Apotheken: Änderung bei Nacht- und Notdiensten
Zum 1. Januar 2012 wird sich das Apotheken-Notdienst-System in Westfalen-Lippe grundlegend ändern. Künftig ersetzt ein IT-gestütztes Gesamtsystem, das alle Apotheken in Westfalen-Lippe berücksichtigt, die bisherigen Notdienstbereiche.
Bisher gab es in Westfalen-Lippe 95 historisch gewachsene Notdienstbezirke. Das wird sich nun ändern. Über Westfalen-Lippe werde nun ein vollständiges Notdienstnetz gespannt, so die Apothekerkammer Westfalen Lippe.
„Mit unserem neuen System wird es zukünftig leichter sein, die Auswirkungen von Apothekenschließungen auf eine flächendeckende Versorgung im Nacht und Notdienst abzufedern“, so Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Das sei umso wichtiger, als die Zahl der Apotheken kontinuierlich sinke. „Und diese Entwicklung setzt sich fort“, erklärt Overwiening, „bereits jetzt wissen wir von 14 weiteren Schließungen bis zum Jahresende.“
Zurzeit werden die Kunden und Patienten über die Neuerungen im Nacht- und Notdienst mit Aktionsplakaten, Postkarten und Notdienst-Kärtchen informiert.
Die wesentliche Änderung für die Patienten besteht darin, dass in den Notdienst-Aushängen der Apotheken bis dato nur Apotheken in seinem Notdienstbezirk angezeigt wurden - selbst wenn diese am anderen Ende der Stadt lagen. Zukünftig ist nicht mehr der Bezirk, sondern der individuelle Standort der Patienten von Bedeutung. Von diesem Standort aus werden ab dem 1. Januar immer die nächstgelegenen diensthabenden Apotheken angezeigt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Recklinghäuser Patient an eine Apotheke in Marl oder Waltrop verwiesen wird.
Obwohl die Änderung des Systems in erster Linie mit einer Verkürzung der durchschnittlichen Entfernung zur nächsten dienstbereiten Apotheke und einem besseren Service begründet wird, muss Michael Schmitz, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen Lippe, eingestehen, dass in Einzelfällen sogar der gegenteilige Effekt eintreten kann. „Zunächst einmal muss aber festgehalten werden, dass die Quantität der Versorgung in keiner Weise eingeschränkt wird. Es kann durch die Umverteilung aber hier und da schon einmal vorkommen, dass die Wege etwas weiter werden.“ Im Durchschnitt sei dies aber sehr gut vertretbar. Auf Nachfrage gesteht Schmitz allerdings ein, dass auch wirtschaftliche Überlegungen bei der Änderung des Systems eine große Rolle gespielt haben. „Im städtischen Bereich übernehmen die Apotheker und Apothekerinnen im Schnitt rund 30 Notdienste im Jahr, im ländlichen Bereich kommen aufgrund der geringeren Angebotsdichte aber auch schon einmal 70 bis 80 Dienste zusammen.“
Eine erhebliche Belastung des Apothekers, die sich zudem nicht rechne. „Im Schnitt werden die Nacht- und Notdienste der Apotheken von rund zehn Kunden in Anspruch genommen. Der überwiegende Anteil entfällt dabei auf den städtischen Bereich,“ so Schmitz. Hier werde die Nachtglocke im Durchschnitt rund 15 Mal betätigt. Im Vergleich liege das Kundenaufkommen im ländlichen Bereich konsequent im einstelligen Bereich.
Verständlich, dass man hier auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit eines Serviceangebotes stellen darf. Zumal es sich bei den Patienten am Schalter nicht, wie man vielleicht vermuten würde, um ältere Kunden handle. Etwa 60 Prozent der Besucher im Nacht- und Notdienst kommen ohne Rezept - meist sind es Eltern, die für ihre Kinder zum Beispiel Fieberzäpfchen, Hustensaft oder Arzneimittel gegen Durchfall benötigen. „Typisch sind auch die verspäteten Rezepteinlösungen. Nach einem Zahnarztbesuch denkt man zunächst, dass man ohne Schmerzmittel über die Runden kommt, hält die Nacht dann aber doch nicht ohne durch.“
Die notdiensthabenden Apotheken werden auch in Zukunft wie gewohnt an den Apotheken ausgehängt sein. Aus dem Festnetz ist rund um die Uhr die kostenlose Info-Nummer 0800 00 22 8 33 erreichbar, per Mobiltelefon die Rufnummer 22 8 33 (69 Cent/Minute), und im Internet finden sich alle Informationen unter www.akwl.de.
Autor:Björn Büttner aus Herne |
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