„Von der Blüte ins Glas“
lautete die Veranstaltung, die das Fachforum Nachhaltige Stadtentwicklung der Lokalen Agenda 21 (LA 21) in Kooperation mit der VHS Recklinghausen am 12. März durchführte. Sie fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Agenda 21 vor Ort“ statt, bei der der Betrieb des Berufsimkers Jens Keinhörster im Haus Sachsenstraße 121 im Stadtteil Suderwich besucht wurde. Sieben Teinehmer kamen mit mir als Organisator der Veranstaltungsreihe (und ehrenamlichen Mitglied des Agendabüros Recklinghausen sowie Sprecher des Fachforums Nachhaltige Stadtentwicklung der LA 21) zum Betrieb des Trägers des Recklinghäuser Agendapreises 2013. In dieser Veranstaltungsreihe wird gezeigt, dass der Gedanke der Agenda 21 – dem 1992 auf der UN-Gipfelkonferenz in Rio de Janeiro beschlossenen Leitfaden zur nachhaltigen Entwicklung der Welt für das 21. Jahrhundert auf den Gebieten Ökonomie. Ökologie und Soziales – in Recklinghausen erfolgreich praktiziert wird.
Jens Keinhörster (24-jähriger Berufsimker) begrüßte die VHS-Kursteilnehmer. Er besitzt 180 Bienenvölker. Ein Bienenvolk besteht aus einer Königin, ca. 2300 Drohnen – den männlichen Bienen, deren einzige Aufgabe im Begatten der Königinnen besteht – und ca. 70000 Arbeiterinnen. Die Lebensdauer besteht vier Jahre für die Königin, ca. 2 bis 3 Monate bei den Drohnen – die nach der Begattung im Flug am Drohnensammelplatz mit der Königin von ihr getötet werden – und vier Wochen für die Arbeiterinnen. Die Arbeiterinnen übernehmen je nach Alter verschiedene Aufgaben, wobei sie flexibel reagieren, wenn es zu Ausfällen bei Arbeitsbereichen kommt.
Jens Keinhörster zeigte gemäß dem Titel der Veranstaltung „Von der Blüte ins Glas“ die einzelnen Arbeitsschritte des Imkers. Zunächst werden die Rahmen der mit Honig gefüllten Waben geschleudert. Anschließend wird der Honig gepumpt und gerührt, damit die Zuckerkristalle zerschlagen werden. Honig mit hohem Gehalt Fructose – d. h. viel Fruchtzucker) bleiben lange flüssig und klar. Hierzu gehört z. B. der Akazienhonig, der hellgelb ist. Er bleibt ca. ein Jahr flüssig. Rapshonig, der weißlich und milchig aussieht, hingegen kristallisiert sehr schnell. Daher muss er schnell abgepmpt und anschließend abgefüllt werden. Das Abfüllen erfolgt in Eimern zu 25 kg bis 40 kg. Dies zeigt u. a., dass die Arbeit eines Imkers schwer ist. Aus diesem Grund gibt es nur wenig weibliche Berufsimker. Das Abfüllen von Gläsern zu 500 g liegt bei 400 bis 500 pro Stunde. Dem schließt sich das Eikettieren an. Ab einem Gehalt von 60 % einer Sorte gilt Honig in Deutschland als sortenrein. Die sortenreinen Honige von Jens Keinhörster haben einen Gehalt von 80 %. Die Besucher probierten verschiedene Honigsorten mit ihren charakteristischen Geschmacksrichtungen.
Die teuren, standardisierten Honiggläser, deren Deckel einen breiten Rand besitzen, können nach Verzehr des Inhalts bei Jens Keinhörster abgegeben werden. Er gibt sie an Hobbyimker weiter. Seine eigenen Honiggläser nimmt er ebenfalls an und stellt sie u. a. Kindergärten für weitere Verwendung zur Verfügung. Da Honig ein Naturprodukt ist, schmeckt er je nach Sorte und Jahrgang anders. Es gibt also keinen Standardhonig nach DIN. Will man etwas Gutes u. a. für sich und die Umwelt machen, dann soll man Honig von einem Imker aus der eigenen Region konsumieren. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass der Honig ein Nebenprodukt ist, denn die Bienen erfüllen durch das Bestäuben von Pflanzen sehr wichtige Funktionen in der Natur. Das fälschlich Albert Einstein zugeschriebene Zitat, das aber der Realität entspricht, zeigt dies, denn es lautet „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Anschließend ging Imker Jens Keinhörster auf Backhonig ein, der z. B. für Lebkuchen verwendet wird. Er ist jedoch inhaltsleer hinsichtlich Vitaminen und anderer wichtiger Stoffe. Außerdem wurden alkolische Getränke mit Honig, wie Likör und Met, vorgestellt, dem sich eine Verkostung von Honiglikör anschloss. Zum Schluss ging er auf weitere Produkte ein. Hierzu gehört Gelée Royale, auch Weiselfuttersaft genannt, mit dem die Königinnen gefüttert werden. Dieses vitamin- und spurenelementreiche, jedoch teuere, Produkt wird gerne von Menschen – u. a. von Leistungssportlern – eingenommen. Propolis wird innerlich und äußerlich medizinisch verwendet, und wird von Imkern verkauft, wobei sie ihn aus rechtlichen Gründen nicht als Heilmittel deklarieren. Ein weiteres Produkt der Bienen stellt Wachs dar, das für Kerzen verwendet wird. Die Besucher bestaunten die künstlerisch hergestellten Kerzen. Nach ca. zwei Stunden war die Besichtigung des Betriebs des Imkers und Recklinghäuser Agendapreisträgers Jens Keinhörster beendet. Die Besucher kauften verschiedene Produkte des Imkers, trugen sich ins Gästebuch ein und machten sich auf dem Heimweg.
Autor:Ewald Zmarsly aus Recklinghausen |
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