Orgelvielfalt ohnegleichen
Auch der 13. Orgelherbst Schwelm–Gevelsberg-Ennepetal war ein voller Erfolg

Kirchenmusiker Ludger Janning gab zwei Konzerte in Ennepetal und eins in Gevelsberg. Bei der Orgelmusik in der Liebfrauenkirche war ihm die Freude an den heiteren Orgelstücken deutlich anzumerken. | Foto:  LG
  • Kirchenmusiker Ludger Janning gab zwei Konzerte in Ennepetal und eins in Gevelsberg. Bei der Orgelmusik in der Liebfrauenkirche war ihm die Freude an den heiteren Orgelstücken deutlich anzumerken.
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Die Kirchenmusik in den Evangelischen und Katholischen Gemeinden war von März bis August beinahe zum Erliegen gekommen. Kontaktbeschränkungen ließen viele geplante Konzerte ausfallen, Chöre und Gemeindemitglieder dürfen bis heute nicht singen. Doch Kantorin Konstanze Pfeiffer und ihre drei Kirchenmusiker-Kollegen Ulrich Isfort, Ludger Janning und Gerhardt Marquardt setzten viel Zeit und Engagement ein, um auch in diesem Jahr einen Orgelherbst zu gestalten.

Konzerte von ganz unterschiedlicher Art standen in Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm auf dem Programm. Konzerte, die auch die große Bandbreite der Orgel unter Beweis stellten.

Den Anfang machte Gerhardt Marquardt, der sich eigentlich seit dem 31. August im Ruhestand befindet. Das geplante Konzert mit dem Bergischen Brass Quartett musste wegen eines Todesfalls kurzfristig abgesagt werden, doch Marquardt erfreute die Zuhörer in der Erlöserkirche mit einem großartigen Solokonzert auf der Orgel.

Das Konzert für Panflöte und Orgel mit Matthias Schlubeck und Kirchenmusiker Ludger Janning fand wegen der großen Nachfrage gleich an zwei aufeinander folgenden Abenden in der Herz-Jesu-Kirche in Ennepetal statt. Jeweils 60 Zuhörer konnten die Konzerte genießen, coronabedingt blieben aber 25 Kartenwünsche unerfüllt.

Instrumente als Tiere

Auch ein Kinderkonzert bot dieser 13. Orgelherbst. Kantorin Konstanze Pfeiffer präsentierte den zahlreich erschienenen Kindern und Erwachsenen das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“. Während die Kantorin von der Empore die Orgel erklingen ließ, erzählte die Schauspielerin Marie Dinger dem Publikum im Kirchenraum höchst anschaulich die spannende Geschichte von Peter, der mit seinem Großvater und seinen Tieren am Rande des Waldes wohnt, wo eines Tages der Wolf auftaucht und alle in Gefahr bringt. Sergej Prokofjew hatte das musikalische Märchen für Orchester und Sprecher 1936 geschrieben und er wollte Kindern die Instrumente auf fröhliche Weise nahebringen, indem die handelnden Figuren der Geschichte durch verschiedene Instrumente dargestellt werden. Die Oboe lässt die Ente quaken, die Querflöte zwitschert wie ein Vögelchen und die Klarinette schnurrt und schleicht wie die Katze. Alle diese Instrumente übernahm an diesem Nachmittag allein die Orgel und Konstanze Pfeiffer machte sie so deutlich hörbar, dass man die handelnden Personen und Tiere fast schon sehen konnte. 

„Superstars des Barock“

Große Klassiker gab es beim Konzert für Violine und Orgel in der Schwelmer Marienkirche. Als „Superstars des Barock“ kündigte Regionalkantor Ulrich Isfort die Komponisten Händel, Bach und Vivaldi an, und diese Superstars wurden von Violine und Orgel entsprechend zur Geltung gebracht. Mit dem Violinisten Alexander Yakoniuk verbindet Isfort eine langjährige Zusammenarbeit und so klangen die beiden wie ein eingespieltes Team. Wie bei der Händel-Sonate zu Beginn übernahm die Orgel oft zart und einfühlsam die Begleitung im Hintergrund. Bei zwei bekannten „Ohrwürmern“ von J.S. Bach, der „Passacaglia“ und der „Toccata und Fuge d-moll“, brachte Isfort jedoch die Orgel temperamentvoll zu Gehör. Mit einem Violinkonzert von A. Vivaldi trat Alexander Yakoniuk Solo hervor, während die Orgel den Part des Basso continuo übernahm. Zwischen die Barock-Stars mischte sich der 100 Jahre später geborene Ludwig van Beethoven, dessen Romanze Nr. 2 eigentlich für Violine und großes Orchester geschrieben wurde. Hier konnte Ulrich Isfort auf der „Königin der Instrumente“ die orchestrale Klangpracht abbilden. Das Publikum applaudierte begeistert und bekam zum Abschied eine Bach-Sonate als Zugabe.

Heitere Orgelmusik

Zehn Orgelstücke aus vier Jahrhunderten und sieben Ländern hatte Ludger Janning für sein Konzert in der Gevelsberger Liebfrauenkirche ausgewählt. Sie alle zeigten, wie heiter Orgelmusik sein kann. Mal klang es wie ein flottes Tänzchen, mal wie italienische Oper, mal kamen Bach und Mozart besonders beschwingt und leichtfüßig daher. Bei allen Stücken handelte es sich um Kirchenmusik, die viel Leichtigkeit und Lebensfreude ausstrahlte. Zum Schluss wurde es jazzig und groovy. Zwischen den Orgelstücken bewies Janning auch Qualitäten als Erzähler, denn mit witzigen kleinen Anekdoten rund um die Orgel brachte er das Publikum zum Schmunzeln und zum herzhaften Lachen.

Außer den Konzerten der heimischen Kirchenmusiker gab es auch Gastspiele in Ennepetal-Voerde und in der Evangelischen Kirche in Milspe.

Den Abschluss bildete am Sonntag ein großes Konzert in der Schwelmer Christuskirche unter der Leitung von Konstanze Pfeiffer. Mit etwa 140 Besuchern war die Christuskirche unter Coronabedingungen gut gefüllt und das Programm war umgestellt worden: Vom Kammerchor „Capella Vocale“ sangen nur die Frauen und gesungen wurde mit Abstand zu einander von der Empore. So entstand, begleitet von der großen Orgel, eine ganz besondere Atmosphäre, in der die klaren Stimmen über den Besuchern schwebten. Die Bach-Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ beendete das großartige Konzert. Sopranistin Dorothea Brandt, die mit ihrem klangreinen Sopran den Raum der Christuskirche wunderbar füllte, beglückte das Publikum mit samtweicher Stimme und klarer Höhe. Begleitet wurde sie vom sechsköpfigen Kammerorchester und Solotrompeter Patrick Dreier. Das Publikum applaudierte langanhaltend und es war zu spüren, dass Musiker und Publikum froh und glücklich waren, endlich wieder Musik auf hohem Niveau präsentieren und genießen zu dürfen.

Tipp: Im Programmheft für den Orgelherbst (es gibt sicherlich noch ein paar Restexemplare in den Kirchen) kann man sich genau über die sieben Orgeln informieren, die in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg in diesem Orgelherbst gespielt wurden.

von Lilo Ingenlath-Gegic

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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