Der Diätwahn - oder in 10 Wochen trage ich Größe S

Im Freundes- und Bekanntenkreis, besonders bei den weiblichen Wesen, grassiert gerade im Hinblick der sich nähernden Sommerferien nur noch "EIN" Thema. Eine Diät soll die Bikinifigur formen!

Weil Frauen seit eh und je immerfort über ihre Figur mäkeln, werden sie von Diäten schlichtweg magisch angezogen. Ständig werden neue, rasant Erfolg versprechende Abnehmprogramme entwickelt. Man erinnert sich an die Kohlsuppendiät, Slimfast, FDH, dem Weight-Watcher-Programm, der BRIGITTE-Diät usw. Seit ein paar Jahren (nicht nur alleine die Stars und Sternchen
aus Hollywood schwören darauf) schwemmt die sogenannte LOW CARB ( Verzicht auf Kohlenhydrate) Ernährungsempfehlung auch nach Deutschland. Einer der Vorreiter war die Atkins-Diät. Von sensationellen Erfolgen sprachen die Experten.

Seit einiger Zeit prognostiziert ein tanzender Moderater aus dem deutschen TV: "Ich mache Dich sexy in nur 10 Wochen." Aber funktioniert das?

Zugegeben, ich war kein zahlender Teilnehmer dieses Programms. Ich erhielt lediglich Einsicht in dieses 10-Wochen-Programm. Die Kosten scheinen auf den ersten Blick relativ günstig. Pro Tag der zehn Wochen werden rund 1,13 Euro angeschlagen, dafür wird man mit Rezeptmaterial, Videocoaching und Motivationsanleitungen versorgt. Tausende Menschen sind diesem Aufruf offensichtlich schon gefolgt.

Auffällig, das ganze Programm ist sehr durchdacht. Die Ansprachen sind kumpelhaft per du, fast als führe man den Diätwilligen in eine eingeschworene Gemeinschaft ein. Die Anleitungen, Rezepthefte sind herrlich bebildert. Alles ist bunt und schaut einfach "toll" aus und ist simpel und verständlich konzipiert.

Die Ansprachen des "Gurus" tätscheln virtuell auf den Schultern des "Abnehme-Jüngers" und sind in leichter, rhetorischer Kost verpackt.

Das Ernährungsprogramm (Low Carb Prinzip) ist eigentlich nicht neu, verzichtet wird auf Kohlenhydrate (nicht ausnahmslos- erlaubt bleiben "gute" Kohlenhydrate in Form von "Hülsenfrüchten"). Verboten sind Weißmehl-Vollkornprodukte (kein Brot, keine Brötchen), Lebensmittel, die Zucker oder Zuckeraustauschstoffe erhalten sowie Obst und Milchprodukte. (Diese nicht vollkommen, sondern dürfen nach Sporteinheiten in Maßen genossen werden). Wichtig ist der sogenannte "Ladetag". An diesem Tag soll der Diätjüngling alles das essen, wonach ihm ist. Keine Verbote, keine Vorschriften. Ein Belohnungs-Tag für die Mühen der Woche. Womöglich auch die Bremse, dass sich der Körper komplett auf die Ernährungsumstellung einstellen könnte und das zum Stillstand der Abnahme führen würde. Jedenfalls wird dieser Tag bei einigen Teilnehmern zum absoluten Highlight und wahre "Fress-Orgien" stellen sich hier und da ein.

Und der Erfolg? Teilnehmer, die ich kenne und die sich konsequent an die Ernährungsvorgaben hielten, verbuchten tatsächlich eine schnelle Abnahme. Einige erklärten: "Ich fühle mich wesentlich aktiver und besser!" Andere kritisierten ein Übermaß an tierischen Lebensmitteln und eine empfundene Einseitigkeit."Zu viele Eier, zu viel Fleisch und dieser Verzicht auf Obst und Getreideprodukte nervte!"sagten sie. Der Slogan: "Eier sind gut. Punkt. Butter ist gut. Punkt", hallt noch immer in meinen Ohren.

Auch die fachmännischen Meinungen wandern in viele Richtungen. Mediziner, die diese Ernährungsform kritisieren ( Arterienverstopfung, Probleme mit den Ausscheidungsorganen, Jojo-Effekt ) stehen denen gegenüber, die diese Ernährungsform schon aus der Erfahrung der Evolution positiv angliedern. Früher in der Steinzeit, im Mittelalter hätte es ein ähnliches Ernährungsverhalten der Menschheit gegeben.

Fest steht, dass hinter diesem Diätkonzept ein gut durchdachtes Marketing steckt, dass vordergründig jüngere Menschen anspricht. Ob es zu einer gründlichen Abnahme ausreicht und ob diese Ernährung als innovativ und dauerhaft gesund anzugliedern ist, verbleibt sicher nicht ohne Fragezeichen.

Der Kreis der Diäten wird sich jedenfalls munter weiter drehen und "I make you sexy" wird vermutlich eines Tages abgelöst werden durch den Slogan "I make you hot!"

Abnehmen ist eben nicht einfach, aber lukrativ!

Autor:

Nicole Frischlich aus Recklinghausen

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