Interview mit Walter Sittler
Kurz vor Beginn des faszinierenden Erich-Kästner-Abends gewährte der bekannte Schauspieler Walter Sittler wap-Redakteurin Britta Kruse einen Einblick in seine Liebe fürs Theater und warum er nicht mehr gerne jung sein will:
Frage: Was ist Ihnen lieber, Fernsehen oder Theater?
Sittler: Es sind zwei ganz unterschiedliche Medien, aber das Theater ist meine Heimat. Der Kontakt zum Publikum ist dort viel unmittelbarer, alle geschichten werden live erzählt. Das ist eine wunderbare Atmosphäre.
Frage: Spüren Sie, ob das Publikum mitgeht?
Sittler: Das ist eine Frage von Minuten. In den fast 300 Vorstellungen, die wir mit Teil 1 der Kästner-Biografie gespielt haben, hat das gut funktioniert. (Anm. d. Red.: Auch bei Teil 2 am Donnerstagabend ging das Publikum begeistert mit).
Frage: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt in Gevelsberg vor zwei Jahren?
Sittler: Ja, bei der Herfahrt habe ich mich an die schöne Landschaft erinnert und an einen gelungenen Abend.
Frage: Was fasziniert Sie an Erich Kästner?
Sittler: Es sind die Texte und die bildreiche Sprache. man muss kein Abitur haben, um sie zu verstehen, das geschieht eher gefühlsmäßig.
Frage: Wie schaffen Sie es, diese Textmengen auswendig zu lernen?
Sittler: Ich verknüpfe die Texte mit Bildern, die ich der Reihe nach abgehe. Dabei bin ich Perfektionist mit hohem Anspruch an mich selbst. Kommt mal ein Versprecher vor, stolpere ich auch im Kopf. Das merke ich mir dann für die nächste Vorstellung.
Frage: Welche Autoren würden Sie noch gern rezitieren?
Sittler: Das kommt auf die Stücke an: Tschechow wäre sicher gut zu spielen, aber auch Lessing, Wedekind oder Brecht wären interessant.
Frage: In Ihren Stücken leben Sie die verkörperten Figuren, tauchen ein in die Zeit ihres Lebens. Sind Sie zufrieden mit der Zeit, in der Sie leben?
Sittler: Jede Zeit hat ihre guten und schlechten Zeiten. Ich bin froh, nicht mehr jung sein und mich den rasanten Zeitsprüngen stellen zu müssen. Ich weiß wo ich stehe und möchte meine Erfahrungen nicht missen.
Und dann erlebten rund 600 Besucher im bis auf den allerletzten Platz gefülltenZentrum für Kirche und Kultur in Gevelsberg den faszinierenden Walter Sittler in Teil 2 der Biografie Erich Kästners. Nahtlos knüpfte er an Teil 1 („Als ich ein kleiner Junge war“, Aufführung in Gevelsberg 2010) an. In Teil 2 - „Prost, Onkel Erich“ - wurde es wesentlich politischer und blieb dennoch warmherzig. Vor allem die Briefe an seine Mutter gehörten zu den bewegendsten Momenten des Abends, der gleichermaßen ernst und humorvoll, bedrückend und doch voller Heiterkeit war.
Sittler schlüpft perfekt in die wilden 20er-Jahre und die folgende dunkelste Zeit Deutschlands, in der Kästner fast alles verlor - nur nicht sein satirisches Augenzwinkern.
Tosender Applaus und der Dank des Gastgebers, Sparkassenvorstand Thomas Biermann, waren der Lohn für den von Martin Mühleis inszenierten, faszinierenden Abend.
Autor:Britta Kruse aus Schwelm |
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