Wenn es nicht nur um die Wurst geht ...
CORONA UND DER HAI-ALARM ...

Mitte März diesen Jahres habe ich bereits einen Artikel hier geschrieben, mit eben dieser Überschrift. Einige Dinge habe ich in dem Artikel bereits kritisch angemerkt, als würde ich die Entwicklung geahnt haben. Ich hatte seinerzeit die Hoffnung, dadurch doch einige Menschen damit zu erreichen, um das Ein oder Andere zu verhindern. Dabei nehme ich nicht einmal für mich in Anspruch, dass ich ein Hellseher wäre. Ich habe auch kein schnelles Pferd, was ja hilfreich sein soll, wenn man die Wahrheit sagt. Ich hatte das Sozialverhalten in Deutschland schon länger beobachtet - und - kurz vor dem Shutdown bzw. Lockdown, mit einem Spiel verglichen, welches sehr deutlich unsere Kompetenzen aufzeigen hilft. Meistens spiele ich dieses Spiel mit Kindern, im Rahmen handlungsorientierter Gewaltprävention. 

Beim Spiel "Hai-Alarm" nehme ich gerne Tageszeitungen - wobei das sicher auch mit Ausgaben des Stadtspiegel funktionieren würde. Diese lege ich in einer Turnhalle auf den Boden verteilt. Den spielenden Kindern sage ich dann, dass das Inseln sind. Der Hallenboden wird in der Phantasie der Kinder schnell zum Ozean. Und bei dem Wort "Hai-Alarm" aus meinem Mund, müssen die Kinder auf einer Insel stehen, um nicht vom "Hai geholt" zu werden. Spannend ist für mich in Wahrheit jedes Mal, zu beobachten, ob sich die wechselnden Klassen dafür entscheiden, sozial zu spielen - also sich gegenseitig retten und bewahren, auf den durch die eigenen Füsse zerstörten Zeitungsseiten (der Meeresspiegel steigt), quasi das Spiel zusammen zu "überleben", oder ob es in den Kindergruppen einzelne Kinder gibt, die andere wegstoßen, weil sie so glauben, das Spiel zu "gewinnen" (als Einziger auf dem letzten Fetzen "Insel"). Wer mich kennt, kann sich denken, dass ich eher die soziale Variante gut finde - und den anderen Kindern anschließend altersgerecht ins Gewissen rede.

Mittlerweile sind wir in der Realität drei Monate weiter. Analog dem Spiel haben sich einzelne Protagonisten in unserem "Ozean" bereits deutlich gezeigt. Trump, Laschet, Hildmann, um nur einige zu nennen, auf den politischen Inseln. Karstadt, Tönnies und Lufthansa, sind wiederum Namen von wirtschaftlichen Inseln ... in diesem "Spiel". Dabei hat das mehr mit dem o.a. Spiel zu tun, als mit Corona, wenn wir genau hinsehen. 

Spieler wie Donald Trump stoßen andere weg, um nur selbst gerettet zu werden. Solange die Gefahr nicht erkannt wird, der Platz auf der eigenen Insel groß genug ist, negiert so ein Charakter die Bedrohungslage - vor allem für die anderen Spieler, die er im übertragenen Sinne, im Meer ertrinken lässt. (Leider nicht nur im übertragenen Sinn...) 

Spieler wie Laschet sind schnell dabei, immer wieder sich hinter anderen, scheinbar größeren Spielern zu verstecken, um auf diese Weise auf einer Insel nicht unterzugehen. Verbal zeigt sich so ein Charakter auch gerne mal mit unbedachten Äußerungen über Zuwanderer, als wenn diese für das Problem in der Fleischindustrie verantwortlich sind. Möglicherweise meint so ein Spieler sogar, dass ein Unfallopfer auch dem LKW hätte ausweichen können, um einen Stau in der Rush-Hour vermeiden zu müssen. Die letzten Äußerungen in Sachen Neuinfektionen im Bereich der Fleischindustrie waren jedenfalls nicht sonderlich menschlich - oder gar gut überlegt. Letzteres hoffe ich jedenfalls für den kleinen Aachener, in dessen Umfeld der erste Landes-Hotspot gewesen ist. 

Schließlich gibt es da noch den selbsternannten Attila-Vegangsta-Starkoch Hildmann. Alle Mahlzeiten ohne tierische Proteine. Und wie wenn das davon die Nebenwirkungen wären, schreibt und spricht dieser junge Mann krude Verschwörungstheorien aus. Auf "seiner Insel" trägt man vielleicht dazu Hosen, wie aus Protest gegen den Ausverkauf von Toilettenpapier. Frei nach dem Motto "lass mal laufen" sehen die aus, und bei jedem öffentlichen Event scheint es dieselbe zu sein. Auf diese Inseln dürfen auch keine Menschen mit anderer Meinung. Hildmann scheut nicht einmal den Vergleich, dass Angela Merkel schlimmer wäre als Adolf Hitler. Für mich persönlich ist vegan schon vorher echt geschmacklos gewesen. Aber diese Aussagen stoßen mich immer mehr ab, und stärken den Wunsch, lieber im Ozean bleiben zu wollen, als auf so einem Atoll Hildmann. 

Schlussendlich bleiben da als Love-Islands noch Karstadt, Tönnies und die Lufthansa.
Letztere eigentlich eher, um uns zu den Spiel-Inseln auch zu fliegen.

Karstadt stand meines Wissens bereits vor dem Hai-Alarm das Wasser jahrelang und immer wieder bis zum Hals. Die haben - um von dem Spiel wieder in die Realität zu springen - durch überfordert wirkende Investoren und Manager möglicherweise einige Fehlentscheidungen getroffen, die nun von den Mitarbeitern getragen werden sollen. Wie so oft, und auch auf der Titanic, scheppt also die "3. Klasse" das Wasser aus dem Bug. Wenn dann einige Filialen "abgesoffen" sind, werden die möglicherweise fehlentscheidenden Manager wieder auf das Sonnendeck stürmen, die Dividende zu kassieren. 

Tönnies hingegen zeigt glasklar, in diesem Spiel, eine Insel wie von Kannibalen. Die Fleischindustrie, die Spargelindustrie, die Paketzusteller-Industrie ... und viele weitere Branchen... die davon leben, dass deren finanzielles Venedig nicht auf Pfahlbauten, sondern auf dem Elend prekärer Arbeitsverhältnisse basieren. Auch diese Verhältnisse waren bereits so mies, bevor der Hai ins Spiel - Pardon Corona auf die Welt - gekommen ist. 

Weil das so traurig ist, möchte ich deshalb diese Zeilen beenden, mit einem Witz:
Die Lufthansa hat einen Wert von etwa 4 Milliarden Euro. 
Die Bundesregierung hat eine Soforthilfe von etwa 9 Milliarden Euro dafür erlaubt.
Wäre der Bankkaufmann im Kabinett nicht Gesundheitsminister, sondern für die Wirtschaft zuständig, hätten die Steuerzahler womöglich fünf Milliarden sparen können - und eine staatliche Fluggesellschaft billig eingekauft. Da die meisten Politiker aber keine Ahnung von dem haben, was sie tun, hat das mit dem Sparen nicht geklappt. 

Stimmt, ist nicht witzig. Schweinsteiger könnte sagen, das ist nicht mal funny... 
Das ist der Fussball in Zeiten von Corona aber auch nicht mehr. 

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Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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