Integration: Ein Blick über den Tellerrand

André (15), Esma (17) und Steven (17) haben Zuwanderer zu ihren Beweggründen befragt und spannende Geschichten erfahren. Diese sind nun für jedermann zugänglich im Institut für Stadtgeschichte.
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  • André (15), Esma (17) und Steven (17) haben Zuwanderer zu ihren Beweggründen befragt und spannende Geschichten erfahren. Diese sind nun für jedermann zugänglich im Institut für Stadtgeschichte.
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Warum wandern Menschen aus aller Welt nach Recklinghausen aus, um hier ein neues Zuhause zu finden? Dieser Frage und ganz allgemein dem Thema „Zuwanderung nach Recklinghausen“ widmet sich eine neue multimediale Installation in der „Retro Station“, der Dauerausstellung des Institutes für Stadtgeschichte.

Besucher können dort Tonaufnahmen von 22 Migranten hören, die aus Interviews entstanden sind. Die Aufnahmen lassen auf die Gründe ihrer Migration schließen.
Die Interviews mit den Zuwanderern wurden von den Schülern André, Steven, Gene, Philipp und Esma durchgeführt, die sich seit den Herbstferien wöchentlich im Institut für Stadtgeschichte getroffen haben. Parallel dazu wurden die Interviewpartner fotografiert.

Die Geschichten der Zuwanderer sind vielfältig. Von der klassischen Geschichte des türkischen Arbeiters, der in den 60er Jahren ins Ruhrgebiet kam, um im florierenden Bergbau sein Geld zu verdienen, über den Kriegsdienstverweigerer bis hin zur Liebesgeschichte ist alles dabei. Gemeinsam ist aber allen 22 zugewanderten Recklinghäusern eins: Sie sind voll integrierte und geschätzte Bürger der Stadt. „Der Ruhrpott ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Nirgendwo anders gibt es so viele Beispiele gelungener Integration. Auch hier in Recklinghausen sehen wir diese Vielfalt als Chance“, bekräftigt Kulturdezernentin Genia Nölle.

Der wohl bekannteste „Zuwanderer“ in Recklinghausen ist Mehdi Noheh- Khan. Gerne plauderte er für die Jugendlichen aus dem Nähkästchen. Der Perser kam 1964 aufgrund eines Jobangebots nach Deutschland - und blieb. Er baute sich mit seinem handwerklichen Können ein Teppichgeschäft auf und nahm auch an der Vereinskultur seiner neuen Heimat rege teil. „Sprache und Kultur sind der Schlüssel zur Integration“, so der Wahl-Recklinghäuser, der 1978 gar zum Karnevalsprinzen gewählt wurde und auch nach wie vor im Heimatverein Aolt Surk aktiv ist.

Nicht jeder der Befragten ist so „prominent“ wie Noheh-Khan, der als leuchtendes Beispiel für Integration in einem Erdkundebuch für Hamburger Schüler auftaucht. Aber ihre Geschichten sind mindestens genauso faszinierend. „Das sind Menschen, die uns tagtäglich begegnen. Es betrifft uns alle“, so Projektleiterin Johanna Beate Lohff. André, Steven, Gene, Philipp und Esma haben sich auf dieses Projekt eingelassen und neben Interviewtechnik und Fotografie auch sehr viel über ihre Mitmenschen gelernt sowie neue Freunde gefunden.
Dieses „lebendige Stück Geschichte“, wie es Stadtarchivar Dr. Matthias Kordes nennt, ist ab sofort als Dauerausstellung im Institut für Stadtgeschichte für jedermann zu erleben. Eigens dafür wurde eine Kulisse aus Koffern geschaffen, hinter denen sich ein Bildschirm verbirgt. Zum jeweiligen Foto erzählt ein Zuwanderer seine persönliche Geschichte. Ein gelungener Blick über den Tellerrand!

Hintergrund:
Die Ergebnisse stellen einen Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Deutschen Museumsbund geförderten Projektes „Unsere Museen: Sehen lernen, die Welt entdecken“ dar und bilden die Grundlage für eine künftig nutzbare interaktive Museumsinstallation.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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