Untersuchung von Drittklässlern: Modellprojekt des Gesundheitsamts soll Bildungschancen verbessern
Das Modellprojekt „Gesundheitsuntersuchungen in Grundschulen“ geht in die praktische Umsetzung. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit wird der Kreis Recklinghausen als erster von drei Projekt-Teilnehmern bundesweit mit den gesundheitlichen Untersuchungen von Drittklässlern beginnen.
„Ich freue mich, dass wir die Chance bekommen haben, als Modellkreis unser Fachwissen und unsere Erfahrungen in das Projekt einbringen zu können. Die Gesundheit spielt eine wichtige Rolle für den Bildungsweg von Kindern. Darum ist es ein Gewinn für unseren Kreis, dass wir uns aktiv an der Testphase beteiligen können“, sagt Landrat Cay Süberkrüb.
Bund und Land, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Universität Osnabrück und der Kreis Recklinghausen arbeiten bei diesem Projekt eng zusammen. Gemeinsam wollen die Beteiligten herausfinden, ob bundesweite Untersuchungen von Drittklässlern helfen können, um den Schülern bessere Bildungswege zu ermöglichen. Das konkrete Ziel des Projektes ist, nach den Schuleingangsuntersuchungen im Vorschulalter durch eine zweite Untersuchung mögliche gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und helfend eingreifen zu können.
„Erwartungsgemäß wird es bei etwa einem Drittel der Kinder Auffälligkeiten geben – das kann die Brille sein, die möglicherweise nicht getragen wird und auch Fragen zu Bewegung und Ernährung werden sicher eine Rolle spielen. Wir möchten den Kindern helfen, so gesund und fit wie möglich durch den Schulalltag zu gehen“, sagt Dr. Ulrike Horacek, Leiterin des Fachdienstes Gesundheit vom Kreis Recklinghausen.
Schulrätin Christine Wittgenstein hofft, dass das Projekt den gewünschten Erfolg bringt: „Ich wünsche uns allen, dass wir durch die Ergebnisse Ansatzpunkte bekommen, um die Situation für Schüler zu verbessern. Diese Chance zu nutzen, ist unser gemeinsamer Auftrag. Darum bin ich froh, dass der Kreis Recklinghausen als Modellkreis unmittelbar an dem Projekt beteiligt ist. Das Thema Gesundheit und Gesundheitsförderung ist für die Schulen schon lange ein Thema. Es gibt bereits über verschiedene Programme gute Ansätze für ‚Gesunde Schulen‘, die vor Ort praktiziert werden. Es ist gut, dass wir nun gemeinsam draufschauen und bei Bedarf auch präventive Maßnahmen ergreifen können.“
Neben der Prüfung von Größe, Gewicht und Impfstatus werden bei 600 Schülern aus voraussichtlich zehn Grundschulen im Kreis Recklinghausen unter anderem Hören und Sehen getestet und körperliche Untersuchungen durchgeführt. Der Schwerpunkt liegt auf den Faktoren, die sich auf das Lernen und die Entwicklung auswirken. „Die Eltern werden selbstverständlich eng in das Verfahren eingebunden. Sie bekommen unter anderem einen Fragebogen. Wir hoffen, dass wir mit einer umfangreichen Information an den Schulen auf große Bereitschaft zur Teilnahme treffen werden. Es geht schließlich um die Gesundheit und die Chancen der Kinder“, erklärt Dr. Wiebke Selle, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes des Kreises.
„Die Gesundheitsuntersuchung soll auch mit Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung im Schulalltag verknüpft werden“, sagt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), „Zeigen die Untersuchungsergebnisse beispielsweise, dass die Kinder ihren Medienkonsum nicht unter Kontrolle haben, sich zu wenig bewegen und vielleicht übergewichtig sind, werden entsprechende Angebote entwickelt, um diese in den Schulalltag zu integrieren. Denn wir wissen aus Erfahrung, dass beispielsweise unkontrollierte Mediennutzung den Schulerfolg hemmen kann.“
„Die Schule ist ein Ort, an dem alle Kinder erreicht werden. Durch entsprechende Maßnahmen können wir dazu beitragen, dass sich Schüler und Schülerinnen gesund entwickeln und erfolgreich die Anforderungen in der Schule meistern“, betont Prof. Dr. Birgit Babitsch, Leiterin des Modellprojekts, „mit dem Ansatz des ‚Modellvorhabens Gesundheitsuntersuchung in Grundschulen‘ können Bedarfe von Kindern in der Grundschule zur Förderung ihrer Gesundheit für ihre schulische Entwicklung konkret ermittelt werden.“
Für Landrat Cay Süberkrüb steht fest: „Gewinner werden die Kinder sein. Entwicklung und Gesundheit hängen eng zusammen. Wir wollen Impulse geben und das Thema bewusst machen – und dafür sorgen, dass die Kinder möglichst gute Chancen für ihren Bildungsweg haben. Gleichzeitig hoffen wir, durch die Erkenntnisse aus den Untersuchungen die Rahmenbedingungen so verbessern zu können, dass alle Schulkinder davon profitieren können. Ich danke allen Beteiligten dafür, dass sie mit so großer Motivation und Begeisterung an dem Thema arbeiten.“
Die Idee für das Modellprojekt ist im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) entstanden. Wie sieht die gesundheitliche Situation der Kinder aus, wenn sie nach der flexiblen Schuleingangsphase in der dritten Klasse sind? Wenn es Einschränkungen gibt: sind das dann nur individuelle Probleme des einzelnen Schülers oder sind mehrere in der gleichen Weise belastet? Und kann man sich dann auch noch vorstellen, diese gesundheitlichen Belastungen gebündelt im Alltag der Schule anzugehen? Die drei Bundesländer Schleswig-Holstein, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben sich bereit erklärt, an dem Modellprojekt teilzunehmen und zur Klärung der Fragen beizutragen.
Im Kreis Recklinghausen werden in den nächsten Wochen die vorbereitenden Gespräche für die konkrete Umsetzung vor Ort geführt. Dabei geht es vor allem um die Absprache mit Schulen, die zur Teilnahme an den Untersuchungen bereit wären. Nach den Sommerferien werden dann die Untersuchungen der 600 Drittklässler stattfinden.
Autor:Lokalkompass Kreis RE aus Recklinghausen |
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