Bisher liegt eine sogenannte Machbarkeitsstudie vor...
Ortsunabhängiges Lernen in Schermbeck ist jetzt schon möglich
Eine Machbarkeitsstudie (englisch feasibility study), auch Machbarkeitsanalyse oder Projektstudie genannt, ist ein Instrument und gleichzeitig eine Grundlage für eine Entscheidung, ob und wie ein Projekt durchgeführt werden könnte. So eine Studie ist bereits grob richtungsweisend für die Durchführung und den Umfang eines Projekts, auch wenn es zunächst nicht mehr ist, als ein Entwurf. Das liegt an der Aufgaben- und Fragestellung, dieder gesamten Arbeit zugrunde liegt. Die Bezeichnung „Projektstudie“ ist zwar in der DIN-Norm 69905 festgelegt, jedoch hat sich dieser Begriff nicht in der Praxis durchgesetzt. Eine Machbarkeitsstudie ist in der Realisierungsphase bereits vollständig abgeschlossen. Ist dies nicht der Fall, kann es zu unerwarteten und erheblichen Einschränkungen sowie Hindernissen kommen. In dem Fall, dass sich erhebliche Faktoren ändern, in Ergebnis und Fragestellung, muss die Studie alswissenschaftliche Arbeit nachjustiert werden.
In dem vorliegenden Fall liegt in der Gemeinde Schermbeck eine sogenannte Machbarkeitsstudie vor, mit dem Entwurf einer neuen gemeinsamen Grundschule und einem Kommunalen Bildungszentrum. Als Zusatz wird benannt, dass der Entwurf dieser Einrichtung eine Chance für die Stadtentwicklung darstellt. Nun wissen die Schermbecker Bürgerinnen und Bürger inzwischen, dass der Ratsbürgerentscheid zu einer Ablehnung der Errichtung eines kommunalen Bildungszentrums geführt hat. Insofern ist zumindest in diesem Punkt bereits die einzige vorliegende Machbarkeitsstudie nicht mehr aktuell und wissenschaftlich zu überarbeiten. Einzelne Komponenten könnten sich als in der fortgesetzten Argumentation als nicht mehr schlüssig erweisen - bei genauer Betrachtung. Es könnte aber sein, dass große Teile der Schermbecker Bevölkerung denken, damit sei der Schulneubau vom Tisch. Corona und der komplizierte Rechtsweg, neben dem für die Ratsmehrheit günstigen Termin des Bürgerentscheids, könnten hier für eine falsche Sicht der Dinge sorgen...
Die aktuelle Corona-Pandemie - die zugegeben zum Zeitpunkt der Machbarkeitsstudie noch nicht berücksichtigt werden konnte - hat Hochschulen und Schulen auf aller Welt vor völlig neue Heraus- forderungen gestellt. Innerhalb von Wochen und Monaten mussten Bildungsanstalten plötzlich ihren Unterricht ins Internet verlegen. Von Mexiko ist bekannt, dass dort Schulunterricht über das staatliche Fernsehen ausgestrahlt wird - mangels ausreichender Versorgung mit entsprechenden anderen Endgeräten.
Hochschulen werden ebenfalls auf absehbare Zeit einen Teil ihres Angebots online bereitstellen - wie es die Fernuniversitäten bereits seit längerer Zeit tun. Und eben hier findet sich auch die Krux der aktuellen Situation, was Digitale Bildung angeht: So wie Heiligabend jedes Jahr am 24. Dezember stattfindet, sind viele Grundlagen für Digitale Bildungeigentlich schon seit Jahren vorhanden. Wenn man entsprechend analoge Denkmuster ablegen kann.
Analoge Denkmuster ablegen
Die Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen, werden großflächig zum ersten Mal damit konfrontiert, einen Onlinekurs erstellen zu müssen. Dabei gibt es private Schulträger, andere Bundesländer oder Staaten, in denen dieser zeitgemäße Unterricht schon mit dem Präsenzunterricht erfolgreich kombiniert wird.
Ich möchte in meinem Kommentar also nicht nur die vorgetragenen Elemente der angeblichen Machbarkeitsstudie „Neue Gemeinschaftsgrundschule Schermbeck“ aus einem anderen Blickwinkel diskutieren - sondern auch eine realisierbare und somit wirkliche Alternative zeigen, wie kostengünstig, effizient und zukunftsweisend tatsächlich beide Standorte sinnvollerweise für die Gemeinschaftsgrundschule erhalten bleiben - und mit einem modernen Konzept in die Zukunftwachsen.
Die letzte Landesregierung hat denselben Fehler gemacht, den die aktuelle Landesregierung vor Corona wiederholt hat: ...Es wurde auf Zeit gespielt, was die Digitale Bildung angeht. Manche technischen Entwicklungen sind bereits seit zehn Jahren auf dem „Markt“ - wie z.B. Interaktive, digitale Smart- oder Whiteboards, die - in Kombination mit einem Beamer - mehr als nur den Unterricht auflockern können. Corona hat nun relativ zügig gezeigt, dass das Virus nicht die Krise ist, sondern vor allem im Bereich der Bildung, mangelnde Investitionen und Lernbereitschaft der Profis, die Grundlage des Problems sein könnten. In Zeiten von Corona den Kindern die Aufgabenzettel in den Briefkasten zuzustellen, kann keine adäquate Methode darstellen - ebenso, wie der sogenannte Frontalunterricht eigentlich der berühmte „Schnee von Gestern“ sein muss.
Und dann gibt es die Nörgler, die behaupten, dass der persönliche Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden zu kurz kommen würde... Es könnte das Gegenteil der Fall sein: Der persönliche Kontakt zwischen Schule und Familie kann durch echte digitale Bildung sogar an Qualität gewinnen.
Dazu erfordert es aber weder in Schermbeck einen Neubau zu schaffen - und mutwillig gut sanierte Gebäude abzureißen, noch Wände aufzustemmen für Kabel, die in Zukunft auch niemand mehr braucht, weil kabelgebundene Technik schon lange am Markt überholt worden ist. Selbst die Diskussion um Glasfaser könnte man in diesem Zusammenhang auch noch anfangen, ob nicht hier schnell ein altes „Modell“ verkauft wird, weil es einmal ein wichtiges Projekt gewesen ist. Vielleicht reitet man in dieser Sache ein sterbendes Pferd, nur weil man es sich im Kommunalwahlkampf vor sechs Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. ... Schließlich gibt es bereits das bekannte 5G-Netz mit Datenübertragungsgeschwindigkeiten und Bandbreiten, die im Schulalltag purer Luxus sind, aber technisch sofort machbar.
In der sogenannten Machbarkeitsstudie wird als erstes Dokument der Arbeit, ein angeblicher Beschluss der Lehrerkonferenz vorgelegt. Dieser "Beschluss" beinhaltet einige Argumente, die aus meiner Sicht, nicht zwingende Gründe darstellen müssen. Diese Gründe sind auch bei anderen Lösungen teilweise zutreffend. Das Dokument zeigt aber weder die Anwesenheitsliste, noch die Ergebnisse der angeblichen Abstimmung. Im Dorf hört man dazu widersprüchliche Meinungen.
Es wird ferner vorgetragen, dass die Schulleitung immer vor Ort ist, wenn man nur einen einzigen Standort hat. Diese Aussage ist in diesem Zusammenhang wohl eher psychologisch zu betrachten; als eine sich selbsterfüllende Prophezeiung zu sehen, nicht zu widerlegen: In der Zwischenzeit hat sich die Schulleitung der vormals anderen Schule einer sich scheinbar anbahnenden Entwicklung entzogen, um sich woanders hin zu bewerben. Damit hatten zwei Grundschulen plötzlich nur noch eine Schulleiterin, was die Sinnhaftigkeit der Verbundschule nach sich zog, die man vielleicht vor diesem Schritt bereits im Kalkül gehabt haben könnte.
Am Ende dieser Zeilen ist aber vielleicht klar, dass eine zeitgemäße Bildung nicht zwingend eine Präsenz aller Beteiligten erfordert. Schulorganisation und Unterricht können ortsunabhängig funktionieren, wenn ein entsprechendes Konzept und das notwendige Know-how zum Einsatz kommen. Die Verbund-Grundschule könnte dann mit den beiden Teilstandorten in einem neuen Konzept organisiert werden, welches zum Teil Fachraum- und zum anderen Teil Klassenraumprinzip umsetzt, damit die beiden Standorte wirklich optimal genutzt werden können.
Digitale Schulleitung und entsprechende Schulorganisation funktionieren auch im Home-Office, sollte eine Pandemie das erforderlich machen. Da spielt das Baujahr des Schulgebäudes eine untergeordnete Rolle.
Es wird weiter argumentiert, dass nur ein Standort die Vertretungsfälle einfacher auffangbar macht. In Zeiten von Digitalen Kursmanagern - egal, ob LOGINEO oder iTunes U - liegt dem jeweiligen Kurs bereits zu Beginn eines jeden Schuljahres der Kursplan in Echtzeit vor. Also, in Bearbeitung des Lehrplanes des Landes, in Verbindung mit dem Curriculum des Lehrenden, nebst den Daten der Schüler, liegen im Normalfall sogar alle Stunden und Aufgaben vor. Im Vertretungsfall kann beliebig ein Lehrender mit entsprechendem Zugriff auf den Kurs - oder sogar der nur ortsabwesende Lehrer - den Kurs „pünktlich“ anleiten. Dabei kann eine Lehrperson sogar mit zwei Klassen zeitlich vernetzt sein - innerhalb der Schule, über die Smartboards übertragen - oder außerhalb der Schule in entsprechenden Online-Meetings. Zwei Klassen stellen hier nur ein Beispiel dar, da es technisch sogar weitaus mehr Schüler sein könnten. Dieses Scheinargument aus der sogenannte Studie geht somit ebenfalls fehl.
Der nicht belegte Beschluss einer weiteren Lehrerkonferenz, von dem ebenfalls nicht vermerkt ist, ob er einstimmig erfolgt ist, trägt weitere Punkte vor, die laut Protokoll für sinnvoll und unabdingbar gehalten werden. So sollen beispielsweise mehr Materialien an einem Ort sein, als bei zwei Standorten. Wie bereits an anderer Stelle bemerkt, kommt ein kombiniertes Fachraum- / Klassenraumprinzip dieser Frage auch entgegen - ist also kein unbedingtes Argument für nur einen Standort. Denn Material für bestimmte Fächer könnte in bestimmten Räumen vorgehalten werden. Hingegen das Material, welches die Klasse als Klasse braucht, befindet sich dann im Klassenraum. Wieviel Standorte dann so eine Schule hat, stellt sich in dem Fall nicht als Frage, wenn das Konzept entsprechend angepasst ist. Es ist also nur ein Scheinargument: Niemand würde sein Werkzeug und Zubehör für das Auto im Haus lagern, wenn eine Garage vorhanden ist - also als alternativer Standort sogar besser passt. Das Fachraumprinzip ist mittlerweile bei vielen Schulen im Einsatz - genau genommen ist die Turnhalle auch der Fachraum für den Sportunterricht. Das Material für den Sportunterricht befindet sich - so sollte es jedenfalls noch immer sein - in den Geräteräumen und Schränken der Turnhalle.
Sport- und Schwimmlehrer „pendeln“ ebenfalls mit den Kindern, ohne das als Belastung zu sehen. Die Kinder haben das als Abwechslung und Bewegung empfunden, ist meine Wahrnehmung über die Jahre, als routinierter Sport- und Schwimmlehrer. Wenn Kinder nun zum Sprachraum oder Mathematikraum mit dem Lehrer gehen, weil dort reichhaltig alles Nützliche vorgehalten wird - und der Raum sogar attraktiv passend gestaltet ist, wird sich das nach kurzer Zeit sicher einspielen. Gute Organisation kann schließlich die Fachlehrer an dem anderen Standort in den Pausen als Aufsicht einsetzen. Die anderen Konstellationen können grundsätzlich den Kindern neuen Handlungsspielraum in der Interaktion bieten - in Zeiten von Corona ist es sogar gut, auf zwei Schulhöfen weniger Kinder zeitgleich an die Abstandsregeln erinnern zu müssen.
Die Schulbücherei ist ebenfalls im Bereich der Fachräume untergebracht, da sie der Recherche und Lektüre dient. Hier kann man zeitgemäß gestalten, um die Bücher auch in den Unterricht zu integrieren. Diese Raumprinzipien zu kombinieren, ermöglicht eine Steigerung der Unterrichtsqualität und dadurch besseren Unterricht. In den „neuen“ Räumen können die Lehrer, die Idee des personalisierten Lernens mit digitalen Medien einbeziehen.
Personalisiertes Lernen
Lehrer, Eltern und manchmal auch Schüler, haben eine große Sorge, was den virtuellen Unterricht betrifft: mangelnde Interaktion miteinander, befürchten einige. ...Tatsächlich ist es aber so, dass beim personalisierten Lernen auf Abstand, der Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden sogar intensiver - weil deutlich bewusster - stattfindet. Das bewusstere Lernen wiederum führt zu besseren Lernerfolgen. Es wird multimedial und -modal gearbeitet. In der Regel bemühen sich die Lehrenden für die Schüler ein angenehmes Lernumfeld zu schaffen. Mit Video-Botschaften zum Beispiel: Begrüßungsvideos mit virtuellen Rundgängen durch die Schule, noch vor der Einschulung, sind ein gutes Beispiel dafür. Welche Schule hätte so ein Angebot vor Corona ernsthaft in Erwägung gezogen?
Auch die virtuellen Klassengruppen fördern auf dieser zusätzlichen Ebene ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl. Sportvereine kennen den Effekt durch entsprechende Tools und WhatsApp-Gruppen. Viele Leser kennen das Gefühl von "ihren" WhatsApp-Gruppen ebenfalls.
Synchrone Kursangebote entsprechen dabei eher dem konventionellen Unterricht. Die Lernenden sind terminlich gebunden - können Lerninhalte nicht flexibel „konsumieren“. Videokonferenzen sind hier dann die technische Basis und erfordern eine höhere Datenübertragungsrate, als asynchron vermittelte Inhalte, die sogar offline bearbeitet werden können. Das ist in die Planung immer mit einzubeziehen, wurde aber in der vorliegenden Studie nicht berücksichtigt. Beim überwiegend synchronen Lernen werden die Klassenzimmer ersetzt durch Chaträume: Methodischer Nachteil ist, wenn man nicht multimodal konzipiert, eine Art, den Präsenzunterricht analog gedacht, in den virtuellen Raum zu transformieren. Zurückhaltende Schüler werden möglicherweise so schlechter erreicht, weil im Klassenzimmer stillere Kinder besser „gefunden“ werden...
Synchrones Lernen war somit eher eine zweckmäßige Notlösung in der ersten Zeit des Corona-Lockdowns. Langfristig braucht Digitale Bildung unbedingt andere Konzepte - mit vielen Medien und Methoden die Kinder „an ihrem Standort abzuholen“.
Beim asynchronen Lernen werden Lektionen und Videoaufnahmen/ Tutorials im Kursmanager komplett integriert - mit entsprechenden Daten für den Kursverlauf. Für alle Beteiligten ist diese Methode übersichtlich, transparent und effektiv. Die Lernmotivation wird durch das erkennbare Ziel gefördert. Die Kursgröße - in Bezug auf die Teil- nehmer - ist absolut flexibel skalierbar. Diese Kurse kann man mit Kollegen flexibel „tauschen“.
Das Argument, dass die Kinder durch Material, neueste Technik und moderne Pädagogik bestmöglich auf die weiterführenden Schulen vorbereitet werden, greift hier noch besser, als bei der Machbarkeitsstudie nur sehr oberflächlich berücksichtigt.
Warum moderne Lehrkräfte und Lernende asynchrone Lernmodelle bevorzugen könnten:
- größtmögliche Flexibilität für beide Seiten
- Optimal skalierbar
- bei Bedarf in Echtzeit aktualisierbar/modifizierbar
- keine zeitlichen und räumlichen Grenzen
- Ergänzung synchroner Lernprozesse
- Motivation zur gruppendynamischen Kommunikation
- Kursinhalte können über Jahre „recycelt“ werden
- Kursinhalte können Präsenzunterricht „aufpeppen“
Asynchrones Lernen schränkt dabei den Präsenzunterricht nicht ein, sondern erweitert sogar den Horizont für die Lernenden. Die pädagogische Qualität eines Kurses lässt sich also nicht allein am Aufbau messen. Dabei muss die Gliederung natürlich von Beginn an stimmen. Es sind stattdessen fünf Faktoren, die den Wert des Kurses messen lassen.
1. Lernen
2. Einrichtung
3. Lernende
4. Skalierung
5. Zugang/Kommunikation
Gute Online-Kurse bzw. Digitale Kurse, die auch im Klassenraum einsetzbar sind, zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen persönlichen Ansatz haben. Die Lernenden müssen einen unkomplizierten Zugang finden - d.h. die Kommunikation muss einfach sein. Emails, Forumsdiskussionen und auch Videochats sollten sich in solchen Angeboten die Waage halten. Synchrones und asynchrones Lernen also methodisch kombinieren, ist die Devise für die Lehrenden. Dabei wird weder LOGINEO - als öffentliche Plattform - noch iTunes U, eine Vorgabe liefern.
Der Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden sollte jederzeit gegeben sein. Ebenso sollte ein guter Kurs die Möglichkeiten bieten, dass die Lernenden kooperieren können. Kollaboratives Lernen hat bereits Maria Montessori als effizient nachweisen können - während sie gleichzeitig die Kreativität der Kinder stimulieren konnte.
Ein guter Kurs sollte Aktive Lernprozesse mit schnellem Feedback liefern. Dabei ist es erforderlich, dass die Lehrenden über den Kursmanager realistische Zeitvorgaben machen. Die Erwartungshaltung sollte also nicht zu hoch sein - aber angemessen. Wie im normalen Unterricht auch. Wenn dann noch alle Beteiligten eine gute Prise wechselseitiger Anerkennung für individuelles Talent und Zeitbedürfnis mitbringen, können sich schnell persönliche Lernpräferenzen steigern lassen - ohne großen Frust.
Wenn der Kursmanager ordentlich eingerichtet wurde, sehen die Lernenden auf einen Blick:
Kursmaterial, Beiträge, Gliederung, Aufgaben und Zeit.
Wenn der Lehrende den Kursmanager ordentlich bedient, wird es erfahrungsgemäß wenig Nachfragen zum Kursverlauf geben. Aus dem Internet kennen das manche Menschen bereits von interaktiven Support-Seiten einiger Industriebetriebe, die sogenannten FAQ. Solche Seiten sollte der Kurs ebenfalls umfassen. Die Lernenden müssen schließlich wissen, wie sie eine Aufgabe ausdrucken, ausfüllen und anschließend wieder einreichen können - wenn der Unterricht nicht in der Präsenzform stattfindet. Dazu braucht es aber nicht stets eine optimale Breitband- oder Hochgeschwindigkeitsverbindung, da die Kursinhalte auf das Endgerät so installiert werden können - sprich herunter geladen - das man sie auch offline benutzen kann, wenn gerade kein schnelles Internet „zur Hand“ ist. Lokal gespeichert, lassen sich diese Aufgaben dann auch bei Gelegenheit - nach Lösung - wieder hochladen.
Ein guter Kurs in digitaler Schule enthält diverse Formen an Videos. Dabei sind Anleitungs- und Erklärvideos ebenso enthalten, wie auch Feedback-Videos oder (synchron) auch mal Live-Konferenzen, wenn der Präsenzunterricht nicht stattfinden kann. Videolektionen sind dabei kein Muss. Es gibt gute Präsentationsprogramme, mit denen Arbeitsschritte auch in Datenform gezeigt werden können: Powerpoint und Keynote sind hier als Beispiele zu sehen. Solche Software muss vom Kursleiter in die Materialliste eingefügt werden.
Apps, wie Quizlet, oder andere interaktive Hilfsmittel halten die Lernenden spielerisch „bei Laune“, weshalb auch derartige Programme, das Kursangebot abrunden.
Distance-Learning muss also keine Distanz aufbauen. Ortsunabhängiges Lernen ist zeitgemäß - und fördert sogar die kommunikative Nähe zwischen allen Beteiligten auf dem Sektor Bildung.
Es wäre wünschenswert, sich in dieser Thematik nicht hinter Baumaßnahmen oder politischen Diskussionen zu verschanzen, weil die Zeit unerbittlich voranschreitet.
Was liefert diese "Studie" nicht?
Die vorliegende Machbarkeitsstudie sollte augenscheinlich vergleichend untersuchen, vier alternative Standorte mit unterschiedlichen Umsetzungen. Dabei fällt sofort auf, dass das beauftragte Architekturbüro eben nicht geleistet hat, was hätte ein entsprechend geeignetes Büro hätte leisten können: in diese sogenannte Machbarkeitsstudie tatsächlich einen passenden Entwurf zumindest anzureißen. Für möglicherweise 75.000€ - wie es im Dorf erzählt wird, aus dem Internet nur wenige Bilder von fernasiatischen Modellschulen zu offerieren, soll bereits bei der Bürgerveranstaltung für Heiterkeit gesorgt haben. Draußen stand das Luxusvehikel des Architekten, wird erzählt. Etwa im Gegenwert der Aufgabe...
Es wurde in dem vorliegenden Pamphlet dann u.a. von Konkurrenzdenken geschrieben, wobei man die naheliegende Idee - der Zusammenlegung mit einem alternativen Konzept - nicht einmal untersucht hat. Die Fragesteller hatten möglicherweise hierfür ebenfalls keinen Sinn.
Personelle Faktoren sind ebenfalls zunächst so nur einseitig betrachtet worden, ohne die Synergie-Effekte bei einem alternativen Konzept zu überdenken. ...Das beauftragte Büro ist allerdings auch nicht auf Entwicklung und Planung von pädagogischen Einrichtungen spezialisiert:
Die Schulleitung kann und soll auch nicht an allen Standorten gleichzeitig sein - schließlich haben die Klassen eigene Lehrer, die durchaus dazu in der Lage sein sollten - und vermutlich auch entsprechend ausgebildet - die Kinder persönlich anleiten zu können. In einem starken Team braucht es auch mehr als eine einzige Instanz, zeitgemäß den Lernerfolg für Kinder zu erreichen.
Die Arbeit würde - entgegen der Machbarkeitsstudie - auch nicht an beiden Standorten anfallen, sondern mit einem ausgereiften Konzept die Arbeit sogar erleichtern. Es ist auch in der Studie nicht belegt, woher das Architekturbüro diese Aussage abgeleitet hat - oder aus welchen Quellen diese These aufgestellt wurde.
Tatsache in allen Punkten: Fakten haben die vorliegende Studie hier zeitlich überholt.
Die demografische Entwicklung Schermbecks ist in letzter Zeit leicht gestiegen. Schermbeck wird also „älter“, wenngleich es vermutlich immer Kinder geben wird, die Bedarf für eine Grundschule haben.
Statt darüber zu sinnieren, ob ein „Leuchtturm-Projekt“ nach dem anderen unglaublich viel Attraktivität nach außen demonstrieren hilft - oder Filetstücke an Einfamilienhäusern junge, solvente Familien nach Schermbeck holen kann - wäre neben wenig sichtbarem sozialem Wohnungsbau vielleicht auch die Förderung von Digitaler Bildung wirklich angezeigt. Hier aber muss man sich analoger Denkmuster entledigen und auch den Geschäftssinn von Investoren und Bauunternehmern mal beiseite lassen.
Kein Neubau nach dem Modell einer chinesischen Metropole bringt dörfliche Gemeinden weiter. Man kann heimische Äpfel kaum mit asiatischen Birnen vergleichen. Weder kann sich Schermbeck strukturell mit Hongkong über einen Kamm scheren lassen, noch steht hier sozial das Individuum an so niedriger Stelle, wie in Fernost. Insoweit ist es mehr als nur nostalgisch, die bestehenden Standorte erhalten und pflegen zu wollen. Es geht dabei auch um Identität und Kultur.
Die "Studie" kommt richtigerweise zu dem Ergebnis, dass das Einzugsgebiet der bisherigen Maximilian-Kolbe-Schule — aufgrund der zentralen Lage - sehr gut ist. Kritisiert wird hingegen die Anfahrt und Lage der Gemeinschaftsgrundschule. Alternativ nur eine neue Dreifach-Turnhalle im Bereich dieses Standorts zu errichten, um damit auch gleichzeitig die Anfahrtssituation auf der anderen Seite zu verbessern, ist dem Planungsbüro auch nicht in den Sinn gekommen, oder ich habe es in den ganzen Unterlagen nicht gefunden.
Da jedoch der Gemeinschaftsgrundschule ein deutlicher Raum- überhang von aktuell zehn Räumen bescheinigt wurde, sehe ich hier das Potential für weitere Klassenräume. Möglicherweise könnten außen angebrachte Aufzüge dabei helfen, kostengünstig diesen Teil der neuen Verbundschule inklusive zu gestalten.
Wie kommt das Kabel ins Klassenzimmer?
Diese Frage stelle ich nur rhetorisch, weil ich Kabel - auch aus Glasfaser - nicht für besonders innovativ halte. Das europäische Ausland - ohne Telekom - demonstriert das bereits deutlich. Hier hat die Mobilfunktnutzung das Festnetz längst verdrängt.
5G - als neuer Mobilfunk-Standard baut auf dem bestehenden Standard LTE auf. Wesentliche Neuerungen von 5G sind erst bei der Nutzung ebenfalls im Leistungsbereich zu erwarten. Die Funkzellen werden bei 5G in Städten engmaschiger ausgebaut werden als bei Vorgängertechniken. Aber auch ländlich kann man sehen, dass die Provider ihre Netze deutlich schneller ausbauen. Die Standardisierungsorganisation 3GPP hat im Dezember 2018 mit Release 15 den ersten Standard veröffentlicht, der Funktionen von 5G beinhaltet. Weitere Funktionen wurden mit Release 16 im Juli 2020 festgelegt. 5G erreicht in den meisten Gebieten mittlerweile Geschwindigkeiten, die schneller sind, als Festnetz. In vielen Gebieten ist 5G sogar gleichstark wie Glasfaser - jedoch deutlich flexibler beim Anschluss vor Ort. ...Während Glasfaser zeitlich aufwändiger Leitungen verlegen muss, die dann auch bis zum Haus kommen... kann 5G mit entsprechenden Endgeräten schnurlos sofort genutzt werden, ohne Baumaßnahmen jeglicher Art.
Schulklassen könnten mit entsprechenden Tablet-Koffern kurzfristig ausgestattet werden - zuzüglich einem GigaCube, z.B. von Vodafone mit 500mbit und ohne Nutzungsbegrenzung - und könnten bis 64 Endgeräten gleichzeitig über leistungsstarkes Internet verfügen.
Schulministerin Gebauer hat am 31. August 2020 bei einer Veranstaltung in Dorsten noch gesagt, bis 2022 die Schulen mit schnellem Internet ausgerüstet haben zu wollen. Den großen Zeitraum bis zur Versorgung sämtlicher Schulen begründete sie mit den überall erforderlichen umfangreichen Baumaßnahmen. Das sehe ich anders: Diese wären bei Nutzung von mobilem Internet nämlich nicht notwendig.
Warum also Schermbeck Stadtführung nun noch gerne teure Baumaßnahmen künftigen Generationen als Kosten verursacht wollen, für eine Technik, die in drei Jahren niemand mehr braucht - ist nicht so leicht nachvollziehbar. Oder ist vielleicht nur ein vorgeschobenes Argument. Vielleicht geht es eher um attraktive Baugrundstücke, "die der Stadtplanung neue Chancen ermöglichen".
Tatsache ist: Vier Klassensätze iPads und vier sogenannte Cube, könnten die Schülerinnen und Schüler schon vor Weihnachten 2020 mit digitaler Bildung versorgen, bei vergleichsweise einem Bruchteil an Kosten zum aktuellen "Entwurf". Darüber wird man wohl noch reden dürfen - zumal es auch noch Thema beim Verwaltungsgericht sein dürfte. Die Bürgerinitiative für den Erhalt der beiden Standorte läuft sich nämlich gerade erst einmal "warm"...
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Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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