Die Gesellschaft selbst ist die Krise
SYSTEMVERSAGEN
Kommentar von Stephan Leifeld
Seit zwei Jahren zieht das Virus unserer Gesellschaft die Maske vom Gesicht. Das hat sich in den letzten Monaten nicht gebessert, ganz im Gegenteil, muss man nüchtern feststellen. Nicht das Virus, die Gesellschaft selbst ist die Krise. Zum Beispiel sind einerseits deutlich mehr Menschen infiziert als vor einem Jahr - andererseits sind bereits sehr viele Menschen in Deutschland geimpft, während 2020 noch eine „Bundesnotbremse“ helfen musste. Dabei sei die kritische Frage gestattet, wie nach dem Verständnis der politischen Elite dieses Jahr das Zahlenverhältnis gleichzeitig eigentlich möglich ist… auch wenn meine Leserinnen und Leser wissen, dass ich gewiss kein Corona-Leugner oder Querdenker bin. Aber: wenn beinahe zwei Drittel unserer Bevölkerung geimpft sind, was die Politiker über Monate als Allheilmittel der Krise propagiert haben (um andere Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen), sollten die Infektionszahlen doch seit Wochen deutlich zurückgehen. Dann würde eine Verpflichtung zum Impfen für den „Rest“ sicher auch sinnvoll erscheinen… die Unbelehrbaren ausgenommen.
Geimpft wurde man viel zu lange als immun auch für eine Übertragung angesehen. Kinder und Jugendliche wurden überhaupt nicht geschützt. Andere Maßnahmen wurden ebenso unterlassen, wie die Prüfung von Impfstoffen außerhalb unserer Wirtschaftsregion. Viele Menschen sind auch einfach so aktiv, wie die Maus vor der Schlange, um die Salzsäulentaktik anzuwenden. Politische Entscheider schlafen dabei m.E. im Stehen. Auch am letzten Wochenende sind viele Menschen auf Weihnachtsmärkte gegangen, als gäbe es diesen nie mehr wieder nach der Pandemie. In den sogenannten „neuen Bundesländern“ zeigen gleichzeitig die Zahlen, dass es immer noch ein „Reservat für demokratieungeübte Querdenker“ geben könnte. Aber auch der „Besserwessi“ ist nicht wirklich schlauer: möglicherweise sind fünfzigtausend Fußballfans beim 1. FC Köln im Stadion gewesen, um noch einmal das rheinische Derby zu sehen. Bilder von Sport-Journalisten haben dann später offenbart, dass eher die Ausnahme der Zuschauer eine Maske getragen haben. An Abstand war im Stadion wohl auch nicht zu denken. Sanktionen ebenfalls Fehlanzeige. …Dann fällt mir bei Köln noch der Karneval ein… und beim Weihnachtsmarkt denke ich an andere Jahre, vor Corona, als man mit Betonblöcken Amokfahrer abwehren wollte. Wie schnell sich doch Einiges geändert hat. Aber Profi-Fußball, Alkohol, Spielsucht und Dummheit halten offenbar unser Land in diesen Tagen noch zusammen, als Kitt der Gesellschaft.
Womit ich bei einem meiner Lieblingsthemen angekommen bin: Bildung. …Wer meine Texte zu Beginn der Pandemie gelesen hat, kennt meine Meinung zu Präsenz-Unterricht in der Schule. Frontalunterricht muss der Vergangenheit angehören. Mehrfach habe ich deutlich gemacht, dass Digitale Bildung helfen könnte, endlich unser veraltetes Schulsystem zu modernisieren. Die Alternative ist hier das asynchrone Lernen. Digital denken und lernen, im digitalen Zeitalter. Allerdings scheint es mir, dass im zuständigen Ministerium eine Politikerin am Werk ist, die politische Ziele ihrer Partei über das Gemeinwohl stellt. Anders kann ich mir die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen, weitere beinahe tägliche Fehlentscheidungen - vor allem die Erzwingung des Präsenzunterrichts, nicht erklären. Die FDP und ihr Lindner wären aber wohl kaum in den Genuss der Koalitionsverhandlungen gekommen, hätten wir keine Pandemie, kommt mir in den Sinn. Und in NRW wird es Wüst derweil…
Politiker sind Diener des Volkes, beinahe wie Beamte… und während die Letzteren als Staatsdiener bezahlt werden, für einen professionellen Dienst… werden Erstere gewählt, um nicht selten dann auch honoriert zu werden, für eine nicht erbrachte Leistung. Dabei scheint mir der Gipfel des Versagens, wenn die gewählten Volksvertreter dann dem Volk die Schuld geben, für das eigene Scheitern in der Pandemie. Immer häufiger hört man in diesen Tagen dieselben Politiker sagen, dass „die Ungeimpften Schuld an der aktuellen Situation tragen“, die gleichzeitig in ihren Bundesländern extrem schlechte Impfquoten haben - und gleichzeitig große Veranstaltungen „durchwinken“ konnten, als noch die Bundestagswahlen erwartet wurden. Und der kleine Aachener ist in einer hinteren Reihe im Bundestag untergetaucht, um keine Rechenschaft für sein Versagen abzulegen. Geld bekommt er trotzdem.
Gebetsmühlenartig sagen dazu mittlerweile auch die Politiker der Ampel, dass die Menschen, die von ihnen nicht überzeugt werden konnten, nun Schuld sind… und deshalb gezwungen werden müssen. Klingt in meinen Ohren ein bisschen nach Trotzki und Stalin… und einem politischen System jenseits der früheren Mauer. Wenn alle Parteien auf allen Ebenen irgendwelche Koalitionen haben, um die Macht zu erhalten, ist das wie bei den Krähen, die sich gegenseitig keine Augen aushacken. Das sind übrigens auch die Politiker, die Umweltschutz nicht erzwingen können, weil wir für die einzige Wirtschaftsordnung lieber einen der zahlreichen Planeten opfern. Zumal Forscher nach lebensfreundlichen Planeten suchen, weil alternative Planeten offenbar leichter zu finden sind, als diesen zu erhalten.
Dann drehe ich gedanklich meinen Globus weiter, um nach Neuseeland zu schauen. Eine echte Quarantäne in 2020 hat gereicht, um danach immer vor jeder Welle zu sein, ohne übergroßen Druck impfen zu müssen, beherrscht man „Down-under“ die Pandemie, statt umgekehrt. Dort führt man ein relativ normales Leben… kann ich noch schreiben, da denken viele der Lesenden schon: „Das ist doch eine Insel.“ Etliche Menschen werden aber dort freiwillig geimpft, teilweise sogar mit von der WHO zugelassenen sogenannten Totimpfstoffen, mit längeren Wirkzeiten - ohne Booster und Pflicht. Die Staatschefin kommuniziert täglich und unermüdlich mit ihren Menschen, zeigt damit authentisch, wie sehr sie ihren Auftrag ernst nimmt, in die Verantwortung gewählt worden zu sein. Das Neuseeland dabei eine Insel ist, das stimmt.
Aber wenn die EU ihre Grenzen mit Geld (Türkei) und Waffen (Polen/Belarus) dicht machen kann - und Österreich die Schlagbäume aktuell herunterfährt, sollte doch ein echter Lockdown von ein paar Wochen wirklich nicht nur einmal ernsthaft überlegt werden, vor allem von denen, die sich für die Verantwortung haben wählen lassen. Statt billig zu behaupten, die Impfgegner sind allein verantwortlich. In meinen Augen sind die es nämlich nicht (alleine), weil ich die Impfgegner nicht gewählt habe. Aber als Geisel unfähiger Politiker werden sie zu politischen Märtyrern - wenn in Deutschland nun Scholz ist - mit lustig. Olaf I. (von Lindners’ Gnaden) geht bekanntermaßen zum Lachen in den Keller. Der hat aus meiner Sicht kein Problem, seine einzige Legislaturperiode als Kanzler, mit einem Impfzwang dem nächsten Möchtegernkanzler der Union in die Hände zu spielen. Merkel, Söder, Laschet, Spahn und Kretschmer haben doch in der gesamten Krise nicht viel mehr gebracht, als warme Worte. Dabei ist die Wärme nicht einmal durch das Vlies der FFP2-Maske gedrungen.
Damit komme ich gedanklich zu den OP-Masken… und mir fällt der Pflegenotstand ein. 1989 als ich Zivildienst gemacht habe, war das schon Thema. Das ist in über 30 Jahren nicht besser geworden. Hier haben aus meiner Sicht Sozialträger, Politiker und die gesamte Gesellschaft gemeinsam den kaukasischen Kreidekreis praktiziert. Ein Jahr vor der Pandemie wurden weitere Pflegebetten und Krankenhäuser reduziert. Deshalb ist es eine unbequeme Wahrheit, dass nicht nur die Impfgegner daran Mitschuld tragen, wenn aktuell die Situation in manchen Krankenhäusern eskaliert. Immerhin hat Deutschland gleichzeitig noch genug Platz, Infizierte aus dem benachbarten Ausland einzufliegen, um mit der Pandemie international Geld und Ansehen zu gewinnen. Seltsam, wenn solche Fakten in denselben Nachrichten erwähnt werden.
Schließlich frage ich mich, ob in der Corona-Zeit noch jemand daran denkt, dass wir unsere Klimaziele nicht erreichen werden. Oder denkt jemand darüber nach, dass die Stromkonzerne ganze Dörfer und Wälder noch auf dem Altar der Braunkohle opfert, obwohl der Ausstieg eigentlich schon beschlossen ist - und entsprechend „versilbert“. Häusliche Gewalt gegen Frauen mit dem Impfzwang gegen Corona auflösen zu wollen, zeigt auch nicht wirklich die Handlungsfähigkeit unserer politischen Elite. Es offenbart einmal mehr den Fachkräftemangel auch in Deutschland. Ach ja, noch ein Thema… wenn wir mit den Einwegmasken unser Gesicht bewahren wollen… sollten wir diese nicht nachher achtlos wegwerfen, sondern in den Müllbehälter.
Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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