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Hommage an einen alten Hausarzt

Dr. Shamoun Kando
Hausarzt von1984 - 2016
  • Dr. Shamoun Kando
    Hausarzt von1984 - 2016
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Hommage an einen alten Hausarzt

Weiße Haare, freundliche Augen,
welche mich jedes Mal prüfend anschauten,
das Stethoskop stets griffbereit -
so sah ich meinen Hausarzt über sehr lange Zeit.

Er kannte meine Eltern, die Großmama,
sah mich heranwachsen, lachte mit meinen Kindern gar.
Er wußte, wenn mich etwas quälte,
konnte oft helfen, war immer zur Stelle.

Impfen, spritzen Blut abnehmen,
trösten, beruhigen, Verbände anlegen,
erklären, was unklar, bedrohlich fremd -
niemals hektisch oder laut man unseren Hausarzt kannt.

Und wenn die Not es erforderte, mein Doktor gab weiter
an den Facharzt, das Krankenhaus, den Rettungssanitäter.
Für alte Menschen hatte er ein besonderes Herz,
gab Hilfe, schenkte ein Lächeln, machte einen Scherz,
besuchte sie regelmäßig, zollte dem Alter Respekt,
war nicht wegzudenken im ganzen Ort.

Und sollte es einmal notwendig sein,
so lud er den Pastor zum Hausbesuch ein.
Denn auch mein Hausarzt kannte seine Grenzen -
man durfte ihm bis zuletzt Vertrauen schenken!

Vertrauen - ein Wort, das gehört hier hin,
denn mit so viel Vertrauen ein Jedermann ging
zu diesem alten Arzt, der alle kannte
und nie dieses geschenkte Vertrauen missbrauchte!

Und die Kinder, selbst die ganz kleinen,
hörten bei „ihrem Onkel Doktor“ gleich auf zu weinen.
Sanft, vorsichtig und behutsam sie ihn kannten,
danach durften sie Süßes aus dem Schatzkästlein kramen.

Nach Jahrzehnte langer Arbeit voller Fleiss
ist der Ruhestand auch für den Hausarzt der Preis.
Die Patienten, ein ganzes Dorf trauert, ihr
Hausarzt war ein Geschenk -
nicht selbstverständlich in unserer
hektischen Welt!
(B. Kando 8/2018)

Autor:

Barbara Kando aus Schwelm

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