Kein Märchen, sondern Alltag: Wegwerf-Ware Katze
Wir wurden einfach entsorgt!
Es war einmal eine kleine schwarze Katze. Diese lebte zufrieden mit ihren Menschen. Auch mit dem Familienhund verstand sie sich gut. Katzenkumpels waren in der Wohnung keine. Aber das machte ihr nichts. Die kleine schwarze Katze durfte in den Freigang. Draußen strolchte sie umher und traf viele ihrer Artgenossen. Da die Menschen, bei denen sie lebte, jedoch von mangelndem Weitblick und geizig obendrein waren, ließen sie die kleine schwarze Katze nicht kastrieren. Und so kam es, wie es kommen musste.
Eines Tages traf das Kätzchen einen stattlichen Kater – einen Maine Coon, vielleicht auch einen Norweger. Als ihre Menschen bemerkten, dass der Bauch ihrer Katze immer dicker wurde, war das Entsetzen groß. Schon seit Monaten drückte man sich davor, die entzündeten Zähne der kleinen schwarzen Katze endlich vom Tierarzt behandeln zu lassen. Und nun auch noch das! Das Maß war voll. Und so fuhr man mit dem trächtigen Tier zu einem Friedhof, wo man das kleine schwarze, schwangere Kätzchen einfach sich selbst überließ. Hilflos streifte das Tier tagelang über das Gräberfeld, bis sie eine Futterstelle für Igel fand. Hier aß sie sich satt und bereitete sich auf die Geburt ihrer Kinder vor. Und wenn sie nicht gestorben sind …
„So oder so ähnlich könnte sich die Geschichte zugetragen haben“, sagt Christina Oddey von den Streunerseelen. Die private Katzenschutzinitiative ‚Streunerseelen – stray souls foundation‘ kümmert sich um Straßenkatzen in Castrop-Rauxel, Waltrop und Recklinghausen-Suderwich und wurde von der Frau, die eigentlich auf dem Friedhof nur Igel füttern wollte, kontaktiert. Christina Oddey und ihr Lebensgefährte nahmen die kleine schwarze Katze, die sie Hollywood tauften, auf. „Zum Glück hat die ältere Dame sofort reagiert. Denn schon am nächsten Tag brachte Hollywood ihre fünf Babys zur Welt – bei uns, in einem warmen, trockenen Raum und nicht auf einem Friedhof.“
Population der Straßenkatzen wächst
So wie Hollywood ergeht es vielen Katzen. „Gedankenlos lassen trotz Kastrationspflicht im Kreis Recklinghausen immer noch viele Halter ihre unkastrierten Tiere in den unkontrollierten Freigang“, berichtet die Tierschützerin, die Tag für Tag mit dem Ergebnis dieser Gedankenlosigkeit konfrontiert wird. Die Population der Straßenkatzen steigt ständig. Tiere werden ausgesetzt und die Straßenkatzen paaren sich mit unkastrierten Freigänger-Katzen. „Viele der draußen geborenen Katzenbabys überleben die ersten Tage nicht. Mangelernährung der Mutter, Krankheiten, Parasiten – der Weg ins Leben ist für viele der kleinen Würmchen einfach zu hart.“
Das böse „Märchen“ von der kleinen schwarzen Hollywood und ihren Kinder hat zum Glück eine gute Wendung genommen. Zumindest zu einem großen Teil. „Eines der fünf Babys ist nach einem Tag leider verstorben“, sagt Christina Oddey. „Hollywood wollte sich zunächst um ihre Kinder gar nicht kümmern. Sie war mit sich selbst beschäftigt.“ Die hinter ihr liegenden Tage hatten die junge Mama ausgezehrt. „Sie hatte zu wenig Milch für ihre Kleinen.“ Die kleine schwarze Katze war zudem von Parasiten überzogen. „Hinzu kam ein Katzenschnupfen, so dass sogar ihr Gesichtsfell total verklebt war. Außerdem hatte Hollywood noch immer mit ihren entzündeten Zähnen zu kämpfen.“ Ein Bild, dass die Tierschützer der ‚Streunerseelen – stray souls foundation‘ nur zu gut kennen.
Abgemagert bis auf die Knochen
Fast zur gleichen Zeit wie die schwangere Hollywood haben die Streunerseelen auch Kater Wasabi aufgenommen. „Der ca. zweijährige Kater war nur noch ein Schatten seiner selbst“, so Oddey. „Heute wiegt Wasabi 5,5 Kilo. Als wir ihn an einer unserer Futterstellen aufgelesen haben, waren es gerade knapp 2,5 Kilogramm.“ Woher der unkastrierte Kater auf einmal kam, weiß die 39-jährige Katzenschützerin nicht. Aber sie hat einen Verdacht: „Ich nehme an, Wasabi ist das Produkt einer missglückten Zucht. Da hat anscheinend jemand eine Bengalkatze mit einer Britisch Kurzhaar gepaart.“ Die Intention dahinter sei der Tierschützerin klar. „Man wollte wohl eine Katze ‚produzieren‘, welche die anmutige Optik und die schöne Fellzeichnung eines Bengalen und gleichzeitig das ruhige Wesen eines Briten hat.“ Ob diese Experiment bei Wasabis Geschwistern geklappt hat, kann Christina Oddey natürlich nicht beurteilen. In Wasabis Fall jedoch sei der Versuch nach hinten losgegangen.
„Wasabi ist absolut zutraulich und menschenbezogen, aber alles andere als entspannt. Mit ihm haben wir einen kräftigen 5,5-Kilo-BKH-Mix mit der Power eines Bengalen im Hintern.“ Wahrscheinlich sei er auch deshalb von seinem Halter „entsorgt“ worden, sprich ausgesetzt. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Katzen, wenn sie nicht den Ansprüchen der Menschen gerecht werden, einfach vor die Tür gesetzt werden“, empört sich Christina Oddey.
Wir suchen ein neues Zuhause
Nun befindet sich Wasabi in der Obhut der Streunerseelen, die für den Kater ein neues Zuhause suchen. „Wasabi ist ein verdammt hübsches Tier und einfach ein klasse Typ, aber definitiv keine Anfängerkatze“, beschreibt Oddey den Charakter des Katers. „Für ihn suchen wir Menschen mit Katzen- oder vielleicht sogar Bengal-Erfahrung. Wasabi muss ausgelastet werden.“ Andere Katzen im Haushalt wären wünschenswert, sollten jedoch über ein dominantes Auftreten verfügen. „Sabi, wie wir ihn auch gerne nennen, lebt derzeit bei uns auch mit anderen Katzen zusammen. Und er fragt jeden Tag aufs Neue die Autorität seiner Mitbewohner ab. Bietet sein Gegenüber ihm die Stirn oder lässt sich auf seine Herausforderungen gar nicht erst ein, ist alles im grünen Bereich. Hat die andere Katze jedoch das Wort ‚Opfer‘ quasi auf der Stirn stehen, wird sie von Wasabi auch genau als das wahrgenommen, als ein Opfer.“ Gesucht werden für diesen Charakter-Kater daher Menschen und mögliche Katzenkumpel, mit einem gewissen Standing, die das Bengal-Wesen in ihm auch auslasten können. Wer ernsthaftes Interesse an dem Bengal-BKH-Mix hat, kann sich gerne telefonisch unter 01 57 / 31 31 25 85 oder per Email an hilfe@streunerseelen.org melden.
Aber auch diejenigen, die sich einen Kater von Wasabis Kaliber nicht unbedingt zutrauen, können durchaus auf der Suche nach kätzischen Mitbewohnern bei den Streunerseelen fündig werden. „Nur wenige Türen von Wasabi entfernt wartet der Zuckerschock pur: die Kinder von Hollywood“, schwärmt Christina Oddey mit leuchtenden Augen.
Im Alter von rund sechs Monaten seien auch sie nun soweit, in ein neues Für-Immer-Zuhause zu ziehen. „Zwei der Geschwister sind schon adoptiert worden. Und auch Mama Hollywood hat bereits ein neues Zuhause gefunden. Nun warten noch die beiden Mädels Honeydew und Hot Salsa auf ihre große Chance“, erklärt die Tierschützerin und gerät direkt wieder ins Schwärmen.
„Gerade Honeydew sieht man an, das der Vater wohl ein Maine Coon oder vielleicht auch ein Norweger war. Aber auch Hot Salsa ist einfach nur süß. Die beiden schnurren um die Wette, sind absolut zutraulich und, soviel steht fest, der Inbegriff süßer, kleiner Katzenwelpen.“ Fest stehe aber auch: Die beiden Mädels sind ein Team. „Vermittelt werden die zwei ausschließlich zusammen. Sie auseinanderzureißen, könnte auch kein vernünftiger Mensch übers Herz bringen.“
Kontakt
Streunerseelen – stray souls foundation
Tel.:01 57 / 31 31 25 85 (i.d.R. von 11 bis 19 Uhr)
Email:hilfe@streunerseelen.org
Facebook:Streunerseelen - stray souls foundation
Autor:Lars Riedel aus Castrop-Rauxel |
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