Warum die Politik die Infektionszahlen nicht ignorieren sollte...
Jenseits von Schweden

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Ich kann mich gut an die Schlagzeilen der vergangenen Woche erinnern. Politiker in Deutschland und Österreich diskutierten ernsthaft, wie toll doch die Schweden mit dem Corona-Virus umgehen würden. Kaum Schutzmaßnahmen. Dabei wären die Zahlen dort so gut. Ich habe da bereits in meinem Umfeld gewarnt, man möge doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Schweden hat beinahe zwei Wochen später den Virus gehabt, als beispielsweise Österreich und anschließend Deutschland. Ich habe auf mein Rechenexempel mit dem Schachspiel-Erfinder hingewiesen. Dennoch musste ich sehen, wie Entscheider auch in unserem Land mit beiden Augen nach Schweden schielten...

Und nun. Schweden hat die Realität erreicht. "Toll" mit dem Virus umgehen, kann auch bedeuten, wahnsinnig zu sein. Das Toll nicht immer schmeckt und gut sein muss, zeigt auch die gleichnamige -Kirsche. Mittlerweile stirbt in Schweden jeder 11. Corona-Infizierte. Dabei ist die Infektionsrate in Schweden aktuell gleich einer immer steiler steigenden Parabel. Nicht zu vergleichen mit Deutschland oder Österreich. Und nun wird es spannend, wenn wir alle ein wenig Geduld haben. 

Österreich hat die Maßnahmen gelockert, bei vorher sinkenden Infektionsraten. Ich finde, wenn wir uns schon fussballerisch nicht so am Nachbarn was abschauen wollen, könnten wir doch jetzt noch ein paar Wochen gucken.

Schweden - ohne deutliche Schutzmaßnahmen - wird vermutlich Werte, wie Italien, Spanien oder gar die USA, erreichen. Man muss diese Zahlen nur bereinigt betrachten - also die Verhältnisse Bevölkerungsgröße, -Dichte, Zeitraum wann der Virus bekannt aufgetreten ist, plus Neuinfektionen. Dann haben wir ein klares Bild.

Österreich hatte, durch sehr stringente und gute Schutzmaßnahmen, die Neuinfektionen signifikant senken können. Aber wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er auf Eis, sagt der Volksmund. So ist wohl Kurz gedacht, nun der sogenannten Normalität wieder Vorschub leisten zu wollen - und nach und nach die Maßnahmen einzustellen. Die Zahlen werden es zeigen, ob das eine gute Idee ist. Da sollten wir alle nicht nur immer auf Deutschland sehen. Nur der Kluge lernt nämlich aus eigenen Fehlern. Der Weise lernt aus den Fehlern anderer...

Wenn Deutschland ruhig bleibt - nicht den Spaltern und Hetzern folgt - werden wir noch ein paar Wochen lernen können, mit dem Virus zu leben. Erst dann - also im späten Sommer - könnten wir gewappnet sein, Menschen und System miteinander wieder zu vereinbaren. Dazu braucht es allerdings einen weiten Blick, ganzheitliche Ideen und Konzepte, vernünftige Menschen und Politiker, denen man auch tatsächlich vertrauen kann. In der Zwischenzeit braucht es deutlich mehr transparente Kommunikation - und die Frucht vom Baum der Erkenntnis - jenseits von Schweden.

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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