Zwischen Wut, Trauer und Schuldgefühlen

Im geschützten Rahmen der Gruppentreffen können die Kinder zum Beispiel über Symbolkarten ihre Gefühle ausdrücken – von Wut über Trauer bis zum freudigen Lachen.
  • Im geschützten Rahmen der Gruppentreffen können die Kinder zum Beispiel über Symbolkarten ihre Gefühle ausdrücken – von Wut über Trauer bis zum freudigen Lachen.
  • hochgeladen von Michael Richter

Wenn Eltern sich trennen, verändert sich das Leben von Kindern immens. Plötzlich müssen Besuchsregelungen getroffen werden. Umzug und Schulwechsel stehen an. Wenn das Geld knapp ist, sind die schicken Sportschuhe oder das neue Handy nicht drin. Und dann haben Mama und Papa auch noch neue Lebensgefährten. Dies alles belastet betroffene Mädchen und Jungen. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen e.V. bietet Trennungs- und Scheidungskindern in einem Gruppenangebot einen sicheren, geschlossenen Rahmen. Dort können sie über ihre Probleme sprechen und erfahren, wie sie sich davon schrittweise lösen.


Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien erleben verwirrende Gefühle: Wut, Trauer und auch Scham. Dazu kommt die Angst, einen Elternteil für immer zu verlieren oder eine Mitschuld an der Trennung der Eltern zu haben, weil die vielen Versuche scheiterten, die Eltern zu versöhnen. Die Trennungs- und Scheidungsgruppe unter Leitung von Diplom-Sozialpädagogin Gabriele Eickelkamp und Diplom-Sozialarbeiterin Birgit Hoffmann will diesen Empfindungen und falschen Vorwürfen entgegenwirken. Der Bedarf nach einem solchen Angebot ist groß in Recklinghausen. Dies hat eine Abfrage des SkF bei den freien und öffentlichen Trägern der Jugendhilfe ergeben. „Viele Fachleute suchen derzeit nach einer solchen Unterstützung für Kinder und Jugendliche“, hat Brigit Hoffmann erfahren. Seit 25 Jahren bietet die Diplom-Sozialarbeiterin Eltern in Trennungs- oder Scheidungssituation eine Beratung an. Ziel ist es dabei, dass die Eltern in der Krisensituation den Blick auf das gemeinsame Kind behalten.

Das Angebot ist kostenfrei. Jede Maßnahme umfasst 14 Treffen im wöchentlichen Rhythmus. Geplant ist eine Gruppe für Kinder im Grundschulalter von sechs bis zehn Jahren. Bei entsprechender Nachfrage kann es auch ein Angebot für Jugendliche geben. Die Treffen finden außerhalb der Schulferien von 16 bis 17.30 Uhr in den Räumlichkeiten des SkF an der Kemnastraße 17 statt. Die Gruppe für jeweils acht bis zehn Mädchen und Jungen startet, sobald ausreichend Anmeldungen eingegangen sind.

Kindern fehlt die Bezugsperson

Trennung/Scheidung ist der häufigste Grund, warum Kinder in belastenden Lebenssituationen aufwachsen. Oft wird die Beziehung brüchig oder ein Elternteil geht durch die Trennung verloren. Dem Kind fehlt dann eine Bezugsperson. „Der Verlust der Bezugsperson steht bei Kindern an erster Stelle in der Rangliste der Auslöser für auffällige Verhaltensweisen bis hin zu traumatischen Störungen“, erklärt Gabriele Eickelkamp. Beide Fachfrauen mit langjähriger Berufserfahrung arbeiten mit den Kindern die familiären Situationen auf. „Sie erleben, dass auch andere von einer Trennung betroffen und sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind.“

Dabei bekommen die Mädchen und Jungen die fehlenden Informationen, um sich von der „Schuld“ zu befreien und ein realistisches Bild der Scheidung zu erhalten. Die Treffen geben Freiräume, in denen sich die Kinder altersadäquat entwickeln und ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein stärken können. Sie lernen Strategien kennen, um kreativ und konstruktiv mit der veränderten Familiensituation umzugehen. Auf dem Programm stehen Fantasie- und Rollenspiele sowie Gruppengespräche und Reflexionen. Rituale wie ein „Warming-Up“ und Befindlichkeitsrunden geben den Treffen eine feste Struktur.

Eltern werden ins Programm einbezogen

Die Eltern können sich in unterschiedlichen Phasen der Trennung/ Scheidung befinden, von akut bevorstehender Trennung bis zur schon lang zurückliegender Scheidung. Beide Eltern müssen der Teilnahme zustimmen. Sie werden durch Vorgespräche und begleitende Elternabende jeweils zu Beginn und am Ende der Maßnahme ins Programm einbezogen. „Aber das Konzept sieht auch Gespräche zwischen Tür und Angel vor“, verspricht Birgit Hoffmann, dass sie mit ihrer Kollegin auch vor und nach den Treffen ein offenes Ohr für die Eltern haben wird.

Info: Näheres und Anmeldung (beide Elternteile müssen einverstanden sein) beim SkF, Geschäftsstelle im „Katholischen Zentrum“, Kemnastraße 7, Telefon 02361/ 485980, E-Mail: gabriele.eickelkamp@skf-recklinghausen.de. Die Teilnahme ist kostenlos. Spendenkonto des SkF: IBAN DE71 4265 0150 0000 0157 50.

Autor:

Michael Richter aus Recklinghausen

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