Richtig zitieren will gelernt sein
Was Du nicht willst, was man Dir tu, das...
Ich möchte an dieser Stelle mit meinem Kommentar versuchen, in möglichst einfacher Sprache zu schreiben. Keine prominenten Denker und Politiker zitieren. Fremdwörter versuche ich ebenfalls zu vermeiden. In diesem Versuch will ich mehr Menschen erreichen, als bisher. Dabei bin ich nicht sicher, ob diese Menschen das hier überhaupt lesen. Vielleicht lesen genau diese Menschen überhaupt keine Nachrichten. Teilen von kurzen Sprüchen fällt womöglich leichter.
Gestern ging bei Facebook viral ein Bild mit einem unmöglichen Vergleich, wie ich finde.
Früher waren alle Nazis, die dem Führer folgten.
Heute sind alle Nazis, die der Führerin nicht folgen.
Bereits in dieser Schreibweise mag das Zitat meinen Leserinnen und Lesern den Kaffee aus dem Mund prusten lassen. Die Aussage von diesem Text könnte sein, Hitler mit Merkel zu vergleichen, wäre in Ordnung. Weiter könnte die Aussage von diesem Text in dem Bild sein, die Menschen damals und heute, wären unschuldig.
Hitler und Merkel zu vergleichen, geht garnicht
Hitler aus Österreich, Braunau am Inn, mehrfach vorbestraft, Gefreiter der Reserve im I. Weltkrieg, ohne bekannte Ausbildung, hasste Juden und Andersdenkende, Mann, Selbstmord in einer von ihm verschuldeten Krise, verschuldete den Tod auch zahlreicher Deutscher, Massenmörder im Holocaust, selbsternannter Führer des III. Deutschen Reiches.
Merkel aus der früheren DDR, Mecklenburg-Vorpommern, einwandfreier Leumund, Studierte Wissenschaftlerin, konservative Politikerin seit Jahrzehnten, Frau, steht ihren Mann in jeder Krise (wenngleich ich auch nicht immer jede Entscheidung teile - und sie nie gewählt habe), hat viele Menschenleben nach 2015 gerettet durch Öffnung der europäischen Grenzen, bewahrte Deutschland in der Corona-Krise vor italienischen Verhältnissen durch Weitsicht, würde sich nie selbst mit einem Titel selbst erhöhen gegenüber anderen, wirkt eher subtil und eloquent, demokratisch mehrfach gewählte Regierungschefin der Bundesrepublik Deutschland.
Die Menschen, die früher dem Führer folgten, sind Nazis. Wer das in Frage stellt, hat in Politik und Geschichte wohl gefehlt, während der Schulzeit. Ich spreche hier bewusst nicht von den Menschen, die das damalige Nazi-Deutschland erduldet und ertragen haben. Die werden in dem zitierten Bild bei Facebook ebenfalls nicht angesprochen. Die Urheber wissen sicher auch, warum...
Aber das Bild ist noch deutlicher
Das oben benannte Bild, welches von vielen Menschen im Internet verteilt wird, ist in der Aussage noch weitaus deutlicher. Es werden nämlich einzelne Wörter in Anführungszeichen gesetzt. Gänsefüßchen sozusagen, die ich persönlich in diesem Zusammenhang abscheulich finde.
Meine treuen Leserinnen und Leser werden wissen, was ich meine. Die Worte „Nazis“, „Führer“ und „Führerin“ werden so vom übrigen Text abgehoben.
Wenn ich dann diesen Text als Kommunikationswissenschaftler so lese, wie er geteilt wird, macht es mich wütend. Die Menschen, die dem Führer früher gefolgt sind, als Nazis in Anführungszeichen zu setzen (lustiges Wortspiel, mit den Anführungszeichen in diesem Zusammenhang...) nimmt ihnen die Schuld und Verantwortung. Es wird sprachlich auf eine andere Ebene gebracht. Als wäre die Schuld fraglich. Das ist eine Verfälschung von Geschichte, die heutige Nazis immer noch gerne als Methode benutzen, für sich zu werben.
Dann werben diese heutigen Nazis weiter für sich, in dem sie in dem Bild, Angela Merkel als Führerin sprachlich verkaufen, die sie zudem in Anführungszeichen setzen, ebenso wie die Menschen, „die ihr nicht folgen“ - zum Beispiel mit 17 Tausend anderen in Berlin ohne Maske auf die Straße gehen. Damit wird sprachlich der Versuch unternommen, gegenüber wenig bis nicht informierten Menschen, eine gewisse Opferrolle in der aktuellen gesellschaftlichen Lage, zu betonen. Im Umkehrschluss ist das Verschwörungstheorie in Reinkultur (Par excellence kam mir zuerst in den Sinn ;-) ...
Es bewegt mich, wenn ich solche Bilder sehen muss. Bei Facebook, auf Seiten ansich vernunftbegabter Menschen auch in meinem Umfeld. Mir zeigt das, dass wir alle aufpassen müssen. Das schleichende Gift der Nazis hat seine Wirkung längst entfaltet. Das Virus ist aus meiner Sicht noch viel gefährlicher als Corona - aber durchaus vergleichbar. Auch hier denken viele, nicht infiziert zu sein, obwohl sie ihre Symptome nur nicht wahrnehmen.
Gerne würde ich mit diesem Kommentar eine Diskussion auslösen, mit allen, die eine fundierte Meinung haben - Sprücheklopfer bleiben bitte in den sogenannten sozialen Medien bei den Höhlenmalersymbolen mit Daumen, Herz, gelbes Lachgesicht, und so weiter.
Einen schönen Sonntag noch ... und wenn ich heute - am 9. August - noch über Nagasaki einen anderen Text im Andenken schreibe, werde ich wohl wieder Fremdwörter und Anglizismen einsetzen müssen...
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Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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