"Bildungsoffensive" übernimmt Kosten bei der Einschulung

2Bilder

Eine Einschulung kann ganz schön teuer werden. Für Schulranzen und Co. müssen Eltern von Erstklässlern über 250 Euro berappen. Dies haben der Caritasverband für die Stadt Recklinghausen e.V. und der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen e.V. zusammengerechnet.

Viele Eltern können die Kosten nicht tragen. Die katholischen Verbände unterstützen diese Familien. Sie haben sich dazu vor zehn Jahren in der „Bildungsoffensive“ zusammengetan. Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres ist der Fördertopf aber leer.

Die Liste der Materialien, die Kinder für ihre Schule brauchen, ist lang (s. Tabelle). Die damit verbundenen Kosten treffen viele Familien hart. Gerade in Recklinghausen: 26 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt leben von Hartz IV. Bei den Mädchen und Jungen in Kita oder Grundschule, die also am Anfang ihrer Bildungskarriere stehen, sind es sogar 28 Prozent. Zwischen den Stadtteilen gibt es zudem große Unterschiede. In Süd lebt jedes zweite Kind in einer Hartz-IV-Familie. „Wir wollen mit der Bildungsoffensive den Kindern gleiche Startchancen ermöglichen, sie sollen den Schulstart positiv empfinden und mit Freude in die Schule gehen“, sagt Ingrid Schulz-vor der Wülbecke, Bereichsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe bei der Caritas.

BuT-Mittel reichen nicht aus

Denn auch das staatliche „Bildungs- und Teilhabepaket“ für Familien, die zum Beispiel Arbeitslosengeld (ALG) II beziehen, deckt nur einen Teil. Im Jahr werden auf Antrag 100 Euro für den Schulbedarf gezahlt - 70 Euro zum ersten Halbjahr, 30 Euro für das zweite. Die Bildungsoffensive hilft nicht nur bei der Einschulung, sondern auch, wenn der Nachwuchs von der Grundschule auf eine weiterführende Schule wechselt. Dann haben Tornister in der Regel ausgedient, werden allgemein Rucksäcke geschultert – und von Mitschülern erwartet. „Es geht uns auch hier nicht um eine Poleposition, sondern alle sollen auf einer Höhe sein“, erklärt Daniel Ruppert, Koordinator der existenzsichernden Hilfen beim SkF.

Der Fördertopf der Bildungsoffensive speist sich durch private Spenden. Zuletzt haben die Zuflüsse jedoch stark abgenommen. Die Sparkasse Vest gab eine Finanzspritze über 2.000 Euro. Auch die sind nun aufgebraucht. Ob eine Bedürftigkeit vorliegt, prüfen die Fachkräfte der Verbände. „Wir wollen die Situation in den Familien so gut kennen, dass wir auch wissen, dass das Geld gut angelegt ist“, verdeutlicht Ruppert. In der Regel geht es um den Bezug von ALG II oder Grundsicherung. „Wer aber im Niedriglohnsektor, zum Beispiel in der Gastronomie oder als Reinigungskraft arbeitet, der hat auch große Probleme, das Startpaket zu schnüren. Auch diese Kinder sollen ihren Bildungsstart positiv empfinden und werden daher unterstützt“, sagt Ingrid Schulz-vor der Wülbecke.

Die Caritas gewährt einen Zuschuss, der SkF fokussiert sich auf Familien. So zum Beispiel auf eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Die 31-Jährige konnte gerade die drohende Stromsperre abwenden, da streikt nun der Herd und steht der sechsjährige Sohn auch noch vor der Einschulung. Ruppert: „Mit Mitteln aus der Bildungsoffensive würde es nicht zu einer Einschränkung im Alltag kommen.“

Allein der Tornister kostet locker 100 Euro

„Der Tornister ist besonders teuer und kostet locker über 100 Euro“, weiß Ruppert. Manche Lehrer möchten zudem gern einen teuren Malkasten auf den Schultischen liegen sehen. Günstige Produkte würden nicht genügend decken. Häufig mangelt es der Discount-Ware auch an Qualität. „Bei günstiger Buntstiften brechen die Spitzen leicht ab“, sagt Ingrid Schultz-vor der Wülbecke von der Caritas. Unterm Strich, so beweist die Auflistung, fallen gut 250 Euro an. Da sind Schultüte, Bücher, Schreibtisch samt Stuhl oder ein kleines Fest noch gar nicht eingerechnet.

Info: Spendenkonto beim Caritasverband RE, Stichwort: „Bildungsoffensive“, IBAN DE20 4266 1008 5216 6660 01; Volksbank Marl/ RE

Die Bildungsoffensive von Caritas und SkF wirbt um finanzielle Unterstüzung (v.l.): Julia Schönberger, Ingrid Schulz-vor-der-Wülbecke von der Caritas und Daniel Ruppert, der beim SkF die existenzsichernden Hilfe koordniert.
Autor:

Michael Richter aus Recklinghausen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.