Ein Schalker grüßt aus Singapur
Klaus Pühmeyer gründet 1. Schalke Fan-Club - Gelsenkirchen und Recklinghausen eng verbunden

Die Samstagsspiele haben sich die Schalker in Singapur auf keinen Fall entgehen lassen - doch ausgerechnet jetzt beim Derby ging gar nichts, natürlich wegen der Coronakrise. | Foto: privat
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  • Die Samstagsspiele haben sich die Schalker in Singapur auf keinen Fall entgehen lassen - doch ausgerechnet jetzt beim Derby ging gar nichts, natürlich wegen der Coronakrise.
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Geboren in Gelsenkirchen und aufgewachsen in Recklinghausen ist Klaus Pühmeyer, doch beruflich hat es ihn ans andere Ende der Welt verschlagen. Und was macht ein Fan der Königsblauen in Singapur? Genau: Er hat in der südostasiatischen Metropole den ersten S04-Fanclub gegründet. Mit seinen Schalkern guckt Klaus Pühmeyer 10.119 Kilometer weit weg (wenn möglich) jedes Spiel. Mit Klaus Pühmeyer hat sich der Stadtspiegel unterhalten.

Sie sind seit 30 Jahren Mitglied bei Schalke – wie alt sind Sie jetzt?
Klaus Pühmeyer: Junge 51 Jahre! Ich bin zum 1.8.1990 Mitglied geworden, also "fast" 30 Jahre nun.

Was hat Ihre Begeisterung für die Königsblauen geweckt?
Klaus Pühmeyer: Ich denke, zuallererst bin ich da hineingeboren. Meine Mutter ist aus Gelsenkirchen, wir haben in Gelsenkirchen gewohnt und ich bin dort auch im Marien Hospital Gelsenkirchen vor über 50 Jahren geboren. Da sind die Möglichkeiten, wenn man Fußball mag, schon einmal sehr limitiert, sich für eine andere Mannschaft zu entscheiden. Und dann war natürlich die ganze Familie königsblau. Vater, Bruder, Opa, eben alle und auch die meisten Klassenkameraden. Und irgendwann ist man halt auch alt genug, selber einmal dort hinzugehen und sich das alles anzuschauen. Und dann merkt man sofort, dass das auch ein bisschen wie zuhause ist.

Am Würstchenstand das Tor verpasst

Können Sie sich an das erste Spiel erinnern, welches Sie bewusst gesehen haben?
Klaus Pühmeyer: Ich glaube niemand vergisst das. Bei mir war es im Januar 1980. Ich war fast 11 Jahre alt und wir spielten im Parkstadion gegen die Borussia aus Gladbach. Der Nachbar von meinem Freund Micky hatte uns mitgenommen. Block 6 standen wir. Elgert hat das einzige Tor für Schalke geschossen. Gleich nach der Halbzeit. Ich war leider noch am Würstchenstand, Würstchen für alle Mann holen. So hab' ich das leider verpasst, aber von da an, war ich "infiziert" und bin immer öfter gegangen. Zwei, drei Jahre später habe ich fast alle Heimspiele und auch viele Auswärtsspiele mitgemacht. Eine Zweitligasaison ein paar Jahre später, hab' ich nur zwei oder drei Spiele verpasst.

Wer war oder ist der beste Schalker Spieler?
Klaus Pühmeyer: Schwer zu sagen. Jede Zeit hatte seine "besten Spieler". Mein Bruder hat immer für Stan Libuda geschwärmt, aber das war ein bisschen vor meiner Zeit. Meine Zeit war wohl eher die des Olaf Thons. Aber auch Raul und Ebbe Sand waren super Spieler für mich. Mit Spielern wie Di Santo oder Hami Mandirali konnte ich mich allerdings nie anfreunden.

Wer war oder ist der beste Trainer?
Klaus Pühmeyer: Das ist einfacher. Für mich immer gewesen: Huub Stevens.

Stimmt es, dass Ihr Schlafzimmer ein blau-weißer Traum ist?
Klaus Pühmeyer: Nicht das Schlafzimmer, aber das Gästezimmer. Ja, ziemlich blau-weiß und mit vielen Erinnerungen ausgestattet.

Seit 22 Jahren leben Sie im Ausland – und seit wann in Singapur?
Klaus Pühmeyer: Das stimmt. Seit 1998 nicht mehr in Deutschland, oder zumindest mit nur sehr kurzen Zwischenaufenthalten. Nach den Stationen New York, Singapur, Hong Kong, Shanghai, bin ich 2013 wieder zurück nach Singapur gekommen. Der Beruf hat das so mit sich gebracht, habe es aber auch nie bereut.

Wie kam es zu der Gründung des 1. Schalke Fan-Club Singapur?
Klaus Pühmeyer: Ein Freund von mir, den ich aus Vietnam kenne und der im Original aus Wanne kommt, hat die Idee aufgebracht und nach vorne getrieben. Wir haben dann im Juni 2018 mit drei Leuten den 1. FC Schalke Fanclub Singapur gegründet und eintragen lassen.

Meister-Feier? Auf keinen Fall in Singapur

Wo gucken Sie, wenn möglich, die Spiele?
Klaus Pühmeyer: Da die Spiele ja für uns manchmal durch 6 oder sogar 7 Stunden Zeitunterschied sehr ungünstig ausgestrahlt werden, klappt das gemeinsame Gucken natürlich nur sehr selten. Eigentlich nur für die Samstag 15.30 Uhr Spiele.

Wer gehört zu Ihrem Fanclub?
Klaus Pühmeyer: Sehr unterschiedlich. Älter und jünger, eben alles Schalker, die die Spiele lieber in der Gruppe gucken, als zuhause. Die Meisten kommen aus dem Ruhrgebiet oder Einzugsgebiet.

Teilt Ihre Freundin Ihre Frau Ihre Liebe zum S04?
Klaus Pühmeyer: Ja, meine Frau Katya guckt mit, auch wenn sie nicht aus dem Ruhrgebiet stammt. Aber wenn wir in Deutschland zu Besuch waren, habe ich immer versucht sie mitzunehmen.

Haben Sie Kontakt zu Ihrer Heimat, zu Recklinghausen und Gelsenkirchen?
Klaus Pühmeyer: Ja, natürlich. Einmal über meine Eltern, aber auch über meine beiden Söhne aus meiner ersten Ehe. Der Jüngste lebt auch noch in Recklinghausen. Kontakt nach Gelsenkirchen eher weniger, da ich von dort schon mit 6 Jahren nach Recklinghausen weggezogen bin.Ich teile mir mit einem Freund immer noch zwei Saisonkarten und wenn es denn sich einrichten lässt, dann legen wir die Reise nach Deutschland so, das wir auch ein Spiel sehen können.

Wenn Schalke Deutscher Meister wird und wir das erleben: Wie werden Sie feiern?
Klaus Pühmeyer: Eins ist sicher. Nicht in Singapur. In dem Fall würde ich natürlich für eine Woche, hoffentlich auch inklusive des letzten Saisonspiels, nach Recklinghausen und Gelsenkirchen kommen. Wenn sich das abzeichnet, oder auch nur die geringste Chance besteht, bin ich dabei. Ich denke, wir haben alle zulange darauf gewartet und es auch mehr als verdient. Und ich muss ja helfen, Gelsenkirchen blau-weiß anzustreichen!

Könnten Sie kurz beschreiben, wie zur Zeit wegen der Corona-Krise, Ihr Alltag aussieht?
Klaus Pühmeyer: Hier in Singapur ist praktisch alles zu und wir dürfen nur alleine auf die Straße. Auch nicht mit der Frau zum Einkaufen oder Ähnliches. Sechs Wochen sind rum, drei müssen wir noch und hoffentlich gibt es keine Verlängerung. Die Zahl der Infizierten ist relativ hoch, aber die Anzahl der Verstorbenen sehr gering, was auch auf das hervorragende Gesundheitssystem zurückzuführen ist. Die hohe Anzahl auf Infizierten eher auf den hohen Anteil Fremdarbeiter, die in großen "Wohn- und Schlafkomplexen" untergebracht sind. Die Einschränkungen sind sehr hoch und das soziale Leben ist völlig zum Erliegen gekommen. Gearbeitet wird ausschließlich von zuhause. Somit können wir auch nicht das Derby am Wochenende zusammen gucken. Aber wir machen wohl eine Zoomkonferenz.

Zur Person:
Klaus Pühmeyer wurde in Gelsenkirchen geboren und wuchs in Recklinghausen auf. Er hat hier das Hittorf Gymnasium besucht und das Abitur an der Kollegschule Kuniberg gemacht. An der VWA in Bochum hat er studiert. Pühmeyer ist Generalmanager für Nordasien bei dem Unternehmen Kärcher.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen

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