„Oben speichert man, unten führt man aus“
Fitness und Freude beim Erlebnistanz der VTG Recklinghausen
Seniorentanz – das klingt nach gemächlichen Bewegungen zu langsamer Musik. Doch weit gefehlt. Wer Seniorentanz machen möchte, muss flink auf den Füßen und schnell im Kopf sein. Aber was die Vestische Tanzsport-Gemeinschaft Grün-Gold Recklinghausen zweimal pro Woche anbietet, heißt auch gar nicht mehr Senioren-, sondern Erlebnistanz.
„Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein“, sagt Tanzleiterin Barbara Steltner (58) mit einem Augenzwinkern. „50-, 60-Jährige lockt man mit dem Begriff Seniorentanz nicht.“ 88 Jahre sind die ältesten Tänzerinnen und Tänzer, die sich auf dem Parkett des Tanzsaals im früheren Fördermaschinenhaus der ehemaligen Zeche Recklinghausen II drehen.
„Schritt zurück, Schritt nach rechts, drehen!“ Solche und ähnliche Anweisungen ruft Steltner durch den großen Raum. Brush, Chassee und Handtour heißen die Tanzschritte und -figuren, die die Tanzenden im exakten Rhythmus vollführen. Erst wird ohne Musik geübt, dann erschallt der Klassiker „The Wanderer“ von Dion, erschienen 1961, oder ein israelisches Lied aus den Lautsprechern. Jetzt kommt es auf den Takt an.
„Ich habe eine Tanzart gesucht, die ich ohne Partner machen kann“, erzählt eine 76-jährige Teilnehmerin, warum sie zum Erlebnistanz der VTG Recklinghausen kommt. „Wir tanzen partnerunabhängig“, bestätigt Barbara Steltner. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum Gesellschaftstanz. Beim Erlebnistanz erwartet die Teilnehmer eine bunte Mischung aus Tanzstilen, darunter Paartanz, Squaredance, Kontratanz und Kolo, ein osteuropäischer Kreistanz. „Es sind offene Tänze mit Partnerwechseln. Man muss sich immer wieder auf jemand neuen einstellen. Dadurch entsteht Gemeinschaft“, erklärt die Tanzleiterin. „Das ist sehr wichtig, weil viele allein sind.“
Es wird gemeinsam gelacht
Neben der Freude am Tanz stehen deswegen das Miteinander und das gemeinsame Lachen im Mittelpunkt der beiden wöchentlichen Tanzkreise, an denen insgesamt etwa 50 Personen teilnehmen. „Wir haben keinen Anspruch an Perfektion“, betont Barbara Steltner. Auch Vorkenntnisse seien nicht erforderlich.
Im Saal herrscht ein deutlicher Frauenüberschuss. An diesem Tag sind es nur zwei Männer, die sich aufs Tanzparkett wagen. Also tanzen immer Frauen auch die Herrenparts, was aber durchaus Vorteile haben kann. Etwa wenn man Knieprobleme hat. „Ich habe Dame getanzt, aber als Dame hat man mehr Drehungen. Deswegen tanze ich jetzt Herr“, berichtet die 76-jährige Tänzerin.
Zu einer festgelegten Choreographie bewegen sich die Teilnehmenden übers Parkett. Bis zu zehn verschiedene Choreographien bewältigen sie pro Treffen. „Die Schritte im Kopf zu haben erfordert Gedächtnisarbeit“, sagt Barbara Steltners Vater Hajo (88). „Oben speichert man, unten führt man aus.“
Als Lebensfreude pur bezeichnet Barbara Steltners Mutter Ursula, die wie ihre Tochter Tanzleiterin war, den Erlebnistanz. Denn er stärkt nicht nur Konzentration und Koordination, sondern bringt Spaß und fördert das positive Denken. „Tanz heilt“, ist die 88-Jährige aus eigener Erfahrung überzeugt. Durch den Tanz und die Musik behalte man seine Lebensfreude. „Tanz hält fit und gesund.“
Tanzkreise und Erlebnistanz-Nachmittag
Wer sich davon überzeugen möchte, ist bei den beiden Tanzkreisen Erlebnistanz der VTG Grün-Gold Recklinghausen willkommen, die die Tanzleiterinnen Barbara Steltner und Bärbel Lampret anbieten. Sie finden mittwochs von 10 bis 11.15 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 16.15 Uhr bei der VTG an der Karlstraße 75 statt. Ergänzt wird das Angebot an jedem ersten Freitag im Monat um einen Erlebnistanz-Nachmittag (15 bis 17.30 Uhr).
Weitere Informationen gibt es auf der Vereinswebsite www.vtg-recklinghausen.de, unter Tel. 02366/501817 sowie per E-Mail an info@vtg-recklinghausen.de.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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