Querulanten um jeden Preis ...
GEFÄHRLICHE EXPERTEN
Oli Pocher gab einmal das Motto "Gefährliches Halbwissen" heraus. Tatsächlich ist vielleicht aber manches Mal besser, zuzugeben Nichts zu wissen, als vorzugeben, Etwas zu wissen, von dem man eigentlich keine wirkliche Ahnung hat. Ich kann mich noch gut an meinen allerersten Erste-Hilfe-Kurs erinnern. Der Feuerwehrmann, der uns Mitte der 80er Jahre ausgebildet hat, erzählt in die Runde einige Anekdoten aus seinem Alltag, als professioneller Retter. Damals muss es demnach Menschen gegeben haben, die schwere Verbrennungen auf der Haut mit Mehl gekühlt haben. Jedenfalls warnte uns der Ausbilder vor solchen Dummheiten. Das würde alles noch schlimmer machen, war sein Resümee. "Jeder, der eine Forelle Müllerin schon einmal gesehen hat", waren seine Worte, "kann sich vorstellen, dass Mehl den Heilungsprozess verbrannter Haut eher verschlechtert..."
In den 90ern war das dann, da machten die Gelben Seiten lustige Fernsehwerbung, wenn ich mich korrekt erinnere. Damals brauchte man noch das bekannte Branchen-Telefonbuch. Google & Co waren noch nicht so weit. Jedenfalls saß in einem Werbespot jemand in der Wanne und freute sich zunächst über sein frisch gekacheltes Bad. Zügig kam dann eine Fliese nach der anderen von der Wand. Am Ende hielt der Mann noch eine Kachel mit den Fingern fest. Der Werbespot gab schließlich den Rat, jemanden anzurufen, "der sich damit auskennt". Ich fand das lustig. Schließlich bin ich aber auch kein Möchtegern-Handwerker, weshalb ich z.B. in Sachen Autoreparatur keine Ambitionen habe, es "mir" selbst zu besorgen.
Inzwischen scheint aber - vielleicht dank dem Internet - unser Planet voll von "Experten" zu sein. Heutzutage wird ein gelernter Bankkaufmann plötzlich Gesundheitsminister. Eine Ministerin, die zuvor mehrere unterschiedliche Ressorts geleitet hat, setzt ihre Karriere in Brüssel fort. Jede Menge Juristen sind auf einmal Experten für alle möglichen Themenfelder sämtlicher gesellschaftlichen Fragen. Und weil es nicht genügt, hier den Bock zum Gärtner gemacht zu haben, schreitet diese "Experten-Seuche" in den sozialen Medien in rasender Geschwindigkeit weiter voran. Fast jede/r Nutzer bei Facebook kann plötzlich Virologe oder Epidemiologe sein. Ein Wahnsinn.
Es wundert mich dann nicht, wenn eben diese sozialen Medien aus eigentlich abgehalfterten Experten in anderen Bereichen, plötzlich Experten in neuen Bereichen küren. Wenn die dumme Minderheit laut genug ist, wird unser Planet vermutlich bald wieder eine flache Scheibe sein - oder zwei plus zwei ist fünf.
Da fallen mir vier Gestalten auf, die ich in Sachen Corona für sehr gefährliche "Experten" halte.
Boris Reitschuster, Attila Hildmann, Heiko Schrang und Günter Geng.
Wie in einer geschlossenen Polonaise sich vier Experten gegenseitig auf die Schulter klopfen, funktionieren sie als wechselseitige Expertise dem jeweils anderen dieser illustren Runde. Selbstverständlich dürfen dabei auch nicht markante Aussagen über Corona und unsere politischen Verhältnisse fehlen. Selfies mit Björn Höcke kommen dabei ebenso als Stilmittel zum Einsatz, wie scheinbar "zufällige" Begegnungen.
Ich will einmal der Reihe nach vorgehen, wie ich die sogenannten Experten benannt habe:
Boris Reitschuster hat vormals für das Nachrichtenmagazin FOCUS gearbeitet. Wenn man ignorieren möchte, dass das selbsternannte Nachrichtenmagazin durchaus als tendenzieller Schreibstil, an der Grenze zum Journalismus, betrachtet werden kann, ist das eine interessante Tatsache. Reitschuster hat einige Jahre sogar als Korrespondent in Moskau schreiben dürfen. Es soll dort Drohungen gegen ihn gegeben haben, heißt es in unterschiedlichen Medien. Möglicherweise hat Reitschuster nicht immer sauber recherchiert, konnte ich lesen. Auf seiner eigenen Homepage nennt Reitschuster als Grund andererseits, eine Allergie gegen das System und systemtreue Journalisten bekommen zu haben:
In 16 Jahren als Korrespondent in Moskau bin ich allergisch geworden gegen Ideologen, Sozialismus-Nostalgiker und Journalisten-Kollegen, die brav die Regierung loben und umso heftiger die Opposition kritisieren..
Seine Video-Überschriften offenbaren mir bereits, aus welcher Richtung der angeblich "kritische" Journalist seine Themen sieht. Reitschuster bezeichnet sich selbst als Journalist ohne Haltung. Reitschuster steigert sprachlich z.B. das Wort Infantil bis zum Grünen-Politiker Habeck. Reitschuster spricht in anderen Beiträgen von Propaganda, in Bezug auf das Thema Corona - und die seiner Meinung nach wichtige Verhaftung von Attila Hildmann.
Attila Hildmann hat türkische Wurzeln, ist vor 33 Jahren in Berlin geboren, von deutschen Eltern aufgezogen, Autodidakt, angehender Physiker und auf ungewöhnlichem Wege zur veganen Küche gekommen.
So steht es auf der eigenen Website des selbsternannten VEGANGSTA mit dem martialischen Vornamen des Hunnenkönig. Die sogenannte "Geißel Gottes", Attila, der tatsächliche Hunnenkönig, wird mittlerweile seit Erdogan zum türkischen Geschichts- und Kulturgut gezählt. Da ist es vielleicht naheliegend, wenn ein Autodidakt - also jemand, der sich seine Kenntnisse selbst beigebracht hat - als Küchenpapst einer tiereiweißlosen Kost - sich mit seinem Vornamen entsprechend "stark" in Szene setzt. So geschieht es seit 2015. Hildmann ist infolge des Herzinfarktes seines Adoptivvaters so geschockt - vielleicht traumatisiert -, dass er komplett seine Ernährung umstellt. Von über 100kg "speckt" er auf diese Weise radikal ab. Ab sofort sieht man den jungen Mann bis hin zu Iron-Man-Wettkämpfen alle sportlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Jede Menge Fotos zeigen ihn mit Baseballschläger und Gesichtsmaske - lange vor Corona - mit Slogan, dass man (übersetzt aus dem anglisierten Vegangsta-Jargon) keine Sch*** essen soll. Fotos zeigen Hildman mal "geblitzt" mit Zigarre im Mund, als er mit seinem Porsche offensichtlich zu schnell gefahren ist. Mal zeigen sie Hildmann bei einer Tee-Zeremonie, als er für die Reinheit spricht. Dann wiederum als trainierter "Samurai", der für Meditation und Frieden ist. Dann zeigt sich Hildmann mit einer Schrotflinte am Schießstand. Dann gibt es auch immer wieder Fotos mit Heiko Schrang.
Der Werdegang von Heiko Schrang ist im Internet sehr widersprüchlich dargestellt. Schrang soll nach manchen Darstellungen zwischen 1969 und 1971 geboren sein. Gegen 2013-2015 hat er möglicherweise im Bereich Immobilien-Vermittlung gearbeitet. Infolge einer fortgesetzten Nichtzahlung der GEZ-Gebühren soll er in eine entsprechende Erzwingungshaft gekommen sein - und war anschließend mit einem Buch "Die GEZ-Lüge" wirtschaftlich erfolgreich. Mittlerweile ist er einer der angesagtesten GEZ-Experten in den sozialen Medien. Nach eigenem Bekenntnis ist er Buddhist. Schrang machte seit Beginn der großen AfD-Erfolge von sich reden, als er den Medien nachsagte, sie stellten absichtlich die AfD "als das Letzte" dar. Gemeint war seinerzeit die grafische Darstellung der Parteien bei Hochrechnungen und Wahlergebnissen. Die AfD wurde nicht, wie Schrang gewünscht, an zweiter Stelle hinter der CDU benannt. Sondern nach den vorher etablierten Parteien. Schrang ist seit Jahren einer derjenigen "Experten", die kaum ein Thema auslassen, anderen eine Verschwörung zu unterstellen. Vor allem sieht er die Verschwörer gegen die AfD und ihre Funktionäre...
AfD-Funktionär ist Günter Geng. Er ist Kreisrat im Schwarzwald. Geng spricht sich öffentlich und in den sozialen Medien gerne mal gegen Homosexuelle aus, auch gegen Menschen anderer Herkunft. Geng posiert gerne auch mal auf Fotos gemeinsam mit Björn Höcke. Wiederum taucht eben dieser Günter Geng, nach meinen eigenen Beobachtungen, immer wieder in unterschiedlichen Videos von Boris Reitschuster auf. Beispielsweise in einigen Videos zu den sogenannten Hygiene-Demonstrationen kommt scheinbar ein Familienvater durch das Kamerabild, um dann "plötzlich" von dem Journalisten "spontan" befragt zu werden. Als wäre er unparteilich so einfach unvorbereitet in eine für ihn unerwartete Situation gekommen, macht sich scheinbar der "Statist" - der Geng täuschend ähnlich sieht - allerdings anonym seinem Ärger Luft. Reitschuster braucht also nicht selber krude Botschaften über das System verbreiten. Er ist immer noch dazu in der Lage, dafür einen "Experten" vor die Kamera zu holen.
Dieselbe Person taucht dann in dem ominösen Video auf, welches Boris Reitschuster angeblich allen deutschen Medien angeboten hat. Eingangs des Videos gleich, sieht man Genger als scheinbar unbeteiligt an dem Vortrag von Hildmann, dennoch in vorderster Linie bei den Polizeibeamten stehen. Zwischendurch gestikuliert er mal, diskutiert auch mit, skandiert - und sendet den neben ihn stehenden jungen Mann zu Hildmann, kurz bevor dieser festgenommen wird. Diese Videos sind allesamt öffentlich sichtbar bei YouTube und in den üblichen sozialen Medien.
Wer einen kompletten Eindruck der gesamten Situation haben möchte, kann sich zwei Videos zu dieser Szene anschauen. Auf AttilaHildmannTV bei YouTube kann man sehen, was die auffällig rothaarige Freundin des Vegangsta in dessen Auftrag gefilmt hat. Sie steht oft genau vis-a-vis zu der Kamera des früheren Focus-Korrespondenten. Auf dessen Video wiederum ist sie deutlich zu sehen, weil sie Reitschuster andauernd ins Bild gelaufen ist. Die selbsternannten Experten sprechen von großer Brutalität und einem Aufgebot mehrerer Polizeihunde, von Amtswillkür und unbegründeter Verhaftung. Das alles habe ich in beiden Videofilmen NICHT gesehen.
Ohne dafür Experte zu sein, denke ich, dass es sich bei dieser Situation ohnehin nur um eine vorübergehende Festnahme handelt. Hildmann hat noch an dem fraglichen Abend selbst auf seinem YouTube-Kanal seine Meinung ausführlich zum Besten gegeben. Dabei sprach er von Verletzungen, u.a. an der Hand, die in seinem Clip nicht zu sehen waren. Er machte deutlich, den Grund für seine Festnahme nicht verstanden zu haben. Möglicherweise haben die Polizeibeamten zugreifen müssen, als Hildmann nach einigen Minuten ohne Maske und ständig Mindestabstand zu diversen Leuten unterlaufend, auch noch einige Passanten im Stile einer offenbar improvisierten Kundgebung (er hatte Mikrofon und PA dabei) aufgerufen hat, mit ihm eine Polizeiabsperrung zu überwinden. Für gutes Benehmen und sachliche Kommunikation hatte er an dem Tag leider keinen Experten dabei...
Wenn ich mir nachschauend diese vier selbsternannten Experten so anschaue, komme ich zu einem eindeutigen Ergebnis: Seit Jahren warten sie auf eine Chance, der Gesellschaft irgendwie etwas "heimzahlen" oder "beweisen" zu können. Dabei kenne ich nicht die ganzen persönlichen Geschichten dieser vier Gestalten. Insgesamt halte ich aber das Thema Corona in diesem Zusammenhang für zu vernachlässigen. Es dreht sich womöglich eher um Narzissmus und Geltungssucht. Diese vier Experten hätten sicherlich auch zu Themen, wie Masern bei Marienkäfern, Röteln von Regenwürmern, auch so viel zu sagen - und würden das ebenso medial umsetzen wollen, bzw. auf die Straße tragen. Es geht Hildmann und Co nämlich nicht um die Demokratie, wie sie lautstark behaupten. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die echte Krise mit dem Covd19-Virus hat ihnen scheinbar eine Möglichkeit geboten, bei gesellschaftlichen Umwälzungen mitzuwirken, um dabei selbst ganz noch oben zu kommen. Koste es, was es wolle... weshalb sie den Virus solange leugnen werden, wie man sie lässt.
Mir liegen etliche Screenshots vor, meine o.a. Thesen zu belegen. Allerdings bin ich kein Experte für das Urheberrecht von solchen Screenshots, auch wenn ich sie auf öffentlichen Seiten gemacht habe, beispielsweise bei Facebook... deshalb gibt es heute hier auch nur das eine Bild. Das Titelfoto. Von einem wahren Experten, der sich über eine stetig wachsende Fangruppe freut, die Abstandsregeln ignorieren und ohne Maske unterwegs sind...
Das Bild ist von Pixabay.
Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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