Alltags-Sexismus
Sexistischer Shitstorm mal näher betrachtet (Teil 3)

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Methoden des Sexismus‘ und Mobbing

Gehen wir in diesem Abschnitt etwas mehr auf den Shitstorm ein. Wie bereits erwähnt, sollte man sowas nie persönlich nehmen. In den sozialen Netzwerken kennt man sich zumeist nicht persönlich. Oftmals wird sich nur abreagiert. Ab? Wovon? Das kann nur jeder Einzelne wissen.

Läuft eine Diskussion schräg, ist es im Grunde sinnlos, sich mit den aggressiven Teilnehmern auseinanderzusetzen. Aber auf Pöbeleien oder Falschmeldungen mit Inhalt zu reagieren nützt der Leserschaft.

So ließ uns jemand wissen:

“Das (Anm.: was Sexismus ist) für andere zu beurteilen ist ganz schön arrogant.“

Ob im Mobbing oder Sexismus, die Methoden ähneln sich. Der Diskussionspartner soll in seiner Fähigkeit heruntergespielt werden. Das wird oft angewandt, wenn sich der Mobber thematisch nicht zurechtfindet und keine Argumente vorzuweisen hat.

Um das Thema zu vertiefen, versuchte ich Quellen zur Untermauerung der Situation einzubinden:

Ich weiß, hier lesen auch interessierte Frauen mit, die sich nicht trauen. Für Euch:

"Der moderne Sexismus ist häufig sehr viel subtiler, häufiger als Humor getarnt. Wer nicht darüber lachen kann, wird dann als empfindlich oder humorlos dargestellt."

Darauf gab es eine heftige Reaktion eines Shitstormers:

„Aha. Woher genau wissen Sie das? Und aufgrund welcher Fakten treffen Sie die Aussage, dass andere Frauen sich nicht trauen würden etwas zu sagen? Entweder Sie unterschätzen alle anderen Frauen die bei Klaus mitlesen (wäre das nicht antifeministisch und sexistisch?) oder Sie behaupten etwas, das Sie einfach erfinden um sich selbst wichtiger zu machen als Sie sind. Es bleibt spannend und peinlich.“

Die Beleidigungen ausblendend, lieferte ich eine Antwort auf seine Frage, woher ich das denn wisse. Also teilte ich eine Studie aus dem Bundesfamilien-Ministerium:

MaNN sollte sich doch ein wenig zurücknehmen mit solchen Angriffen, wenn das Thema vom Bundesfamilienministerium bereits untersucht wurde. Und Deine Recherchen so? Wer ist jetzt peinlich?

"Die meisten verfügten nach eigener Erinnerung in der konkreten Situation über keine Reaktionsmechanismen und kein praktisches Wissen, wie sie sich schützen oder sich dem Aggressor beziehungsweise der Aggressorin widersetzen könnten. Sie erlebten sich überrumpelt und ohnmächtig." (…)

Und es kam zurück:

„ach so, eine Studie über genau die Frauen die Klaus gezwungen hat ihn zu abonnieren, mitzulesen und die sich dann bei diesem bösen, bösen Mann nicht zu äußern trauen (die meisten werden ihn wohl nur virtuell kennen und sich daher hoffentlich wenig von ihm bedroht fühlen).

Ich bleibe dabei, ganz ohne Studie für alle Männer zu sprechen: Sie erklären ihre Geschlechtsgenossinnen für unfähig. Und wenn das nicht arrogant und sexistisch ist wenn man Frauen die Fähigkeit anspricht eine eigene Meinung zu artikulieren - was dann? "Wer ist jetzt peinlich?". Immer noch Sie. Warum fragen Sie?“

Wir erkennen: Eine Frau darf nicht für andere Frauen sprechen, aber ein Mann für andere Männer. Wenn das mal keine sexistische Grundhaltung ist. Studien und Wissen will dieser Aggressor nicht sehen, lesen und lernen. Er will scheinbar das bleiben, was er ist: Aggressiv. Eine Auseinandersetzung ist natürlich an dieser Stelle nicht mehr möglich. Und zu allem Überfluss wurde dieser Kommentar von einem weiteren Shitstormer mit einem Herzchen belohnt. Wer sich lieb hat, kämpft zusammen.

Im Laufe des Shitstorms wurde ich Fünfzehn mal gefragt, was denn an diesem Limerick sexistisch ist. Der Mob bestätigte sich gegenseitig, dass ich als Individuum ja gar nicht wirklich wüsste, wovon ich da spräche. Weil ich nicht antworte, habe ich keine Antwort, so glauben sie. Und durch ihre Bestätigungsmeinung drehten sich ihre Mobbingspirale richtig heiß.

Abgesehen davon, dass dieser ganze Shitstorm von Sexismus durchzogen ist, zeigte sich ja schon der Versuch, die Quellen zur Definition zu nutzen, als gescheitert. Wer wollte, hätte an Hand dieser Informationen für sich selbst eine Erklärung finden können.

Stattdessen kamen Kommentare wie:

  • "Kannst Du auf konkrete Fragen auch mal was antworten? Oder macht Dir das eigentlich Spaß, die Leute anzupöbeln“
  • "Oder kannst Du nur auf Webseiten verweisen, weil Dir selber nix mehr einfällt?“
  • „Hexenverfolgung anno 2000“
  • „Selten habe ich sowas Dummes gelesen.“
  • „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Ihre Peinlichkeiten noch steigern können
  • „Mit Verlaub, das ist doch jetzt wirklich albern, wie Du hier die Männer angreifst.“

Die Kommentatoren befeuerten sich gegenseitig und steigerten sich in ein Szenario, das völlig aus der geistigen Kontrolle geraten ist. Ich schrieb nichts mehr, weil sich was verselbständigte, das groteske Formen annahm.

Durch die Verbindung, welche diese Kommentatoren eingingen, bestärken sie sich und bildeten einen Mob. Die Waffe des Sexisten oder Mobbers ist die Entmenschlichung, Diskreditierung, Bloßstellung und Erniedrigung.

Einmalig antwortete ich auf die Frage, was denn an dem Limerick sexistisch sei:

„Schön, dass sich mal jemand inhaltlich mit dem Thema befassen möchte. Das find ich gut. Aber leider ist eine sachliche Auseinandersetzung bei diesem Mob nicht möglich. Aber vielleicht befasst Du Dich mal so generell mit dem Thema, dann erhält man schon eine Sensibilisierung dafür, was Sexismus ist und was nicht. Hier ist der Drops mittlerweile so gelutscht. Das Thema hat sich so emotionalisiert, dass eine Antwort leider nicht mehr möglich ist. Es ist üblich, dass sich beim Thema Sexismus und auch anderen Themen, wo Männer sich nicht so wohl fühlen, ein Männermob gebildet wird, um die Person, die für sie unbequem ist, wegzubekommen. So funktioniert Sexismus. Das ist hier gelebt, vorgeführt und nicht mehr nur auf den Text bezogen.“

Darauf maßregelte Klaus:

„Also den Ausdruck "Mob" verbitte ich mir! Hier haben nirgendwo Pöbeleien stattgefunden! Wie kann man/frau sich so verrennen?“

Dieser gebildete Akademiker hat leider nicht erkannt, was gerade auf seiner Facebook-Seite passiert. Er kann sich verbieten, was er mag. Die Realität aber nicht.

Aber auf das Wort „Mob“ reagiert der Mob. Denn eine Frau, die in diesem Shitstorm als bekennende Feministin nicht gerade feministisch auffiel meinte dazu:

„Ich denke mal, wir sollten es mit der Begriffsverwirrung nicht den Braunen nachmachen und das Wort Mob dem Mob zuschreiben, ebenso "Rassist", "Antisemit", "Sexist" und dergleichen mehr.“

Es wird leider nicht deutlich, ob diese Aussage bewusst gemacht wurde. Denn die Verhaltensweisen, Ursachen und Methoden im Sexismus, Mobbing, Antisemitismus, Rassismus ähneln sich doch sehr. Man redet hier von einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.

Bei der Bundeszentrale für politische Bildung findet man dazu:

„Damit ist die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auch ein Kernelement rechtsextremer Einstellungen, die sich dort u.a. in Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus, aber auch in Sexismus und Homophobie ausdrücken.“

Es geht stets darum, eine Minderheit oder einzelne Personen zu erniedrigen, damit der Mobber, Antisemit, Rassist, Sexist sich erheben kann. Im Ursächlichen fühlt er sich klein und wehrlos. Daher muss er sich zusammenrotten, Mehrheiten finden. In der Gemeinschaft ist man als Individuum nicht angreifbar und durch die Menge geschützt. Es gibt ein Gefühl der Stärke und Überheblichkeit.

Um so erstaunlicher ist es, dass sich viele dieser Mobber und Sexisten als Antifaschisten sehen und gegen Nazis aufstellen. Entsprechende Bilder und geteilte Texte auf deren Facebookseite gaben dies an. Wie passt das zusammen? So ganz verstehe ich das auch noch nicht. Aber da ich es verstehen will, wird in diese Richtung weiterhin beobachtet.

Wahrscheinlich sehen sie sich selbst in ihrem Verhalten nicht. Einer Parole wie „gegen Nazis“ zu folgen, scheint manchmal cool zu sein. Denn auch da gehört man einer Gruppe an, gehört dazu. Vielleicht würde sich auch ihre Sichtweise ändern, wenn es cool würde, Rassist zu sein? Bisherige Entwicklungen sind bereits bei Querdenkern und ehemaligen Linken, die zu AFD-Sympathisanten werden, zu erkennen.

Wie Gruppendynamiken funktionieren, wird in dem Video der „Hochschule für Soziale Arbeit FHNW“ sehr gut veranschaulicht.

Aber auch in dem bereits erwähnten Interview „Die Macht der Masse“ mit Prof. Dr. Erb wird gefragt:

„Hat Konformität auch negative Konsequenzen?“ und „Wie kann man nonkonformer agieren?“

(Anmerkung: Hier werden Querdenker erwähnt. Dieses Interview fand zu einer Zeit statt, in der die coronaleugnenden Querdenker diesen Begriff noch nicht besetzt hatten.)

Weiter geht es beim letzten Teil 4 mit folgenden Themen:

Die Rolle der Frauen
Wie mit Sexismus umgehen?

Autor:

Sandra Stoffers aus Recklinghausen

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