Winterpause im Bienenstock
Ein kalter und nasser Winter lässt die Menschen zittern und verschlägt sie oft dorthin, wo es warm und gemütlich ist: Mit einer Decke und einem heißen Tee mit etwas Honig auf die heimische Couch. Doch was machen eigentlich die Honigproduzenten im Winter?
Bienen haben eine ganz ähnliche Taktik wie der Mensch, erklärt Imker Jens Keinhörster aus Suderwich. Entgegen weit verbreiteter Annahmen, sterben die Insekten nicht und bilden im Frühling einfach eine neue Population. Sie wandern auch weder Richtung Süden noch stehen die Bienenkästen in einem wohl temperierten Keller. „Die Bienenkästen bleiben auf den Feldern stehen“, weist Imker Keinhörster lächelnd die Spekulationen zurück.
„In den Kästen passiert dann Folgendes: Die Population des Volkes wird von 70.000 Bienen auf circa 20.000 heruntergefahren. Die Bienen finden sich zu einer Traube in ihren Kästen zusammen und halten die Temperatur in der Mitte um die Königin bei warmen 34 Grad.“ Das erreichen die Insekten, indem sie mit ihren Muskeln vibrieren. Mit ihrem Zittern können die Tiere selbst Außentemperaturen überleben, die weit unter dem Nullpunkt liegen. Während dieser Zeit ernähren sich die Bienen von ihrem eigenen Honig und gewinnen daraus ihre Energie.
„Die Natur hat es außerdem so eingerichtet, dass die Bienen dann im Winter statt der üblichen vier Wochen bis zu sechs Monate lang leben“, erklärt der Imker. So übersteht eine Population selbst einen langen und harten Winter. Wenn dann im Frühling die Temperaturen über zwölf Grad steigen, absolvieren die Insekten ihren Reinigungsflug.
Klar ist natürlich, dass die Bienen während der Wintermonate keinen Honig produzieren. Doch wer denkt, dass der Imker sich dann mit einem heißen Tee und einer Decke auf die heimische Couch legen kann, der irrt sich: „Ich habe dann natürlich keinen Urlaub. Ich muss die Jahresproduktion verkaufen und verschiedene Märkte besuchen. Eventuell habe ich im Februar dann ein wenig Freizeit“, lächelt Jens Keinhörster.
Autor:Max Rolke aus Recklinghausen |
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