KTM-Rennen: Startsau muss man sein
Was machen eigentlich.... Melli, Roger und Huby, das Motorradrenn-Trio aus Recklinghausen? Nun, die Hälfte der aktuellen Saison ist gelaufen. Der Stadtspiegel wollte wissen, wie es um die Battle-Teilnehmer steht.
„Es läuft alles easy. Nur ich hatte ziemliches Pech“, sagt Melanie Hentschel. Die 41-jährige Melli fährt seit 2008 Motorradrennen der KTM-Serie, also in der 6. Saison. „Pech hatte ich, weil ich bisher noch keinen einzigen Punkt geholt habe. In Assen in den Niederlanden ist mir sogar die Wanne abgebrochen und ich wurde rausgewunken.“
Melli grinst, ihr Fahrerkumpel und Freund Huby Mannshausen, von Beruf Schornsteinfegermeister, grinst aber noch viel breiter. Zwar hat er schon bei den Rennen in Oschersleben, am Sachsenring und in Assen („Cathedral of Speed“ genannt) gepunktet und ist 9. der Rangliste, aber er kann ähnlich humorvoll von Pleiten, Pech und Pannen wie Melli erzählen. Die sind wohl viel lustiger als Siege.
Hand im Hand auf dem Schandwagen
Ein Beispiel von Huby: „Am Sachsenring war‘s in der letzten Runde des letzten Rennens. Ich war auf Platz 6, als ein Kollege sich hinlegte. Also habe ich mich einfach danebengelegt, wohl aus Solidarität.“ Das bedeutete das Aus für beide Herren, weil die Maschinen nicht mehr mitmachten, und sie beide mussten runter, „Wir wurden von der Piste gebracht und saßen Hand in Hand auf dem Schandwagen.“
Solche Szenen gibt es wohl kaum bei einen anderen Sport. Überhaupt sind die KTM-Fahrer, berichtet das Recklinghäuserr Trio, wie eine große Familie. „Auf der Piste will man die anderen schnappen, aber alles geht total fair zu. Vor und nach den Rennen feiern wir zusammen und wir helfen einander.“
Melli, beruflich Inhaberin der Comet-Autovermietung in Herten, ist voller Mitgefühl für die einzige weitere Amazone: „Nadine hat sich eine Kopfverletzung zugezogen.“ Seit dieser Saison ist Melli erstmals nicht mehr die einzige Frau unter den Besitzern der so genannten Naked Bikes: Insgesamt sind es 39 Fahrer und Fahrerinnen in dieser Saison, darunter elf Neuzugänge. Huby: „Von 35 bis 60 Jahre ist alles dabei.“
Regenpelle wie Werbung für SM-Filme
Naked Bikes sind „nackte“ Serienstraßenmotorräder, also Motorräder ohne Teil- oder Vollverkleidung. Sie sind für den Einsatz auf der (Land-)Straße konzipiert.
Mellis Lebensgefährte Roger, der aus Köln stammt, hat von ihnen dreien die geringste Rennerfahrung, „aber er macht sich immer besser. Er ist eine richtige Startsau“, lacht Melli.
Überhaupt: Sauwetter gab‘s bei den letzten Rennen. Am Sachsenring war‘s richtig fies, und die Fahrer trugen Regenkombis zum Schutz. Melli: „Das sieht aus wie Werbung für Sado-Maso-Filme.“ Vielleicht lehnt Huby deshalb es kategorisch ab, „mich in so eine Pelle zu zwängen. Dann werde ich halt nass!“
Dank an Konrad Schittko
Immer wieder werden Melli, Roger und Huby danach gefragt, ob ihr Hobby nicht sehr gefährlich sei. Dazu Huby: „Komisch, ist bin seit 27 Jahren Schornsteinfeger, aber mich hat in all den Jahren noch keiner gefragt, ob ich schon mal vom Dach gefallen bin.“
Einig sind sich die Drei auch darin, dass sie grundsätzlich nur ordentlich organisierte Motorradrennen fahren, niemals mehr auf normalen Straßen. Melli Hentschel: „Das macht einfach keinen Spaß mehr, wenn man auf den Pisten so richtig Gas geben kann.“
Richtig geile Rennstrecken
Schon ihr verstorbener Vater, von dem sie die Autovermietung übernommen hatte, gab Melli volle Unterstützung für ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren. Mit ihrer FCR 600 (990 Kubikmeter, zirka 125 PS, und über 250 Kilometer schnell) startet sie nicht nur bei der KTM-Serie, sondern auch bei Langstreckenrennen. Das sind hammerharte sechs Stunden auf schwierigen, „aber geilen Rennstrecken“.
Vom 27. bis 28. Juli geht‘s zum Nürburgring. Die Rennen sind sportlich anspruchsvoll. Qualifying, Mitfiebern, Anfeuern, Nerven bewahren, alles ist dabei. Einen Dank möchten die Freunde und Rivalen der Rennbahn nach Unna schicken, zu Konrad Schittko. Der Teamchef richtet die Battles aus und die Seele der Biker-Gemeinschaft.
Hier der Link über den ersten Bericht über das Recklinghäuser Rennfahrer-Trio auf Lokalkompass:
http://www.lokalkompass.de/recklinghausen/sport/benzin-in-blut-d229257.html
Autor:Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen |
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