RECKLINGHAUSEN
Vier Radwege sind 2 zuviel

Viele alte Radwege aus den 1980er Jahren sind inzwischen durch neu angelegte Radfahrstreifen obsolet geworden, wurden aber nicht immer ordentlich zurückgebaut. Aber Achtung! Auch wenn die Benutzung dieser Radwege gefährlich sein kann und sie durch Verwitterung kaum noch erkennbar sind: Das Ordnungsamt der Stadt Recklinghausen erklärt diese alten dritten und vierten Radwege im Zweifelsfall für gültig und verteilt Knöllchen fürs Parken auf diesen Radwegen, was gerade mit dem neuen Bußgeldkatalog teuer werden kann.

Seit den 80er Jahren wurden vermehrt neue Radwege außerhalb der Fahrbahn angelegt. Zu erkennen sind diese Radwege in unserer Region meist an rot markierten Bereichen zwischen Straße und Gehweg sowie den aufgedruckten Fahrradsymbolen. Von dieser Trennung des Kraftfahrt- und Radverkehrs hatte man sich damals vor allem einen Zugewinn an Sicherheit versprochen. Aber was damals gut gemeint war, hat sich im Laufe der Zeit als schlecht herausgestellt, denn gerade um die Sicherheit der Radfahrer ist es nicht gut bestellt auf diesen Wegen. Die Statistik zeigt, dass es hier vor allem durch in Seitenstraßen oder Einfahrten abbiegende Fahrzeuge häufig zu Unfällen kommt. Nur zu oft werden Radfahrer auf den neben der Straße verlaufenden Radwegen von Auto- und LKW-Fahrern übersehen, und gerade Unfälle mit Letzteren enden nicht selten fatal für die übersehenen Radfahrer.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen wurde die Benutzungspflicht für viele dieser alten Radwege seit Ende der 1990er Jahre aufgehoben. Nach und nach werden diese alten Radwege durch modernere Radverkehrsanlagen oder Radfahrstreifen auf der Fahrbahn abgelöst. Diese Entwicklung geht auch an Recklinghausen nicht vorbei. Allerdings gibt es bei uns auch Straßen, an denen zwar neue Radfahrstreifen angelegt wurden, die alten oft mit roten Steinen gepflasterten Radwege wurden aber aus Kostengründen häufig einfach liegen gelassen und werden seit dem auch nicht mehr gepflegt. Diese Situation finden wir z.B. auf der Ehlingstraße in Recklinghausen-Suderwich. Auf dem Foto ist zu sehen, wie der aus der Innenstadt kommende Radweg am Beginn der Ehlingstraße durch die aufgebrachte Markierung auf den Seitenstreifen geführt wird. Wer ganz genau hinsieht erkennt vielleicht auch den geradeaus zwischen der Baumreihe und dem Gehweg verlaufenden alten Radweg. Der Seitenstreifen auf der Fahrbahn ist dagegen sehr gut erkennbar.

Die meisten Bürger dürften wohl davon ausgehen, dass diese alten Radwege ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, also keine Radwege mehr sind. Denn schließlich wurden die neuen Seitenstreifen ja gerade deshalb angelegt, weil die alten Radwege gefährlich sind. Und wie sonst sollte man sich erklären, dass die Stadtverwaltung die alten Radwege nicht mehr pflegt, die alte Farbe und die früher aufgedruckten Fahrradsymbole bis zur Unkenntlichkeit verwittern lässt, und selbst auf für Radwege zwingend vorgeschriebenen Markierungen an Straßeneinmündungen verzichtet? Nein, mit Verstand betrachtet kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass die alten ursprünglich mal roten Pflastersteine zwischen Straße und Gehweg auf keinen Fall mehr Radwege sein können. Die Gefahr wäre hier auch einfach zu groß, denn abbiegende Auto- und LKW-Fahrer sähen den aufgedruckten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn und würden wohl kaum damit rechnen, dass hinter dem Radstreifen, noch hinter parkenden Autos und Kleintransportern, gut versteckt ein weiterer Radweg liegt, verwittert und ohne jede Beschilderung. Und mal ehrlich: wofür bräuchte es auch vier Radwege an einer Straße? Wo doch nur wenige Meter weiter die gut ausgebaute König-Ludwig-Trasse verläuft?

Nun wurde am 28. April der neue Bußgeldkatalog für den Straßenverkehr in Kraft gesetzt und damit dass Bußgeld für „Parken auf dem Radweg“ etwas angehoben, genauer: von 20 € auf 55 €. Wenn man nun auf dem alten Radweg parkt, bekommt man eines. Das Ordnungsamt ist davon überzeugt, dass die Ehlingstraße vier Radwege hat. Was das Parken betrifft, verschärft diese Sicht die Situation leider deutlich, denn das erzwungene Freihalten der unnötigen dritten und vierten Radwege verknappt die Parkmöglichkeiten ganz erheblich.

Offenbar gibt es ähnliche Probleme mit alten Radwegen an mehreren Straßen in Recklinghausen und die Stadt scheint sich im Herbst mit diesen Probleme beschäftigen zu wollen. Warten wir einmal ab...

Autor:

Oliver Kelch aus Recklinghausen

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