Ein Nest im Baumhaus: Anne Küper und Salvina Höfler eröffneten Großtagespflegestelle
250 U3-Kitaplätze fehlen zurzeit in Recklinghausen. 54 neue Plätze wird es ab dem 1. August geben, wenn sechs zusätzliche Großtagespflegestellen eröffnet werden. Ein neues Tagespflegenest ist bereits seit dem 1. Mai in Betrieb: das „Kleine Baumhaus“ in Speckhorn, das Anne Küper (41) und Salvina Höfler (26) gegründet haben.
Zurzeit betreuen sie in dem Nest an der Flutstraße fünf Kinder zwischen einem und drei Jahren. Ab dem neuen Kindergartenjahr werden es acht Kinder sein. Erlaubt sind bis zu neun. „Ein Platz ist noch frei“, sagt Küper. Da der Bedarf vorhanden sei, ist sie sich sicher, dass auch dieser Platz besetzt wird, denn es gibt sogar schon Anfragen für August 2019. „Bei unserer Einweihung waren Eltern mit einem Neugeborenen da, die sich für nächstes Jahr umgeguckt haben“, erzählt Höfler.
Anne Küper ist selbst Mutter eines mittlerweile achtjährigen Sohnes. Sie hatte sich dazu entschieden, mit ihm zuhause zu bleiben, als er noch kein war. „Da kam dann oft die Frage, ob ich nicht auch andere Kinder mal übernehmen könnte“, berichtet sie, wie sie zu dem Entschluss kam, als Tagesmutter tätig zu sein.
Salvina Höfler erfüllt sich als Tagesmutter den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten. Beide waren zuvor separat tätig, aber als sie sich während einer Weiterbildung kennenlernten, beschlossen sie, künftig zusammenzuarbeiten und eine Großtagespflegestelle zu eröffnen.
Kindersichere Wohnung
Einen großen Spielraum, einen Schlafraum, einen Wickelraum und eine Küche umfasst die Wohnung, die die beiden in das „Kleine Baumhaus“ umwandelten. Dabei galt es, bestimmte Vorschriften zu beachten. „Die Wohnung musste im Erdgeschoss sein, zwei Ausgänge haben und wir mussten sie kindersicher machen“, erläutert Küper. Dazu zählen zum Beispiel gesicherte Steckdosen. „Außerdem haben wir darauf geachtet, dass sich in Kindskopfhöhe nicht so viele Kanten befinden.“
Hinweise und Unterstützung gab es dabei vom Jugendamt und der Caritas, die die Tagesmütter und ihre Einrichtung auch überprüfen. „Das ist ein gutes Gefühl, dass jemand gucken kommt“, so Küper.
Montags bis freitags von 7.30 bis 16.30 ist das Nest geöffnet. Dann stehen Spiele auf dem Programm, und auch vorgelesen wird den Kleinen. „Wir geben ihnen Hilfestellung und unterstützen sie, aber manchmal ist es auch wichtig, sie einfach mal machen zu lassen“, erklärt Höfler. Zudem können sie den Garten am Haus mitnutzen, und sie gehen mit den Kindern raus in die Natur, die direkt vor der Tür liegt.
Bezugsperson für die Kinder
Die Kinder haben die beiden Tagesmütter fest unter sich aufgeteilt. „Es ist wichtig, dass sie eine Bezugsperson haben“, erläutert Salvina Höfler. „Vor allem beim intimem Wickeln, Füttern und Trösten. Die Kinder müssen wissen, an wen sie sich wenden können.“
„Das kann eine Kita nicht leisten“, sieht Küper hier beim Tagespflegenest einen Vorteil. „Wir lernen unsere Kinder besser kennen, weil wir als Bezugsperson immer da sind.“ Als Konkurrenz zur Kita sehe man sich aber nicht, betont Höfler. „Wir versuchen, uns zu ergänzen und zusammenzuarbeiten.“ Denn schließlich werden die Kinder aus dem „Kleinen Baumhaus“, wenn sie drei Jahre alt sind, in eine Kita wechseln.
Für zunächst fünf Jahre gilt die Pflegeerlaubnis, die Anne Küper und Salvina Höfler erhalten haben, um ihr Nest zu betreiben. Finanziert wird die Großtagespflegestelle über das Jugendamt. 5,20 Euro pro Stunde und Kind erhalten die beiden Tagesmütter jeweils, da sie der höchsten Qualifizierungsstufe angehören. „Das könnte gern etwas mehr sein“, sagt Küper.
Zudem wünscht sie sich für alle Nester, dass die Stadt Recklinghausen eine Kraft zum Einspringen einstellen würde. „Wenn eine Tagesmutter krank wird, gibt es keine Vertretung. Es wäre toll, wenn sich die Stadt der Sache annehmen würde“, so Küper.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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