freizeit ist der immer begeistert, wenn er so ein Dokument an die Hand bekommt.
- Derzeit ist im Stadtarchiv Schwelm kein Besuch zugelassen. Interessenten haben aber die Möglichkeit, die Internetseite zu besuchen.
- Jens Möllenbeck freut sich auch über eine persönliche Anfrage per Mail an moellenbeck@schwelm.de.
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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