Die Feinde der Elche waren früher selber welche…
Wenn wir die Ukraine einfach abschaffen…
Meinung von Stephan Leifeld
Einmal angenommen, wir würden die Ukraine einfach abschaffen. Auch Russland. Zumal historisch gesehen, in diesem Punkt der aktuelle russische Staatschef im Recht sein könnte, wenn er auf die gemeinsamen Wurzeln beider Staatsgebilde hindeutet. Wir könnten dann auch Kroatien und Serbien abschaffen, Nord- und Südkorea, Tibet und China, Deutschland, Frankreich und England, die Türkei und Griechenland. Selbstverständlich auch alle weiteren Nationalstaaten auf diesem Planeten. Überall auf der Welt kennen wir sogenannte „Bruder-Kriege“. Wir könnten dann endlich darüber diskutieren, ob wir als Menschen nicht größere Herausforderungen haben, als das Vermögen russischer Oligarchen zu minimieren, oder Schalke-Trikots ohne Gazprom-Werbung zu kaufen. Zumal Gates, Bezos und Zuckerbergs dieser Welt, vermutlich lautlos lachen, über die Vermögen der russischen Elite. Elon Musk gibt solche Beträge, die aktuell als eingefroren gelten, an manchen Tagen beim Einkaufen aus…
Es waren möglicherweise die Rus, eine Art Wikinger-Stamm, die in der Gegend der heutigen Ukraine, Russland gegründet haben. Als man im Laufe von Generationen expandierte, entstand ein Gebiet, welches in Kleinrussland, Großrussland und Weißrussland, landschaftlich aufgeteilt war. Kleinrussland wurde erst 1917 - also in den Zeiträumen zwischen der russischen Februar- und der Oktoberrevolution ausgerufen, unter dem Namen Ukraine. Großrussland ist heute bekannt unter dem Namen Russland. Weißrussland wird in den Medien immer häufiger Belarus bezeichnet. Ich bin aber alt genug, um es noch als Weißrussische Sowjetrepublik zu kennen. Genau hier setzt auch mein Gedankenspiel an.
In meinem letzten Kommentar zum Thema Ukraine habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Nazi-Deutschland in Europa diverse Verbündete und Freiwillige gehabt hat, die ebenfalls in ihren Staatsgebieten blutrünstigen Genozid betreiben konnten. Beispielhaft ist hier die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS genannt, die mit ukrainischen Freiwilligen, quasi Jagd gemacht hat, auf Russen, Juden und andere Personengruppen… in einer Brutalität, die laut Darstellungen in früheren Medien bisweilen sogar die Deutschen übertraf. Ohne mich wiederholen zu wollen, gegenüber meinen treuen Leserinnen und Lesern, kommt mir dann auch der kroatische Faust in den Sinn: die Greueltaten der Ustascha - mit der späteren Gründung von Jugoslawien. Tito hatte seinerzeit eine riesige Aufgabe zu bewältigen, seine Heimat sprachlich und politisch zu einigen, nachdem solche Verbrecher, wie Ante Pavelíc, ihrem Mentor Hitler gut gefallen haben.
Zudem hege ich die feste Überzeugung, dass man nicht alles glauben darf, was in der Zeitung steht. Damit beziehe ich mich nicht nur auf den Song von Reinhard Mey, mit dem ich die Meinung teile, meine Söhne nicht für das Militär hergeben zu wollen. Ich beziehe mich dabei auch auf die Hollywood-Industrie mit ihren ewig guten Helden, nach dem Stereotypen eines Rambo, die in ihren Filmen immer die „bösen“ Indianer, später ausgetauscht durch Vietcong - bis hin zu Aliens bekämpfen müssen, und immer wieder die Weltbevölkerung durch die „guten“ US-Amerikaner gerettet zeigen. Damit prägt die Unterhaltsindustrie inzwischen das Weltbild mehr, als es Dantes‘ Inferno geschafft hat. Denn auch die Hölle hat inzwischen Tom Cruise und Keanu Reeves „gesehen“.
Mich hat vor zwei Tagen ein Ausspruch des russischen Präsidenten Putin sehr nachdenklich gestimmt, in diesem Zusammenhang mit den Nationalen Interessen (die ich absichtlich groß schreibe, weil es nicht um originäre Interessen geht). Putin, den deutsche Karikaturisten als Stalin deklarieren, sprach in einer Ansprache in den russischen Medien von der Entnazifizierung der Ukraine. Zeitgleich wird das Brandenburger Tor in Berlin in Blau und Gelb illuminiert… als würden wir das bei jedem bewaffneten Konflikt auf dieser Erde tun. Schwarz-Rot-Grün, wenn die Taliban Afghanistan zurückerobern, Blau-Weiß-Rot, wenn die USA mal wieder irgendwo Sheriff spielen will.
Im Ernst könnte man sich die Frage stellen, welchen Sinn machen solche Territorialkonflikte eigentlich, und wem nützen sie. Die erste Frage erkläre ich mir persönlich an diversen Beispielen: Zypernkonflikt ist völlig sinnlos, da Türken und Griechen aus meiner Sicht eigentlich ein Volk sind, nur getrennt durch ihre Religion. Mehr Generationen teilten sie einen Lebensraum, als sie nun in ihren National-Rivalitäten getrennt sind. Frei nach dem Motto, die größten Feinde der Elche, waren früher selber welche… haben auch Deutsche und Franzosen jahrzehntelang eine sogenannte Erbfehde gepflegt, womöglich dabei auch so Pufferzonen wie Luxemburg entstehen lassen, trotz oder wegen der gemeinsamen fränkischen Wurzeln.
Noch die sogenannte Zimmermann-Depesche sollte einen Krieg zwischen Mexiko und den USA auslösen, um die US-Amerikaner an einen Krieg mit Deutschland zu hindern. Dabei muss man wissen, dass Kalifornien und Texas sehr lange zu Mexiko gehört hatten, bevor sie als Staaten von den USA einverleibt wurden. Von der Möchtegern-Nation, die eigentlich keine ist, weil sie von Menschen abstammt, „die überall woanders rausgeflogen und gescheitert sind“. Damit beziehe ich mich auf ein Zitat des Schauspielers Bill Murray, den ich auch sonst sehr witzig finde.
Damit bin ich auch schon beim zweiten Teil meiner Antwort. Folge dem Geld!
Der Konflikt in der heutigen Ukraine könnte unter dem Strich am meisten den USA nutzen. Die NATO basiert auf einem Defensivbündnis zwischen ursprünglich europäischen Staaten und den USA mit Kanada. Australien kooperiert mit der NATO, ist aber kein ordentliches Mitglied. Die USA sind seit etwa 150 Jahren expansiv ausgerichtet. Wurde zunächst der amerikanische Kontinent manipuliert, für eigene wirtschaftliche Interessen, kamen die beiden Weltkriege - in der Rolle gegenüber Japan und Deutschland, den US-Amerikanern sehr zu passen. Kaum ein lateinamerikanisches Land hat wirklich Frieden und Freiheit finden können, seit die USA dort intervenierte. Auf anderen Erdteilen sieht es ebenso aus.
Historisch habe ich schon einmal dabei verglichen, dass Pearl Harbour ein Bauernopfer gewesen sein könnte, als Vorwand vergleichbar mit dem Einmarsch von Nazi-Deutschland nach Polen. Die USA wollten den Krieg mit Japan, sie haben ebenso bereitwillig die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen. Japan war zuvor noch - die eigene Kultur verleugnend - einige Jahre der USA kulturell und wirtschaftlich zu Füssen gelegen. Ich meine die Zeit nach der Satsuma-Revolte.
Wenn wir also auf einem zugefrorenen See mit dem russischen Bären befindlich sind, sägen wir aktuell ein kreisrundes Loch um uns herum, weil wir den „Großen Brüdern“ in den USA gefallen wollen. Meinetwegen auch den Schwestern, Frau Baerbock. Wir werden einmal mehr den Preis zahlen, für teures Gas, für die Flüchtingswelle, für einfach alles, was an Eskalation kommen wird. Nicht die USA. Die USA verkaufen uns fracking-Gas, Waffen für die Aufrüstung unserer geschrumpften Bundeswehr. Amazon wird frohlocken, facebook glüht förmlich … und alle Kanäle sind aktuell blau-gelb. In der Farbenleere übrigens grün zusammen, könnten diese beiden Farben den Kreis schließen zu Schwedens‘ Farben… und den Wikingern.
Hiermit könnte ich eigentlich den Kreis rund sein lassen.
Dennoch erlaube ich mir das Argument, dass wir nicht auf einer flachen Scheibe leben, an deren Rand wir herunterfallen. Wenn die Wikinger möglicherweise Kiew und Moskau gegründet haben, Amerika schon lange vor Kolumbus entdeckten, und auch sonst überall blutrünstige „Hausbesuche“ an den Küsten dieser Welt vollzogen, fühle ich mich im Jahre 2022. Wir sind alt genug, kulturell, um endlich der Spaltung unserer Gesellschaft global den Kampf anzusagen. SWIFT abstellen? Gute Idee, aber dann gilt diese Möglichkeit auch gegenüber sämtlichen Kriegstreibern auf diesem Planeten, sämtlichen Menschen gegenüber, die unseren Planeten ruinieren… und nicht nur gegenüber einem „Feind“, der nicht in unser System passt. Weil, vielleicht ist auch unser System nicht mehr richtig.
P.S. Heute vor 75 Jahren wurde Preußen abgeschafft 😉
Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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