Mein Wort zum Sonntag ...
MANCHEN SCHEINT ALLES EGAL
Es gibt Dinge, die muss man einfach hundertprozentig tun. In den Zeiten von Toilettenpapier-Hamsterkäufen, fällt mir auch spontan etwas ein. Eine alltägliche Handlung, hoffentlich für die meisten meiner Leserinnen und Leser. Das Abwischen des Allerwertesten. Wer hier nachlässig ist, oder meint, ein bisschen würde genügen, sieht sich getäuscht. Man kann auch nicht einfach darauf verzichten, nur weil man sowieso bekleidet ist. Bereits im Zeitalter der Pest ist das klar. Ebenfalls ist für die meisten Menschen klar, warum man den Händedruck mit dem "schönen Händchen" macht.
Nun will ich nicht den gesamten Text darüber sinnieren, ob wir uns alle reinlich verhalten, wenn wir auf der Toilette sind. Der ein oder andere wird ohnehin bereits ahnen, dass ich dieses Gleichnis bemühe, um auf einen anderen Missstand hinzuweisen. Dabei geht es mir tatsächlich um den gesellschaftlichen Umgang mit der sogenannten Pandemie Corona.
Die Covid-19-Pandemie hält unsere Welt weiter in Atem, wenn in diesem Zusammenhang so eine Formulierung noch erlaubt ist. Bereits mehr als 7,5 Millionen Menschen haben sich weltweit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, mittlerweile 186.028 davon in Deutschland - wo es gerade in den letzten sieben Tagen wieder vermehrt zu lokalen Ausbrüchen kommt. Wer das schönreden will, trägt auch die Absätze an seinen Schuhen vorne, um bergauf zu gehen.
China denkt öffentlich über den Kriegszustand nach, um an diesem Wochenbeginn auf die unterschiedlichen Corona-Ausbrüche im Land zu reagieren. Normalerweise läuft über den Xinfadi-Markt ein Großteil der Versorgung der chinesischen Hauptstadt mit frischem Fleisch, Fisch und Gemüse. Nun aber wird er in Peking zum Symbol für die Angst vor einer zweiten Infektionswelle.
Teilweise sind Neuinfizierte in den letzten Tagen getestet worden, die nachweislich nicht verreist gewesen sind. Das sorgt für Unruhe und Angst im Land des Lächelns. Gleichzeitig beunruhigt die Wissenschaftler, dass es sich bei den Infektionen womöglich um einen erneut veränderten Typus der Krankheit handeln könnte. Das neu entdeckte Virus ist nach einer vorläufigen Sequenzierung des Genstamms anders als der Typ, der China vorher heimgesucht hat, berichtet Zeng Guang, Epidemiologe des Gesundheitsamtes nach Angaben der "Global Times" vom Sonntag.
Jeder, der nun denkt, China ist doch so weit weg, sei gewarnt, wie schnell die erste Infektionswelle den gesamten Planeten regelrecht geflutet hat. Vor drei Monaten hat Deutschland dabei sogar mehr Glück als Verstand gehabt haben können, wie neue Untersuchungen der Abläufe gezeigt haben. Nicht auszudenken, wenn die Lockerungsmaßnahmen nun der zweiten Welle ein riesiges Scheunentor öffnen, statt nur eine Tür.
Dortmund ist sicher näher als Peking, für die Leserinnen und Leser des Lokalkompass. Die aktuellen Zahlen dort, sind besorgniserregend, finde ich. Die Ruhrnachrichten berichten am Wochenende, dass die Zahlen in Dortmund rasant weiter ansteigend sind. Weniger rasant, aber dennoch steigend, ist die Kurve der Fallzahlen in NRW ohnehin die gesamte Zeit geblieben. Kumuliert, also im Durchschnitt. Aber nicht gesunken. Das hätte ebenfalls eine kumulierte Kurve anzeigen müssen.
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Jetzt gibt es die Zweifler, die Corona selbst nicht erlebt haben, weshalb sie die Existenz des Virus auch negieren. Denen möchte ich eine andere Lektüre ans Herz legen. Der aktuelle Spiegel erzählt in seiner morgigen Ausgabe, wie anstrengend ein simpler Gang zur Toilette für einen Corona-Genesenen sein kann. Tatsächlich vergleichen Menschen, die den Corona-Virus überlebt haben, einen Weg durch ein Treppenhaus mit einem Marathon. Die Lungen und auch weitere Organe bleiben betroffen und geschädigt, selbst nach der statistischen Heilung.
Ich will mir nicht ausmalen, was ab morgen alles geschieht, in Sachen Virus-Verbreitung an den Grundschulen in unserem Bundesland. Während die Politiker sich in ihre Acrylglas-Kabinen im Landtag ab dem 24. Juni wieder zeigen, müssen unsere Kinder völlig schutzlos und ohne Abstandsregeln, in die Schule. Gestern musste ich noch einkaufen. Im Aldi-Markt in unserem Dorf hängen überall Warnhinweise, man möge mit Maske einen Abstand von 1,5m einhalten. Die Plakate zeigen aber wohl nur einen deutschen Virus, der von vorne oder hinten kommt. Jedenfalls kamen mehrfach mehrere Menschen dicht an mir vorbei, um an Regale mit Ware zu drängen, neben denen ich wohl nicht als Kunde wahrgenommen wurde. Wenn ich dann so tue, als würde ich husten, und meine dazu, "der Virus kommt bestimmt nicht von rechts oder links...", sind diese Leute nicht einmal erschrocken - sondern frech.
Ein älterer Herr meinte später drängelnd an der Kasse, ihm sei sowieso alles egal... Meiner Frau gefällt das nicht, wenn ich solchen Menschen direkt antworte, sonst hätte ich womöglich was gesagt ... und so blieb es bei dem Gedanken, dass dieser Mann vermutlich einiges noch versäumt hat, - Ihr wisst schon - beim abwischen ... weil ihm ja sowieso alles ***egal ist.
Die meisten Menschen haben ja außerdem auch die Pest überlebt.
Und die anderen können sich nicht mehr beschweren...
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Autor:Stephan Leifeld aus Schermbeck | |
Webseite von Stephan Leifeld |
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