Bilder aus der alten Süd-Stadt
Wussten Sie, dass Recklinhausen-Süd einst bekannt war für sein eigenes „Soolbad Grullbad“? Alte Postkartenaufnahmen aus dem Jahre 1903 werben mit „grossartigen Park- und Gartenanlagen sowie Restauration, Gartenwirtschaft, Concerte und Gelegenheit zu Kahnpartien“.
Zu finden sind diese wunderbaren alten Fotoaufnahmen und verborgenen Schätze im neu erschienenen Kalender des Männergesangverein Concordia Grullbad 09. Unter dem Motto „Gesichter und Gebäude“ ermöglicht der Kalender 2012 eine Reise in die Vergangenheit von Recklinghausen-Süd und dem alten Grullbad ab 1900.
Bereits im zweiten Jahr in Folge setzten sich die Mitglieder des MGV Dr. Walter Ellinghaus, Rolf Salomon, Klaus Prahl mit Hobbyhistoriker Willi Westhues zusammen, um aus seinen über 400 historischen Fotografien interessantes Material und kuriose Geschichten für den Kalender 2012 zusammenzustellen. „Wir fanden zum Beispiel Schulklasse von 1956 vor der alten Grullbadschule, Schulanfänger von 1936 vor der Reitwinkelschule oder warfen einen Blick in die Backstube eines bekannten Recklinghäuser Bäckermeisters um 1910“, erzählt der erste Vorsitzende Dr. Ellinghaus. Auch die Theke eines Metzgers von der Bochumer Straße um 1920 und andere Szenen und Gebäude aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fanden Aufnahme im Kalender 2012.
Doch nicht nur das Bildmaterial machte die Runde bei den geselligen Nachmittagen. Heimatforscher Willi Westhues erinnerte sich noch gut an so manche Dönekes aus seiner Kindheit. „Bei uns im Grullbad gab es keinen Klapperstorch. Dafür gab es aber den Grullbadsee und aus dem holte Tante Rehlinghaus die Kinder. So wurde es uns als Kindern erzählt“, erinnert sich der 79-Jährige. „Wenn wir die Hebamme aus eines der Häuser kommen sahen, fragten wir immer: „Tante Rehlinghaus hast du wieder ein Kind aus dem See gebracht?“
Die Erwachsenen wussten es natürlich besser, besonders wenn sie nach einer ausgedehnten Feier im ehemaligen Ausflugslokal Schützenhof an der Waldstraße (dem heutigen Tierheim) in trauter Zweisamkeit in ihr Heim zurückkehrten. So manches Paar schlenderte auf dem Heimweg entlang der Bäckerei Hoffmann an Bochumer Straße, die noch 1953 im Licht der Gaslaternen getaucht war. Über Kindermangel konnte man sich damals nicht beklagen, wie die alten Gruppenaufnahmen beweisen. Einige Süder Senioren, werden sich oder ihre Eltern im Kindesalter sicherlich auf diesen vergilbten Erinnerungstücken wieder erkennen.
Der Erlös des Kalenders bleibt dann auch im Recklinghäuser Süden. Er ist zur Unterstützung des Männergesangverein Concordia Grullbad 09 gedacht, der auch schon auf eine 102-jährige Geschichte zurückblicken kann. Noch heute treffen sich regelmäßig 26 sangesfreudige Männer jeden Donnerstag um 20 Uhr im Seniorenzentrum Grullbad. Hier wird nicht nur nach Herzenslust gesungen, hier entstand auch die Chronik „100 Jahre Concordia – 150 Jahre Grullbad” in einer Auflage von 350 Exemplaren. Herzlich sind hier neue Sangesmitglieder oder Gäste willkommen und wer weiß, vielleicht kann man an diesen Abenden nicht nur der Musik, sondern auch der einen oder anderen Anekdote lauschen. Aus der langen Chorgeschichte. Oder aus den vergangenen 150 Jahren, die der Stadtteil Recklinghausen-Grullbad inzwischen alt ist.
Weil beides so fest miteinander verwoben ist, spielt auch die Entwicklung Grullbads eine wichtige Rolle in der Festschrift des Chores. Da geht‘s um Schulen und Sportvereine, um die „Grullbader Blagen” - genau wie im aktuellen Kalender „Gesichter und Gebäude“ des Männergesangvereins Concordia Grullbad 09.
Information:
Der Kalender ist ab sofort zu einem Preis von fünf Euro erhältlich in Süder Buchhandlungen, Lotto-Zeitungs-Geschäften und der Zweigstelle der Sparkasse Vest sowie im Gesprächstreff Recklinghausen Süd dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr.
Autor:Petra Pospiech aus Recklinghausen |
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