Manche haben es einfach nicht gemerkt...
Kopflose Hühner können auch noch laufen
Letztes Wochenende habe ich kopflose Menschen gesehen, die durch Berlin gelaufen sind. Die Mischung erinnerte mich an einen Kessel Buntes, der bei zu heißer Temperatur dazu führt, dass am Ende kein Hemd mehr weiß bleiben kann. Die braunen und blauen Hemden färben quasi ab. So sollten sich m.E. Menschen überlegen, die nicht als Nazi-Kollaborateur oder Alu-Hutträger in die Schublade möchten, eben doch mit diesen Leuten gemeinsame Sache gemacht haben - wenn sie neben deren Symbolen und Schlachtrufen durch die Straßen ziehen...
Irgendwie bin ich dann von dem Thema dieser kopflosen Menschen und dem Verleugnen von Corona, auf Klaus Störtebeker gekommen. Wem das auch gleich so in den Sinn gekommen ist, muss nicht weiterlesen. Allen Anderen würde ich gerne diesen gedanklichen Spagat erläutern.
Auf dem Land kennt man noch die Hausschlachtung, auch von Geflügel. Es ist kein Geheimnis, dass bereits enthauptete Hühner mehr als noch zucken. Wer bei „Magic Mike“ nun an den Stripper denkt, ist nicht beim Thema. 1945 soll es einen Hahn gegeben haben, der zur Feier eines Tages in die Bratröhre sollte. Weil dieses Tier nicht ordentlich geschlachtet wurde, lief es anschließend weiter - kann man sogar wissenschaftlich nachvollziehen, brachte es die Hausfrau damals nicht über das Herz, dem Tier „den Rest“ zu geben. „Mike“ soll noch 1,5 Jahre weitergelebt haben. Der berühmte Seeräuber Störtebeker soll es zur Zeit der Hamburger Hanse nicht so weit gebracht haben. Einer Geschichte zufolge, soll er nach Enthauptung allerdings noch einige Meter an seinen Mitgefangenen Bootsleuten vorbei gelaufen sein. Gemäß Absprache, hätte das diese Menschen vor der Todesstrafe retten sollen. Ein dummer Ausspruch des Henkers machte aber angeblich alles zunichte, nach dem dieser dem Kapitän der „Bunten Kuh“ ein Bein gestellt haben soll. Weil er meinte, keinen Fehler gemacht zu haben, mit der Axt... rutschte ihm verbal die Bemerkung raus, „er könne die Piraten und den ganzen Hamburger Senat köpfen, ohne Probleme...“. Erst enthauptete ein Senator die Piraten selbst, um anschließend den vollmundigen Henker die Glieder von so einem vorlauten Kopf zu trennen.
Nervenbahnen, Muskeln, Sehnen und Adern, können angeblich noch verbunden sein - oder Impulse übertragen haben, die quasi posthum noch zu Bewegungen, Zuckungen oder kurzen Wegen genügen. Das ist die eine Seite meines gedanklichen Spagats.
Auf der anderen Seite konnten weder Politik noch Medien scheinbar einen Kopf ausmachen, für den augenscheinlichen Mob am letzten Samstag in Berlin; wäre meine gedanklich Mitte...
Wenn ich mir dann vor Augen führe, dass die zweite Infektionswelle dieser für uns meisten eigentlich unbekannten Krankheit - namens Corona - mit den aktuellen Zahlen bereits belegt ist, komme ich am anderen Ende meiner gedanklichen Grätsche an. Wenn soviel Menschen statistisch als Genesen geführt werden, die im Nachhinein sich nicht als Gesund fühlen und erklären, könnte dieser Virus nachhaltig gefährlicher sein, als bisher dagewesene Viren. Veränderungen von Organen, Kawasaki-Syndrom-ähnliche Symptome bei Kindern, Atemnot, Nervenstörungen und Müdigkeitserscheinungen, könnten bedeuten, dass viel mehr - bildlich gesprochen: Hühner tot sind - Menschen also betroffen sind, als die Statistiken zeigen. Es könnte am letzten Samstag in Berlin dann zu einer Art „Corona-Straßenparty“ gekommen sein, als die Demonstranten sich und andere gegenseitig infiziert haben. Zumal sie massenhaft die Abstands- und Hygieneregeln bewusst missachtet haben.
Kopflose Hühner sämtlicher Bevölkerungsgruppen - inklusive gewaltbereiter Hähne, die man auch auf den Hildman-Videos sehen kann - verteilen also aktuell Unwissenheit, Aggressivität und das Virus, wenn es richtig blöd läuft. Politisch muss ich dann abschließend auch die Frage stellen, nach dem Kopf der ganzen Menschen, die tatsächlich massenhaft nicht in Berlin gewesen sind... ob wir den noch auf unserem Hals sitzen haben. Aus meiner Sicht offenbart Deutschland, wie die Welt an sich, dass Corona nicht die Krise ist - sondern unser politisches System infiziert sein könnte. Nicht von Covid19, sondern von Egoismus, Nationalismus, Hass, Wut und Dummheit. Besonders Staaten mit populistisch erfolgreichen Politikern, die offenbar ein merkwürdiges Demokratie-Verständnis zeigen, siehe USA und Brasilien, sind auch Staaten mit einer hohen Rate an Neuinfektionen und Corona-Toten. Der selbsternannte Anführer der westlichen Welt scheint mir dabei ein Spiegelbild dieses Problems.
In ländlichen Gegenden am Wasser - also in der Störtebeker-Region beispielsweise - ist im Volksmund bekannt, dass der Fisch zuerst am Kopf stinken soll. Es ist nicht bekannt, ob so ein Fisch noch schwimmen kann... aber die aktuelle Lage könnte auch ein lebloses durchs Wasser gleiten sein, welches von uns anderen „Fischen“ noch nicht als tot erkannt wurde. Sollte also unser demokratisches Pferd bereits Hirntod ereilt haben, müssen wir alle - wirklich alle Vernunftbegabten - über ein anderes „Fortbewegungsmittel„ für unsere Gesellschaftsordnung nachdenken. Ich halte es für mindestens so bedrohlich, wie das Virus selbst, was aus den Folgen der falschen Schritte oder anders herum unterlassener Maßnahmen resultieren kann. Kopflos kann es nicht nur einen geben, wie man dem Kinofilm „Highlander“ entnehmen kann. Wir sind m.E. nicht gut beraten, wie die Lemminge wieder lautstarken Sprücheklopfern zu folgen. Wir sollten als Schwarm nicht einem toten Fisch nachschwimmen. Vielleicht wäre es besser, alle horchen einmal in sich selbst herein, fassen einen klaren Gedanken - um der Kopflosigkeit unserer Gesellschaft entgegenzutreten. Sagen wir auch hinter unserer Atemschutzmaske deutlich „Nein!“ zu Anti-Semitismus, zu Hasstiraden und Verschwörungstheorien. Das hat mit der realen Bedrohung nichts zu tun.
Lassen wir auf der anderen Seite auch nicht zu, dass nur die „Hanse“ - im bildlichen Sinn - wichtig ist. Umsatz kann und darf nicht wichtiger sein, als das Leben selbst. Sonst wäre das aktuelle System blanker Kapitalismus, ohne jede soziale Komponente. Prüfen wir uns in diesem Zusammenhang auch alle nochmal, ob die Schulpflicht über dem Kindeswohl steht, wenn unser Nachwuchs krank werden kann, durch unterlassene Schutzmaßnahmen. Denken wir darüber nach, ob unser Kopf nur für den Friseur und tolle Urlaubsbräune dient. Ohnehin ein lustiger Gedankenblitz unserer Zeit, weiße Menschen immer noch als mehrwertig zu sehen, dann aber unbedingt so braun werden zu wollen... wie Gnabry oder Sané.
Ich bin echt gespannt, wie unser Abenteuer weitergeht...
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Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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