Alltagsgeschichten
Die zerrissene Hose
Die zerrissene Hose
Ein Junge frisch, fromm, fröhlich, frei,
stieg auf einen Baum. Er dachte sich nichts dabei.
Er kletterte hoch von Ast zu Ast,
damit er von oben bessere Aussicht hatt’.
Ganz oben im Baum, von der Erde weit entfernt,
genoss er die Weite, versteckt zwischen dem Blattwerk
und glaubte, dass der Weg zurück,
genau so einfach ginge Stück für Stück.
Doch der Baum hielt ihn fest,
die Äste zerrten
an seiner Kleidung, an Armen und Beinen,
bis schließlich er sprang aus beträchtlicher Höh
hinunter auf die sichere Erd.
Da sah er zu seinem großen Entsetzen:
die Knie hatten Löcher, die Hose Dreiecksfetzen.
Der Mutter Schimpfe war der Knabe sicher sich,
drum er zu seiner liebsten Großmutter schlich
und bat sie mit bettelnder Stimme leise:
„Omama, flick mir die Hose noch heute.
Ich hab Dich lieb, das weißt Du doch,
aber noch viel mehr, wenn wieder heile ist das Loch!“
Die Großmama geschickt dran ging
zu flicken das Hosenbein dem Kind.
Von Papa’s alter Jeans sie nahm
den Flicken, dreieckig auf Viereck sodann.
Und nach einer halben Stunde nur
war beseitigt das wirklich üble Malheur.
Der Bub seine Oma glücklich umarmte und küsste,
wie immer er sich von ihr verstanden wusste!
Daheim die Mutter seufzte und meinte
mit erhobener Stimme:
„Du bist und bleibst ein wilder Bengel!
Doch auch ich bin froh über Großmama’s Geschick,
die deine zerrissenen Hosen so schön flickt.
Was täten wir nur, wenn wir sie nicht hätten -
wer könnte dann dich und deine kaputten
Hosen retten?
So aber sehen diese echt urig aus!
Kein 2. Kind geht so sauber geflickt aus dem Haus!
Unsere Großmutter ist mit Gold
nicht aufzuwiegen -
nicht wegzudenken ist sie aus unserem Leben!
Danke, liebe Großmama!
Autor:Barbara Kando aus Schwelm |
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