Eheleute Celik feierten ihren 50. Hochzeitstag
Deutsch-Türkisches Glück

Zu ihrem 50. Hochzeitstag wurden Demircan und Ayse Celik von ihren Kindern überrascht. Foto: Celik
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Der vergangene Samstag, 5. Februar 2022, war für Demircan und Ayse Celik ein ganz besonderer: Die beiden Schwelmer waren nicht nur auf den Tag genau 50 Jahre glücklich verheiratet, sondern leben jetzt auch fast genauso lang zufrieden mit ihren Kindern in deutsch-türkischer Tradition.

In der boomenden Nachkriegswirtschaft suchte Deutschland dringend Arbeitskräfte, in Ländern wie der Türkei hingegen herrschte hohe Arbeitslosigkeit: So kamen nach dem Abkommen von 1961 tausende türkische Gastarbeiter, mehr noch als Italiener, in die Bundesrepublik, um ihre Familien durch vorübergehende Beschäftigung mit Geld zu versorgen. Viele von ihnen haben hier aber nicht nur einen neuen Arbeitsplatz, sondern einen echten Lebensmittelpunkt gefunden, und sind bis heute geblieben. So wie die Eheleute Celik.

„Mein Vater hat schon früh mit 14 Jahren eine Lehre zum Friseurmeister begonnen, war danach beim Militär, doch anschließend wurde er erwerbsslos“, erinnert sich Taner Celik. Beinahe wäre Demircan auf der Suche nach einer festen Arbeitsstätte in Australien gelandet, „doch das war ihm doch zu weit weg von zu Hause“, grinst der Sohn. Auch ein Angebot aus Frankreich lehnte er ab. Stattdessen kam er 1970 über München mit dem Zug nach NRW wie schon viele türkische Landsleute vor ihm. Hier fand er Arbeit, aber nicht die Liebe.
„Meine Mutter lernte er in der Türkei kennen, bei einem Heimatbesuch“, berichtet der Sohn weiter. Sie wurde familiär „empfohlen“, wie damals noch so üblich. Ayse Celik, damals noch Günal, war Bäckerstochter und Hausfrau. Eine gute Wahl, wie 50 gemeinsame Jahre heute bezeugen. Schnell folgte die Verlobung, gleich beim nächsten Besuch wurde traditionell in großem Stil geheiratet, am 5. Februar 1972. Da war er 26, sie gerade einmal 19 Jahre alt. Nach Erledigung aller vorgeschriebenen Papiere konnte Ayse einige Wochen später als Familienangehörige nachziehen.

Von Frankfurt nach Schwelm

In Frankfurt, wo Demircan anfangs bei einer Baufirma unterkam, begann für die Frischvermählten die gemeinsame Zukunft. „Sie lebten dort bei Freunden, wie in einer kleinen Abstellkammer“, weiß Taner. „Eine Tante von Mama wohnte aber in Schwelm und bot ihnen dort bei einem Besuch Unterstützung an. Sie fanden Beschäftigung und eine bessere Unterkunft und fühlten sich in der Stadt direkt wohl.“
Die erste Wohnung lag an der Hauptstraße 31, ein altes, heute denkmalgeschütztes Gebäude mitten in der Stadt. Zwei Jahre später, 1974, kam als erster Sohn Ugur zur Welt. Es folgten drei weitere Kinder: 1976 Sohn Zafer, 1982 Taner und schließlich 1990 Nachzüglerin Arzu. „Sie wollten unbedingt noch ein Mädchen“, weiß der stolze Bruder. Die Kinder wuchsen als Schwelmer auf, besuchten den örtlichen Kindergarten, die Schule, knüpften Freundschaften in der Stadt, wie zuvor schon ihre Eltern. An eine Rückkehr in die Türkei war für die Familie zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr zu denken.
„Ihre türkischen Wurzeln haben meine Eltern in 50 Jahren trotzdem nie vergessen“, betont Taner.

Kultur und Sprache haben die Celiks an ihre Kinder weitergegeben, haben mit ihnen die Türkei bereist und dort die Familie besucht. „Aber sie haben sich auch immer für uns bemüht, deutsche Traditionen kennenzulernen, die wir von den anderen Kindern kannten“, weiß Taner noch genau. „Meine Mutter war dabei sehr süß: Obwohl wir ja eigentlich gar kein Weihnachten gefeiert haben, hat sie beispielsweise zum Nikolaus die Stiefel rausgestellt oder Geschenke gemacht. Meine Eltern hatten da eine gute Balance.“ Große Ablehnung musste die Familie in all den Jahrzehnten glücklicherweise nicht erfahren. „Natürlich gab es mal Schwierigkeiten und man hat ihr Nichtwissen in Bezug auf das deutsche Recht zum Beispiel ausgenutzt, aber es gab auch immer sehr viele Menschen, die sie bei der Integration unterstützt haben.“ So habe die Frauenärztin die Mutter beispielsweise über ihre Ansprüche auf Elternzeit aufgeklärt und auch bei der Bank, den Versicherungen und Ämtern gab es immer Ansprechpartner für sie.

Gute Erinnerungen an die Kindheit

„Für mich persönlich war der Klassenlehrer in der ehemaligen Grundschule Westfalendamm eine wichtige Bezugsperson“, erzählt Taner. „Er hat uns oft geholfen und auch in der Klasse über die türkische Kultur und Religion aufgeklärt. Wir hatten glaube ich sehr viel Glück mit unserem Umfeld.“ Überhaupt erinnert er sich an eine unbeschwerte Kindheit, ans Fußballspielen und an einen starken Familienzusammenhalt. „Wir haben später sogar ein Familiengeschäft gemeinsam betrieben, einen Dönerladen an der Bahnhofstraße: Arzum Döner, benannt nach unserer Schwester.“

Heute führen die erwachsenen Kinder natürlich alle ihr eigenes Leben, mit eigenen Familien und ganz unterschiedlicher Beschäftigung: Ugur ist Mechatroniker, Taner arbeitet beim Ordnungsamt, Zafer in der JVA und Arzu ist Bäckerreifachverkäuferin. „Aber mindestens zu den Festen, wie dem Hochzeitsjubiläum meiner Eltern, kommen wir alle zusammen. Meine Schwester reist dann sogar aus der Türkei an, wo sie inzwischen wohnt. Aktuell feiern wir natürlich nur eingeschränkt durch die Corona-Regeln, aber das Zusammensein ist ja das wichtige.“ Und natürlich die Gesundheit, was allen Familienmitgliedern durch einen Herzinfarkt des Vaters im vergangenen Jahr noch einmal stärker bewusst geworden ist.

Glücklicherweise geht es Demircan heute wieder besser, so dass der Goldenen Hochzeit nichts im Wege steht. Wie die Celiks so viele Jahre als Paar überhaupt geschafft haben? „Ich glaube, das Geheimnis ist vor allem der große Respekt, den meine Eltern füreinander empfinden und sich gegenseitig auch zeigen“, vermutet Taner, der heute mit den Eltern in einem Haus in der Kaiserstraße lebt und ihnen im Alltag zur Seite steht. „Mein Vater ist ein Mann der alten Schule, eher streng und diszipliniert, dabei aber immer auch fair und demokratisch. Meine Mutter ist generell weicher, dennoch klar strukturiert und eigenständig. Sie haben ihre Liebe und ihre Höflichkeit nie verloren.“ Gründe genug also für einen Glückwunsch von Herzen - von der Familie und natürlich auch dem Team der wap.

Zu ihrem 50. Hochzeitstag wurden Demircan und Ayse Celik von ihren Kindern überrascht. Foto: Celik
Das alte Hochzeitsfoto bezeugt: Schon vor 50 Jahren haben Demircan und Ayse Celik ein schönes Paar abgegeben - bis heute zeigen sie sich gegenseitig Liebe und Respekt. Foto: Celik
Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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