Ein Leben für den Basketball
Dirk Bauermann, der amtierende
Bundestrainer
des Deutschen Basketball
Bundes (DBB), war im
Rahmen einer Trainerfortbildung
zu Gast in Recklinghausen
und sprach vor über
100 Trainern aus dem gesamten
Kreis. Anlässlich dieses Termins
ergab sich die Gelegenheit
für dieses Interview.
Sind Sie zum ersten Mal in
Recklinghausen?
Dirk Bauermann: Soweit ich
mich erinnern kann war ich
noch nie hier. Obwohl ich mit
meinen 50 Jahren auch schon
mal etwas vergesse.
Sie sind durch Ihre emotionale
Art zu coachen bekannt
geworden. Verraten Sie uns
etwas über den Privatmann
Bauermann?
Der lebt sehr zurückgezogen
und ruhig mit seiner Familie.
Auch in seiner Freizeit treibt
er noch viel Sport. Allerdings
keinen Basketball. Denn das
halten meine Knochen nicht
mehr aus.
Und der Trainer?
Der ist sicher nicht mehr so
emotional wie er es noch vor
ein paar Jahren war. Ich will
nicht sagen, dass ich altersmilde
geworden bin. Denn Emotionen
gehören zum Basketball
dazu. Aber ich lasse nicht mehr
in jeder Situation alles raus.
Sie waren als Trainer nicht nur
in Leverkusen, sondern auch
in den USA, Belgien, Griechenland
und beim DBB tätig. Welche
Stationen haben Sie am
meisten geprägt?
Vor allem die Nationalmannschaft
hat mir sehr viel gegeben.
Sei es etwa mit dem Erfolg
bei der Europameisterschaft
2005, wo wir die Silbermedaille
geholt haben oder die generelle
Arbeit mit Dirk Nowitzki.
Und natürlich die Meistertitel
mit Bayer Leverkusen und
Bamberg.
Sie waren bei Ihrem Einstieg
in die Trainerlaufbahn erst 27.
War das damals ein Vorteil?
Es hatte seine Vorteile, denn
ich kam direkt aus meiner
aktiven Zeit und war hochmotiviert.
Klar fehlte mir die
Erfahrung, doch das ist ja bei
jedem jungen Trainer so.
Warum haben Sie alles auf die
Karte Basketball gesetzt?
Weil ich die Chance bekommen
habe, mein Hobby zum
Beruf zu machen. Klar hätte
ich mein Lehramtsstudium
beenden können, doch damals
waren die Chancen für junge
Lehrer gering. Da war es eine
Riesenchance, als das Angebot
von Ron Adams vom College
kam und ich dort zwei Jahre
als sein Assistenztrainer arbeiten
durfte. Ich hatte einfach
das Glück, das zum richtigen
Zeitpunkt das richtige Angebot
kam und ich es nutzen konnte.
Was muss ein Trainer mitbringen,
um ein erfolgreicher Basketballcoach
zu werden?
Er muss das Spiel verstehen
und eine große Leidenschaft
mitbringen. Nicht umsonst
sind viele Trainer ehemalige
Aufbauspieler, weil sie bereits
während ihrer aktiven Zeit
strategisch denken mussten.
Außerdem braucht er das
Talent, junge Menschen zu
begeistern, zu führen und sie
wieder motivieren zu können.
Gibt es einen bestimmten Spielertypen,
der einen besonderen
Eindruck hinterlassen hat?
Da gibt es mehrere. Steffen
Hamann, Henning Harnisch,
natürlich Dirk Nowitzki. Aber
auch die junge Garde, die uns
bei der letzten Europameisterschaft
so viel Freude gemacht
hat. Sie eint, dass alle richtig
gute Typen sind, die offen und
ehrlich durchs Leben gehen.
Außerdem sind sie harte Arbeiter,
die nichts dem Zufall
überlassen.
Nowitzki oder Schrempf?
Da will ich keine Vergleiche
ziehen. Mein Kontakt zu Dirk
Nowitzki ist sehr viel enger,
weil ich ihn seit mehreren Jahren
als Bundestrainer betreue.
Diesen engen Kontakt hatte
ich zu Detlef Schrempf nie.
Hat es der DBB verpasst, noch
mehr Kapital aus der Person
Dirk Nowitzki zu schlagen?
Man kann sicher immer vieles
anders oder besser machen.
Aber alleine die Persönlichkeit
Nowitzki hat dem deutschen
Basketball viel gegeben.
Was müssen die Vereine, der
DBB tun, damit Basketball weiter
im Gespräch bleibt?
Talentsichtung und Talentförderung
sind enorm wichtig. Es
gilt vor allem, die Kooperation
zwischen Schulen und Vereinen
weiter zu fördern. Daher
hat sich der DBB auch dazu
entschlossen, entsprechende
Standards in der DBBL und der
Pro A und Pro B einzufordern,
damit wir mehr deutsche Spieler
in die Bundesliga bekommen.
Die Spielfeldmaße werden
demnächst an die NBA angepasst.
Ein Vorteil?
Das wird den europäischen
Basketball weiterbringen. Wir
haben hier viele gute Werfer,
denen tut der halbe Meter
mehr nicht weh. Aber dadurch
wird das komplette Angriffsspiel
athletischer und noch
deutlich schneller. Natürlich
bringt das vor allem für kleine
Vereine viele Probleme mit
sich, die sich aber lösen lassen
werden.
ZUR PERSON
„Dirk Bauermann ist
Bundestrainer der Herren
Nationalmannschaft
des Deutschen Basketballbundes.
Er wurde in Oberhausen geboren,
spielte in Krefeld bis zur 2. Bundesliga und wurde
mit 27 Jahren Trainer. Nach zwei Jahren als Assistenztrainer
am Fresno State College übernahm
er in Deutschland das Cheftraineramt in Leverkusen.
Außerdem arbeitete er erfolgreich
in Griechenland und Belgien.
Seine größten Erfolge sind die Deutschen
Meisterschaften mit Leverkusen
und Bamberg und der zweite Rang mit
der Nationalmannschaftbei der EM 2005.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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