Politik, die schmeckt - Dinner mit dem KiJuPa

Bereits zum dritten Mal veranstaltet das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) der Stadt Reckling-hausen ein Polit-Dinner. Hier können die jungen Parlamentarier beim gemeinsamen Kochen und Essen mit den Lokal-Politikern diskutieren.
In der Lehrküche der Albert-Schweizer-Schule in Recklinghausen-Süd herrscht emsiges Treiben. Es wird geschnibbelt, gebraten und gekocht. Heute findet hier das dritte KiJuPa-Polit-Dinner statt. Die jungen Abgeordneten des KiJuPa haben Mitglieder der Fraktionen, die aktuell im Stadtrat vertreten sind, zum Kochen, Essen und Diskutieren eingeladen. „Beim Polit-Dinner lernt man die Politiker von einer ganz anderen Seite kennen. Das ist nicht so förmlich“, findet der 19-jährige Christoph Herbst. Die Idee dahinter: die Kommunikation zwischen den jungen Leuten und den Politikern verbessern – um mit gegenseitigen Vorurteilen aufzuräumen. Denn während Politiker häufig die Politikverdros-senheit junger Menschen beklagen, beschweren sich diese im Gegenzug über die Jugendverdrossen-heit vieler Politiker. Beim gemeinsamen Essen kann reiner Tisch gemacht werden.
Das Menü heute Abend: Chili con Carne mit ganz viel Salat und Gemüse. Albert-Schweizer-Schüler und KiJuPa-Vertreter kochen mit den Politikern Gudrun Stecher (FDP), Andreas Becker MdL (SPD), Carsten Rehr (UBP), Bodo Mauermann (CDU) und Sven Krajka (SPD). Aus zweieinhalb Kilogramm Hackfleisch, vier Dosen Kidneybohnen und Gewürzen sollen sie das Essen für 30 Personen zuberei-ten.
Schon beim Kochen diskutieren die Kinder und Jugendlichen mit den Politikern. Berührungsängste haben die jungen Leute keine. Beim Polit-Dinner begegnen sich die Lokal-Politiker und die Mitglieder des KiJuPa auf Augenhöhe. Gudrun Stecher von der FDP schaut sich um und nickt anerkennend. „Die stellen uns auch mal unangenehme Fragen.“ Die 70-jährige ist vom Engagement ihrer jungen Kolle-gen positiv überrascht: „Das ist das Gegenteil von Politikverdrossenheit!“
Dabei wird in der Öffentlichkeit immer wieder der Vorwurf laut, dass gerade dies der Fall sei: Junge Menschen hätten keine Lust mehr auf Politik. Tatsächlich engagieren sich heute viel weniger junge Leute politisch als noch vor 30 oder 40 Jahren. Das liegt vor allem am mangelnden Interesse an kommunalpolitischen Themen und Misstrauen gegenüber den Politikern. Im Vergleich zu 2002 und 2006 ist der Anteil der politisch Interessierten aber wieder leicht angestiegen. Am deutlichsten bei den zwölf- bis 17-jährigen. Genau die Altersgruppe, die auch im KiJuPa vertreten ist.
„Stimmt es, dass in Recklinghausen bald eine Grundschule geschlossen werden soll?“ fragt Markus Kahlert den CDU-Politiker Bodo Mauermann beim Essen. Der holt einmal tief Luft. Er scheint kurz zu überlegen, wie er die Frage des 17-jährigen am besten beantworten soll. „Das steht noch nicht fest. Aber wegen des demografischen Wandels gibt es immer weniger Grundschüler. Und deshalb sind einige Schulen schon zusammengelegt worden, zu Verbundschulen.“ Markus nickt einsichtig.
Nicht alle Politiker nehmen die Kinder so ernst wie Bodo Mauermann: „Manche interessiert, was die Kinder beschäftigt, manche kümmert es nicht“, sagt er selbst. Dabei ist das KiJuPa eine konkrete Um-setzung von Jugendpartizipation, wie sie seit den 1980ern verstärkt in Deutschland gefördert wird. Hier wird die Politik für die Kinder erfahrbar. Bodo Mauermann findet, „es ist die beste Einrichtung, die es in Recklinghausen gibt. Die jungen Leute haben richtig gute Ideen“. Zu den letzten Projekten des KiJuPa gehören unter anderem die Neugestaltung eines Legoraumes im Jugendzentrum Südpol und eine Aktion gegen Rechtsextremismus. Die KiJuPa-Vertreter engagieren sich gerne für ihre Stadt, „weil die Erwachsenen in Recklinghausen eben nicht alles im Blick haben können“, meint Nicklas.
Im September finden die Neuwahlen für das KiJuPa statt. Interessenten können sich in ihrer jeweiligen Schule, einem Jugendzentrum oder unter www.kijupare.de zur KiJuPa-Wahl informieren.