Frieden schaffen, nie mit Waffen!
WILLST DU NICHT MEIN BRUDER SEIN…

Persönlicher Kommentar von Stephan Leifeld

Mit “Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag‘ ich Dir den Schädel ein…“ ist mir heute doch tatsächlich dieser plumpe Spruch in den Sinn gekommen. Dabei könnte man den Bogen spannen, von Kain und Abel über Stalin und Trotzki bis hin zum heutigen Wahnsinn. Vladi mir, so ich Dir - könnte ich heute weiter paraphrasieren. Allen Ernstes dürften in diesen Tagen alle Kriegstreiber und Rüstungsfetischisten ihren inneren Reichsparteitag feiern. 100 Milliarden mal eben entschieden, in die Bundeswehr zu investieren, klingt ebenso vielversprechend, wie die Strategie der politischen Elite in Sachen Hunger und Pandemie. Da aber gerade Not, Elend und Seuchen nicht auf den Titelseiten großer Boulevardzeitungen zu finden sind, wird die nächste Sau durch das globale Dorf gejagt. Putin wird mit Hitler verglichen, wird er noch im Social Media vorgeführt von einem „Komiker“ und zwei beliebten Boxsportlern, die ihrer Mama versprochen hatten, niemals gegen den Bruder zu kämpfen. Welche Ironie: Frieden schaffen, ohne Waffen, war damit offenbar gestern. Aufrüstung und nukleare Abschreckung sind der neue Frieden. Echt jetzt - heiligt der Zweck gerade mal wieder die Mittel?

Seit zwei Tagen habe ich in allen mir zugänglichen Medien verfolgen können, dass Wladimir aktiv angeboten hat, Friedensverhandlungen mit Wlodomyr aufzunehmen. Das war kaum sichtbar in Deutschlands‘ Presse - bis Selenskyj das bestätigt hat, wurde dieses Angebot negiert. Vielleicht passt es nicht ins blau-gelbe Kriegsgeschrei von Waffenlieferungen, auch über sogenannte Drittstaaten. Von Anfang der Eskalation an, bin ich der Überzeugung gewesen, dass Russland nicht im Kalkül gehabt hat, die gesamte Ukraine zu unterwerfen. Putin spielt nur sein „Risiko“ ziemlich abgebrüht. Damit er seine eigenen Verluste gering halten kann, hat er sich gezwungen gesehen, militärische Gegenschläge der einstigen „Brüder“ im sprichwörtlichen Keim zu ersticken. Die Brücken in Kiew hat die ukrainische Führung auch selbst zerstören lassen, ohne die Nerven zu haben, Panzer in Kiew abzuwarten. Putin kennt nicht nur die Mentalität seiner Russen, sondern auch die der anderen beiden russischen Bevölkerungen. Und so haben mir Budo-Freunde in der Ukraine gestern geantwortet, auf meine Frage, ob sie von einem Verhandlungsangebot Putins Kenntnis hätten, dass sie kämpfen wollen, bis zur russischen Kapitulation in Moskau. Putin müsse zurücktreten, konnte ich weiter lesen, und das man mit meiner pazifistischen Einstellung zum Krieg nichts anfangen könnte. Die baltischen Staaten und Rumänien würden quasi die NATO rechtzeitig ins Geschehen einbeziehen. Weitere Freunde von mir, in Serbien, teilen über die sozialen Medien eine Art Tour-Plakat von „Superstar Putin“, der auf Europa-Tournee in Kürze auch nach Berlin kommen wird. Ich bin entsetzt.

Vor etwa einem Monat, am 18. Januar, wurden in Deutschland die Zahlen der Rüstungsexporte bekannt. Vor allem Ägypten soll profitiert haben, dass die ehemalige Bundesregierung - an der die SPD auch beteiligt gewesen ist - Waffenexporte in Rekordhöhe genehmigte. Die neue Bundesregierung wollte das komplett ändern und restriktiv einschränken. Gute Vorsätze zum Jahresanfang, mit der Halbwertzeit einer Diät. Bereits seit diesem Wochenende ist klar, ein neuer Vorwand ist gefunden, der deutschen Rüstungsindustrie große Freude, Pardon, großen Umsatz zu bescheren. Dabei geht man in Berlin offenbar davon aus, dass der hier in den Medien als „gestörter Kleptokrat“ dargestellte Putin, der bekanntermaßen seinen Werdegang beim KGB in Ost-Deutschland erfolgreich absolvierte; nicht mitbekommt, wenn „seine“ Truppen mit Waffen aus deutscher Lieferung und Produktion getötet werden. Die politische Führung in Berlin, die diplomatisch wenig überzeugend war, scheint auch in Sachen Realitätssinn etwas aus der Spur gekommen. 

Vitalisierend für die „Falken dieser Welt“, beinahe ein Aphrodisiakum für Möchtegern-Rambos, werden sogar in lokalen Zeitungen über 90jährige ganzseitig in Szene gesetzt, die „ihre Heimat“ Ukraine verteidigen würden, wenn sie jünger wären. Dabei kommt mir in den Sinn, warum diese angeblichen Helden dann hier leben und was sie wohl in ihrer Jugend in der Ukraine oder für Deutschland so gemacht haben könnten. Mir fällt dann wieder die Freiwilligen-Truppe der 14. SS-Division ein, während ich lesen kann, dass auch Selenskyj für den Heimatschutz in Kiew freiwillige Söldner aus der ganzen Welt öffentlich auffordert, „sein Land“ zu verteidigen. Der frühere Komiker spricht gegenüber seinen Landsleuten von patriotischer Pflicht - und nationaler Identität der Ukraine. Ich denke dann an Lenin, wie der einen Vorteil sah, gegenüber dem Zar-Regime, wenn 1917 im früheren Klein-Russland eine nationale Front von Arbeitern stark wird, die dann später von Stalin so abgelehnt wird, dass Hitler sie wieder stärken durfte…

„Es sind nicht die Waffen, die Menschen töten, sondern die Menschen…“, erinner ich mich an Papst Johannes Paul II, alias Karol Wojtyla, zum Thema Frieden in der Welt. 

Obwohl ich sicher kein Fan der Nachfolger des umgekehrt gekreuzigten Petrus bin, entspricht das auch meiner Gedankenwelt. „Frieden schaffen, ohne Waffen“ - und - „stell dir vor, es ist Krieg, und niemand geht hin“ - sind für mich Zitate, die ich mit Ostern assoziiere. Mein Jesus ist Gottes Sohn durch Entscheidung. Maria war keine Jungfrau, was das Ganze mit Pfingsten für mich zu einem größeren Wunder macht - als auf einen Marionettenspieler oder einen Sheriff zu warten. 

Wenn es keinen Weg zum Frieden gibt, außer dem Frieden selbst, ist es eben nicht unsere „verdammte Pflicht“, bei einem Staatsbesuch einen Gastgeber zu blamieren, sondern den Dialog zu suchen. Aus meiner Sicht hat diese Bundesregierung ihr Versagen damit offenkundig gemacht, wenn der ehemalige Vizekanzler in Moskau einen Flachwitz auf Kosten von Putin macht, statt die Chance auf Frieden und Entspannung zu ergreifen. Ein Möchteschonimmergern-Vizekanzler Habeck zeigt auch keine außerordentlich grün-alternative Politik, wenn er nur steigende Gaspreise beschreibt. Das könnte aber auch daran liegen, dass seine Partei die „Alternative“ vom Wort her, an Nazis abgetreten hat, um sich dann lieber für das Wort „Bündnis“ zu entscheiden. Die NATO ist ja eher ein Bündnis, und kein Heilsbringer in Sachen Frieden. Das wissen auch die o.a. Serben noch ganz gut… als man SWIFT und andere Schritte nicht überlegt hat, sondern gleich mit Bomben auf Belgrad gezeigt hat, wozu das atlantische Bündnis fähig ist.

Dabei kommt mir in den Sinn, dass das Brandenburger Tor schon in einigen Farben illuminiert gewesen ist. Die Farben von allen aktuell okkupierten oder unterdrückten Bevölkerungen habe ich aber nicht wirklich sämtlich wahrnehmen können. Fussball in Russland abzusagen, war sicherlich auch ein krasser Schritt - fast, wie wenn in China der berühmte Sack Reis… ach ne, die Olympischen Spiele ausgefallen wären.

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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