Sicherheit an Schulen - kein Winnenden im Kreis RE, das ist das Ziel
Gewalt an Schulen ist seit vielen Jahren ein Thema. Doch seit den Amokläufen in Erfurt, Emsdetten und Winnenden hat dieses Problem eine ganz neue Dimension erhalten. Um dieser zu Begegnen, gibt es das Lehrernetzwerk Grün-Gelb, das in Zusammenarbeit mit dem Kommissariat Vorbeugung in Recklinghausen Lehrer und Schulen fit macht für den Krisenfall.
Seit 2002 sind die beiden Kriminalhauptkommissare Werner Bierbach und Dietmar Schirrmacher mit dem Thema „Gewaltprävention an Schulen“ beschäftigt. Bereits vor dem ersten Amoklauf in Erfurt entwickelten die beiden Kommissare einen Leitfaden für Lehrer, damit für das Verhalten in bestimmten Krisensituationen an ihrer Schule entsprechend geschult werden. Schirrmacher: „Wir waren mitten im ersten Seminar, da flimmerten die Bilder aus Erfurt über die Bildschirme und wir standen vor der Aufgabe unseren Leitfaden innerhalb kürzester Zeit um eine weitere Krisensituation zu erweitern.“
Schnell wurde deutlich - ohne die Mitarbeit von Lehrkräften würde die Arbeit der Kommissare deutlich schwerer werden. Doch die Bilder aus Erfurt hatten auch bei Irmlind Sowade und Klaus Püschel von der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck, bei Christine Löubs von der Otto-Burrmeister-Realschule in Recklinghausen und Thomas Averkorn von der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule in Recklinghausen einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass sie gemeinsam voneinander beschlossen sich in diesem Themenbereich zu engagieren.
Nach einigen Gesprächen mit den Kommissaren wurde Löubs schnell klar: „Lehrer und Polizisten ticken anders. Es war eminent wichtig, dass wir viele Hinweise und Vorgaben der Polizei in einefür Lehrer verständliche Sprache übersetzen mussten.“ Doch nicht nur Hinweise und Tipps der Polizei galt es in ein praktikables Format zu übertragen. Der Notfallordner des Innenministeriums mit seinen Handlungsvorgaben musste in praktikables Format umgewandelt werden.
Dieser Aufgabe hat sich das Lehrernetzwerkt Grün-Gelb mit den Initiatoren Sowade, Löubs, Püschel und Averkorn zusammen mit Bierbach und Schirrmacher verschrieben. Keine leichte Aufgabe. Allein die reine Anzahl der 277 Schulen im Kreis Recklinghausen macht den Umfang und die Intensität der Aufgabe deutlich.
Allerdings haben sich die sechs Initiatoren durch ihr inzwischen vom Innenministerium prämiertes Konzept „Bedrohungsmangement an Schulen“ bestens auf diese Mammutaufgabevorbereitet.
Seit November 2009 ist es nun gängige Praxis, dass die vier Lehrkräfte immer Mittwochs an Schulen im Kreis das Kollegium schult und sie Schritt für Schritt fit macht für die verschiedenen Krisensituationen. Das muss nicht immer gleich der schlimmste eines Amoklaufes oder einer Geiselnahme sein. Auch auf die alltäglich auftretenden Gewaltszenarien an Schulen sollen die Lehrer besser vorbereitet werden.
Zum Management gehört auch eine Ortsbegehung. Dabei wird festgestellt, welche Gefahrenpunkte es gibt, wie man sie beseitigen kann und was getan werden muss, um die allgemein gültigen Vorgaben an die eigenen Räumlichkeiten vor Ort anzupassen sind. Sowade: „Auch da arbeiten die Kollegen eigenverantwortlich. Weil es wichtig ist, dass sie das Konzept kennen. Natürlich schauen wir gerne drüber und geben Tipps, doch im Krisenfall müssen die Kollegen auch selbstständig und im Team reagieren.“ Als wichtigstes Hilfsmittel vor Ort gilt der „Notfallkoffer“, in dem vom Handy über Taschenlampe bis hin zum Notfallkonzept alles vorhanden ist. Doch die allerwichtigste Regel klingt einfach, ist aber enorm schwer umzusetzen: Ruhe bewahren, strukturiert vorgehen und als Team arbeiten.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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