Ausbildungspaten mit Perspektiven
Seit August 2007 gibt es den Verein „AusbildungsPaten im Kreis Recklinghausen e.V.“. Er vermittelt Patenschaften zwischen Haupt- und Gesamtschülern und ehrenamtlich tätigen Erwachsenen, die den Schülern bei der Berufsfindung helfen und die Ausbildung begleitend unterstützen.
Dass diese Arbeit wichtig ist, merkt man sofort im Gespräch mit der Vorsitzenden Gudrun Gabriel. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern und hat selbst schon drei Schüler begleitet.
„Das Wichtige an unserer Arbeit ist, dass wir den Schülern Perspektiven und Chancen aufzeigen. Oftmals helfen wir einfach durch einen distanzierten Blick, den Jugendlichen ihre Fehler aufzuzeigen“, erklärt die Vorsitzende des Vereins. So erzählt sie von einer Auszubildenden, die Probleme mit ihrem Chef hatte, weil sie den gesamten Frisörsalon, in dem sie arbeitete, umgeräumt hatte: „Sie verstand die Aufregung dabei nicht. Ich konnte ihr dann vermitteln, dass die anderen Mitarbeiter ihre Geräte nicht wiederfinden konnten und konnte so helfen“, lacht Gudrun Gabriel. Doch so einfach ist vielen Jugendlichen oft nicht geholfen, weiß die ehrenamtliche Ausbildungspatin. Denn vielen Schülern fehlt die Unterstützung aus dem Elternhaus. Und dort, wo die Schule nicht mehr mit individuellen Angeboten helfen kann, springen die Paten ein. Vielen jungen Menschen fehlen einige soziale Kompetenzen. Das geht bei der Begrüßung los, geht über das Schreiben korrekter Bewerbungen und endet oftmals bei der Motivation, eine Sache bis zum Ende durchzuziehen.
Das merkt auch Ausbildungspatin Reina Weichert. Seit 2011 betreut sie einen 16-jährigen Jugendlichen in Recklinghausen. Die Lehrerin in Altersteilzeit: „Der junge Mann geht auf die Wolfgang-Borchert-Gesamtschule und hatte, als wir anfingen zusammen zu arbeiten, noch keine Vorstellung von dem, was er einmal machen möchte.“ Nach mehreren Treffen bekam die Deutsch- und Geschichtslehrerin dann mit, dass der Jugendliche handwerklich geschickt ist und dass er auch gern an seinem BMX bastelt.
„So kam ich auf die Idee, ihm den Beruf des Zweiradmechanikers nahezulegen. Und daran arbeiten wir zurzeit“, erklärt Reina Weichert. Erste Erfolge haben sich auch schon eingestellt. So konnte der Schüler schon ein Praktikum im handwerklichen Bereich mit sehr gutem Erfolg absolvieren. Auch weitere Zukunftspläne schmiedet die Ausbildungspatin mit ihrem Schützling schon.
Solch eine enge Betreuung setzt einen guten Kontakt zu den Schülern voraus. „Das geht oft auch auf eine persönliche Ebene. Manchmal hat man auch noch nach der Ausbildung Kontakt zu seinen ehemaligen Paten. Wir können natürlich nicht alles leisten, doch wir versuchen meist eine gute Lösung für jedes Problem zu finden“, erklärt Gudrun Gabriel.
Auch Reina Weichert erzählt, dass sie viel vom sozialen Umfeld ihres Paten mitbekommt. Dass die Arbeit Spaß macht, kann sie jedoch nicht direkt bestätigen: „Spaß ist der falsche Ausdruck. Zufriedenstellend ist es, wenn man Jugendlichen eine Perspektive geben kann und Chancen aufzeigen kann, die sie von alleine vielleicht nicht entdeckt hätten.“
Aufruf:
Im Kreis Recklinghausen werden zur Zeit auch noch Ausbildungspaten gesucht, meint Gudrun Gabriel. Im Mai finden neue Vermittlungsrunden in Schulen statt. Infos unter: http://www.ausbildungspaten.de
Autor:Max Rolke aus Recklinghausen |
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