Kein Anschluss unter meiner Nummer

Man stelle sich vor, dass man seit Jahren einen kleinen und erfolgreichen Handwerksbetrieb führt. Und von einem Tag auf den anderen ruft kein Kunde mehr an. Maler- und Glasermeisterin Angelika Mendrina-Boehner musste diese Erfahrung machen.
Von Björn Büttner

Seit dem 7. Mai ist kein Klingeln mehr zu vernehmen. Schuld daran sind drei Buchstaben und ein kurioses Arbeitsverhalten des Telefonanbieters. Angelika Mendrina-Boehner hat den Betrieb 1986 von ihrem Vater übernommen und ist seitdem als „Ein-Frau-Betrieb“ für Maler- und Glaserarbeiten in der Kundschaft unterwegs. Da ihr Büro in diesen Zeiten nicht besetzt ist, hat sie den Festnetzanschluss auf ihr Handy umgeleitet.
Nichts ungewöhnliches soweit. Kompliziert wurde es für die gestandene Unternehmerin erst, als sie den Telefon-anbieter um eine einfache Änderung bei der Rechnungstellung bat. Und was dann folgte, war eine Reise ins tiefe Absurtistan. „Weil mein Sohn nun in die Firma eingetreten ist und wir dadurch als neue Gesellschaftsform gelten, habe ich meinen Anbieter darum gebeten, die Rechnungsanschrift mit dem Zusatz GbR zu versehen. Von da an hatte ich nur noch Probleme.“
Und das kam so. Der Anbieter kündigte an, die entsprechenden Formulare für eine Änderung der Rechnungsanschrift zuzusenden. Die Formulare trafen auch ein, offensichtlich aber die falschen. „Mir kam das spanisch vor, weil auf einmal von einer Ummeldung die Rede war. Ich habe dann angerufen, der Fehler wurde als solcher erkannt und ich habe neue Unterlagen zugeschickt bekommen. Die habe ich ausgefüllt verschickt“, berichtet Angelika Mendrina-Boehner. Nach ein paar Tagen meldeten sich die ersten Kunden per Handy und fragten an, warum sie über Festnetz nicht mehr zu erreichen sei. „Da bin ich noch von einer Störung ausgegangen. Am 10. Mai kam dann aber ein Schreiben zur Vertragsübernahme mit drei neuen Nummern und der Ankündigung, dass noch ein Modem samt Installationsanweisung bei mir eintrudeln wird. In diesem Schreiben steht auch, dass der neue Anschluss zwischen 8 und 16 Uhr freigeschaltet wird, allerdings ohne Nennung des Tages. Die Leitung blieb aber tot.“ Versehen war das Schreiben mit einer neuen Kundennummer.
Natürlich setzte sich die Maler- und Glasermeisterin umgehend mit dem Telefonanbieter in Verbindung. Nach langem Warten und mehreren Stationen in der Hotline teilte man ihr mit, dass es sich natürlich um ein Versehen handle und sie die alten Nummern wieder erhalte. Allerdings sei dies nicht so einfach, man versuche aber, die alten Nummern innerhalb des Systems wieder herszustellen.
Das Problem sollte umgehend technisch gelöst werden. Bis zum zum 18. Mai werde alles gut, dies sei eine feste Zusage. „Bis dahin ist aber gar nichts passiert. Zwischendurch sollte noch ein Techniker die Anlage überprüfen, der hat sich aber nie bei uns gemeldet. Die ganzen technischen Details waren mir auch nicht verständlich, irgendwas sollte ich an dem Modem machen, was mir ja aber überhaupt nicht vorlag“, so Angelika Mendrina-Boehnert. Nachdem die verzweiflete Unternehmerin die Anwältin der Kreishandwerkerschaft wurde eingeschaltet hatte, hieß es auf einmal von Seiten des Anbieters, dass diesem jetzt die Hände gebunden seien, weil der Vorgang nun bei der Beschwerdestelle liege und die sich zu der Angelegenheit äußern werde. „Bis heute habe ich keine Nachricht erhalten“, zeigt sich Angelika Mendrina-Boehnert verärgert und verzweifelt. „Meine Geschäfte liegen brach, das ist eine existenzbedrohende Situation. Die Kundschaft, die mich nicht erreicht, denkt vielleicht, dass ich meinen Betrieb geschlossen habe. Und ich möchte unbedingt meine alten Nummern zurück erhalten.“
Zurzeit ist noch nicht abzusehen, ob dies gelingen wird. Am Dienstagmorgen war die Leitung weder mit den alten noch den neuen Nummern freigeschaltet.
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