170 Akteure bei der 5. Altstadtkonferenz
"Besitzer müssen Gebäude auf Vordermann bringen"
Bürgermeister Christoph Tesche hatte am Mittwoch im Rathaus Recklinghausen bereits zur 5. Altstadtkonferenz eingeladen. Und die Resonanz war groß: 170 Bürger fanden sich im Großen Sitzungssaal ein, um mit Tesche, den Mitgliedern des Verwaltungsvorstandes sowie den Sprechern der fünf Altstadtquartiere in einen Austausch zu treten. Die erste Auflage der Veranstaltung fand bereits im Dezember 2013 statt.
„Ich bin überzeugt, dass die Altstadt das Herz unserer Stadt ist. Wenn das gesund ist, strahlt dies auch in alle andere Stadtteile aus, die dann funktionieren“, sagte Bürgermeister Christoph Tesche gleich zu Beginn. „Wir müssen uns bewusst machen, dass die Altstadt als Zentrum – von ihrer Struktur und den Bedingungen her – unverkennbar Wunden hat. Deshalb sollten wir gemeinsam handeln, um diese zu beseitigen.“ Tesche thematisierte in seiner Begrüßung nicht nur die Herausforderungen, vor denen der Einzelhandel angesichts eines weiter rasant wachsenden Onlinehandels steht, sondern sprach auch die problematische Situation an der Breiten Straße an. „Um dort wieder die Frequenz zu erhöhen, müssen auch die Besitzer der Immobilien in ihr Eigentum investieren und die Gebäude auf Vordermann bringen“, forderte der Bürgermeister. Viele Ladenlokale seien in einem Zustand, der eine Vermietung beinahe unmöglich mache.
In einer Talkrunde wurde anschließend über drei zentrale Themenbereiche diskutiert: neue Anforderungen an die Stadtentwicklung, Digitalisierung im Einzelhandel und verändertes Kundenverhalten. Gert Rainer Scholze, Chef der AIP-Unternehmensgruppe und der GRS Beteiligungen, stellte seine Pläne vor, aus dem ehemaligen Karstadt-Kaufhaus das Marktquartier mit einem neuen Nutzungskonzept zu machen. Er setzt auf eine Mischung aus Handel, Wohnen, Hotel, Gastronomie und eine Kindertagesstätte.
Karstadt-Haus und Alte Feuerwache
„Um wieder mehr Leben in die Stadt zu holen und auch problematische Lagen zu revitalisieren, bedarf es auch neuer Konzepte“, sagte der Projektentwickler. Für Recklinghausen sieht er gute Chancen, sich auch künftig im Wettbewerb mit anderen Städten zu behaupten. „Es muss aber noch deutlicher gemacht werden, welche Potenziale in Recklinghausen liegen und wodurch wir uns von anderen Städten abheben. Das sind insbesondere die historische Struktur der Altstadt und ein nach wie vor attraktiver Mix aus Handel und Gastronomie“, so Scholze.
Ein Akteur, der bereits vor Ort in Recklinghausen aktiv ist, ist Rainer Hans, Inhaber der Firma Info Tech, der aktuell das Projekt „Alte Feuerwache“ entwickelt und seine digitale Lösung fürs Parken und Bezahlen vorstellte. Seit mehr als einem Jahr können Bürger in der Recklinghäuser Altstadt mit der Lavreso-App ihre Parkgebühren per Smartphone begleichen. „Wir bauen die Anwendung weiter aus. Schon bald können Kunden mit ihrem mobilen Telefon auch in hoffentlich vielen Läden der Altstadt bezahlen“, kündigte Hans an.
Wie der Einzelhandel vor Ort selbst aktiv werden kann, erklärte Ingolf Christian Ernst, Experte für Digitalisierung, Berater und Coach. Der Recklinghäuser betonte, dass Handel Wandel bedeute und dass es noch nie so leicht war, an die Kunden heranzukommen: „Mit Hilfe von sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram ist es möglich – gratis – unglaublich hohe Reichweiten zu erzielen. Klar ist aber auch: Wer im Netz nicht zu finden ist, wird irgendwann gar nicht mehr erst gesucht“, warnte der Experte. Unbedingt sollten die Einzelhändler zum Beispiel auch die Möglichkeiten eines kostenlosen Eintrags bei Google nutzen. Die digitale Visitenkarte im Netz sei mit wenigen Klicks zu hinterlegen. „Neuerdings bietet Google auch eine Benachrichtigungsfunktion, über die Nutzer den Händler kontaktieren können“, erläuterte Ernst.
Stolz nach außen tragen
Einen noch größeren Bogen schlug Kersten Peter, Chef der Marktforschung beim Shopping-Center-Betreiber Unibail Rodamco. Er verwies auf die jüngst vorgestellte IFH-Studie, bei der 50.000 Kunden gefragt wurden, was für sie eine attraktive Innenstadt ausmache. „Wichtig sind den Menschen Atmosphäre, Ambiente, eine gepflegte Bausubstanz, aber auch Events und Erlebniskultur“, führte Kersten aus. Allesamt Attribute, mit denen Recklinghausen aufwarten könne. „Hinzu kommt eine Gastronomie-Szene, die sich in den vergangenen Jahren wirklich toll entwickelt hat.“ Ausdrücklich forderte Kersten die Teilnehmer der Konferenz auf, die Vorteile und Vorzüge ihrer Altstadt noch stärker als bisher nach außen zu tragen und herauszustellen. Die Akteure müssten selbst vorangehen, Stolz auf ihre Stadt sein und dies auch offensiv vertreten.
Daran knüpfte in seinem Schlusswort auch Christoph Tesche an. Er präsentierte als kleines Präsent für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Recklinghäuser Optimistenglas mit dem Aufdruck „halbvoll“. „Genau das muss unsere Botschaft sein. Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll“, sagte der Bürgermeister.
Autor:Lokalkompass Recklinghausen aus Recklinghausen |
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