Hinter dem Gipfel geht es bergab…
WENN BEI „UNS“ DER RUBEL ROLLT
Ein paar Spitzen von Stephan Leifeld
Die westlichen Strategen und Politiker sind bestürzt: Russland möchte das weiterhin an Deutschland gelieferte Erdgas auch adäquat bezahlt bekommen. Euro und Dollar sind für Putin augenblicklich sinnlos geworden, deshalb besinnt sich dieser auf seine Landeswährung. Der russische Staatschef zeigt damit einmal mehr, dass er eben nicht den Verstand verloren hat, sondern ganz genau weiß, was er tut. Ob man das von unserer politischen Elite sagen kann, mag jeder Leser für sich selbst entscheiden. Mir jedenfalls scheint, dass nach dem jahrelangen Aussitzen der Kohl-Administration und Jahren der abwartenden Merkel-Regierung, nun ein unauffälliger Kanzler folgt, mit eher scheinbar kompetenten Koalitionspartnern, um weitere Jahre zu vergeuden. In Sachen Klimaschutz, Energiewende, Digitale Bildung, Infrastruktur und Innovation, steht Deutschland mittlerweile nur noch in der „zweiten Liga“. Einzig in Sachen Corona sind wir Spitze, wie die Zahlen unserer Neuinfektionen täglich zeigen. Auch da leisten unsere Politiker seit drei Jahren ganze Arbeit…
Selenskyj und Klitschko sind seit Tagen ständig mit Videobotschaften zu sehen. Das kann der Kreml-Chef offenbar auch. Putin hat gestern in einer Videobotschaft von „unfreundlichen Staaten“ gesprochen. Damit ist auch Deutschland gemeint. Immerhin liefert unser Staat alte Waffen der früheren NVA an die Ukraine, zudem Panzerfäuste und sogenannte Strelo-Luftabwehrraketen. Deutsche Lieferungen von Rüstungsgütern helfen einerseits beim Töten von Russen und andererseits beim Sterben ukrainischer Zivilisten. Zudem beteiligt sich vor allem Deutschland an den "weiteren Maßnahmen", Russland finanziell und wirtschaftlich zu isolieren. Zumindest tut Deutschland das offiziell.
Doppelmoral auf dem Markt
Faktisch bezieht Deutschland noch immer einen großen Teil fossiler Energie aus Russland. Sehr zum Ärger der USA, die lange vor dem eskalierten Konflikt in der Ukraine, schon Deutschland von dem Nordstream-2-Geschäft abhalten wollte. Jedenfalls zahlt Russland den „unfreundlichen Staaten“, die mit Geld, Waffen und Söldnern die Ukraine unterstützen; nicht unkontrolliert mit Gewalt zurück, sondern relativiert einfach den Maßnahmenkatalog zu eigenen Gunsten.
Der Judoka Putin wendet Sutemi-Waza als politisches Prinzip an. Eine im übertragenen Wortsinn angewandte Selbstfalltechnik, schleudert man den Kontrahent mit sich selbst zu Boden, um sich dann mit dessen Kontergewicht wieder aufrichten zu können. Für alle Nicht-Judoka möchte ich erklären, dass Währungen auf Wechselkursen basieren.
Der Handel damit ist somit psychologisch-emotional beeinflussbar oder in direktem Tausch. Während also westliche Börsen geradezu Staatspleiten durch Wetten herbeiführen können, zwingt Putin nun seine Kunden für das gekaufte Erdgas mit seiner Währung zu bezahlen. Da aber die Währungen nicht physikalisch dabei die Landesgrenzen passieren, sondern in Depots bei Banken liegen, beeinflusst dieser kluge Schachzug den Wechselkurs zwischen Euro/Dollar auf der einen Seite und dem Rubel auf der anderen Seite. Jemand ohne Judokenntnisse ist offenbar blind in einen Tomoe-Nage (Sutemi-Waza-Judotechnik) reingelaufen, würde man bei meinem Sport sagen.
An der Börse und auf dem heutigen Gipfel von G7, EU und NATO wird man verzweifelt feststellen, dass die Idee mit SWIFT & Co bei einem einfacheren Sport als „Eigentor“ bezeichnet werden würde. Das verstehen wieder alle, Fussball, wenn der Rubel - äh Dollar - rollt, und Menschenrechte in Katar nicht so wichtig sind. Dort sind zwar für den Bau der FIFA-Sportstätten mehr Arbeiter gestorben, als bisher Soldaten in der Ukraine, aber dieser absolutistische Staat ist weiter weg. Damit kommt man „hier“ einfach besser klar. Nicht auszudenken, wenn die Medien Elend aus der Gegend zeigen, wo man sich so daran abstumpfen konnte, Elend aus der dritten Welt zu sehen. Oder gab es tägliche Solidarität mit Menschen, die aus anderen Teilen der Welt geflüchtet sind. Denen wurde gerne unterstellt, nur wirtschaftliche Motive zu haben. Die Stellvertreterkriege auf diesem Planeten haben die meisten Deutschen kaum berührt. Selbst Scholz meinte gestern noch im Bundestag ganz stolz, dass man "bisher erfolgreich eine direkte Konfrontation der NATO mit Russland vermieden hat".
Wechselkurse und -Wirkung
Gehen wir aber mal zur ersten Welt und seinen Schwellenländern zurück. Bisher war es nämlich so, dass Gasimporte in Euro bezahlt wurden. Gazprom hat dafür aber nicht Euros nach Russland überwiesen bekommen, weil so unser System lange nicht mehr funktioniert. Unser System basiert auf Glauben und Absprachen. Steht schon so auf dem Dollar, „in god we trust“. Dabei darf man das nicht mit Schulenglisch wörtlich übersetzen. Schließlich steht TRUST für den Staatshaushalt bzw. Schatz, WE für NATO und EU, während infolge der Autokorrektur das L beim zweiten Wort in diesem Satz schlicht verloren ging: GOLD ist natürlich der stabile Faktor in Sachen Wirtschaft. Außer hat es russische Punzen, dann will man es momentan offiziell so haben, wie einen positiven Schnelltest.
Sämtliche Euros existieren eigentlich nur als Kontoguthaben im Eurosystem - und können deshalb dieses System auch nicht verlassen. Faktisch wechselt also Geld zwar den Besitzer, zum Beispiel bei einer Überweisung, bleibt aber dennoch Guthaben im System. Euros sind also niemals nach Russland „geflossen“. Rubel sind noch niemals nach Deutschland „gerollt“. Das sind einfach nur Sprichwörter, damit der kleine Normalverbraucher ruhig bleibt, wenn zum Beispiel ein Elon Musk unser Land besucht.
Keine Bank schickt also Euros nach Russland, wenn Russland aber tatsächlich Gas nach Deutschland geschickt hat. Es werden über die EZB - die Europäische Zentralbank - Guthaben an eine Korrespondenzbank von Gazprom bezahlt. Beide Banken müssen dafür ein Konto bei der EZB besitzen. So war das bisher.
Man hat also im Westen beschlossen, den eigenen Ast abzusägen, während der Stamm stehengeblieben ist. Die besagte Korrespondenzbank von GAZPROM wurde bei der SWIFT-Maßnahme sogar extra ausgenommen, damit „wir“ weiter Gas aus Russland bekommen könn(t)en. Gleichzeitig sollte diese Maßnahme allerdings gezielt den russischen Staatshaushalt behindern und die Bargeldreserven für Russen reduzieren, um dort Unruhe zu stiften. Die Geschichte einiger lateinamerikanischer Staaten ist voll von derartigen Maßnahmen, bevor die USA dort die Ordnung hergestellt hat, die genau deshalb verloren gegangen ist. Allerdings hatte niemand in Süd-Amerika eine einzige Atombombe…
Russland braucht keinen Atomkrieg
Russland braucht aber keine Eskalation mit Atomwaffen. Putin ist nicht halb so wahnsinnig, wie die BILD uns glauben machen will, und vermutlich schlauer, als der CIA denkt. Die gestrige Kontermaßnahme ist folgenreich für den Westen. Sämtliche Gasimporteure sind ab sofort gezwungen, am Devisenmarkt Rubel zu kaufen. Katar wird nicht mengenmäßig mit Russland konkurrieren können, sollte auch Habeck wissen. Der Lieferweg ist ein weiteres Problem. Der Krieg in der Ukraine wird hoffentlich bald vorbei sein. Der Winter hingegen kommt jedes Jahr.
Da die meisten Politiker, wie Merz und Co, immer noch nicht nach Vorne denken, sondern konservativ an alten Technologien und Denken festhalten, wird man also Gas noch einige Jahr brauchen. In der Folge wird man ab sofort die Nachfrage an der russischen Währung steigern müssen: der Rubel wird aufgewertet und stabiler. Gestern waren es bereis annähernd 10%.
Die Staaten, die sich gegenüber Putin „unfreundlich“ verhalten wollten, haben zwei Dinge gezeigt:
1. globale wirtschaftlich-politische Zusammenhänge kann auch kein Herr Lindner ordentlich einschätzen und
2. die NATO verspricht viel, solange kein Krieg ist.
Wenn nun also die „unfreundlichen Staaten“ das bereits gelieferte Erdgas mit einer für den Lieferanten Russland tauglichen Währung bezahlen müssen, wissen wir inzwischen, ist das früher - also vor SWIFT - so üblich gewesen.
Wer erinnert sich nicht an einen Urlaub z.B. in Ungarn vor 1989, in denen die Landeswährung mit Einheimischen regelrecht konspirativ in bar getauscht wurde, um regionale Spezialitäten oder Krimsekt zu kaufen… der Westen muss also in Rubel zahlen, da beißt die Maus kein Millimeter vom berühmten Faden ab.
Deutschland, ein Sommermärchen
Lediglich für die Zukunft kann der Grüne Wirtschaftsminister bei arabischen Despoten „shoppen gehen“ und sich beim Staatsbesuch ganz tief verbeugen, wie vor seiner Exzellenz in Katar. Dort ist die Welt vermutlich noch in Ordnung, sonst würde man ja da kein Gas kaufen können. Es ist zumindest nichts bekannt, von feministischen Demonstrationen in Katar - oder dass eine Moderatorin mit einem Plakat vor ihrem Ganzkörperschleier durchs Staatsfernsehen läuft. Gewalt am CSD, habe ich von Katar oder anderen Scheichtümern auch noch nie gehört. In Katar rollt eben kein Rubel, da kann Deutschland mit Euro bezahlen. Darum geht es doch - und Fussball-Weltmeister werden. Denn Scholz und Co brauchen dringend ein Sommermärchen. Sicher, Baerbock war letztes Jahr noch gegen das FIFA-Turnier in 1001 Macht. Aber da wollte sie noch KanzlerIn werden. Jetzt geht es um Profi-Fussball, Brot und Spiele sozusagen, oder einfach um "Opium fürs Volk"...
Dann liegen sich am Brandenburger Tor wieder alle ohne Abstand in den Armen - feiern zwei Weltmeisterschaften auf einmal: Fussball und Corona.
Ersteres versteht jeder, weil es so einfach ist.
Für das zweite gibt es dann neben dem TV noch ein Programm: Bier holen nach Corona.
Und der Schröder, holt das nicht mal selbst, wie wir alle wissen.
Bei dem rollt aber auch der Rubel...
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Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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