Gewerkschaft: Kurzarbeit in der Gastrobranche für Qualifizierungsoffensive nutzen
51 Prozent weniger Gäste im Kreis
Corona sorgt für Tourismus-Einbruch: Im ersten Halbjahr haben rund 85.600 Gäste den Kreis Recklinghausen besucht - das sind 51 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 45 Prozent auf etwa 186.000. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes.
"Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Pensionen, Kneipen und Restaurants über viele Wochen ganz schließen. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an", sagt Adnan Kandemir, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Ruhrgebiet.
Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. "Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen - in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt", betont Kandemir. Nach dieser "Durststrecke" blickten viele Beschäftigte nun mit Sorge auf die Herbst- und Wintersaison.
Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe im Kreis Recklinghausen rund 8700 Menschen. Allerdings habe die Kurzarbeit bislang einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern können. Dank staatlicher Hilfen sei eine Pleitewelle im Gastgewerbe ausgeblieben.
Kurzarbeitergeld bis Ende nächsten Jahres verlängert
"Die Gewerkschaften haben sich in Berlin seit Beginn der Pandemie für das Kurzarbeitergeld stark gemacht und auch durchgesetzt, dass es bis Ende nächsten Jahres verlängert wird. So kommen Beschäftigte und Betriebe besser durch diese schwere Zeit", sagt Kandemir.
Entscheidend sei zudem, dass die Leistung nach sieben Monaten auf 80 Prozent des Nettoverdienstes (für Eltern 87 Prozent) ansteige. "Am Ende steht fest: Jeder Kurzarbeiter ist ein möglicher Arbeitsloser weniger."
Gewerkschaft NGG
Die Gewerkschaft NGG appelliert nun an die Unternehmen, die Kurzarbeit für die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu nutzen. "Wer wegen Corona nicht arbeiten kann, sollte die Möglichkeit einer beruflichen Weiterbildung bekommen. Das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, der in Hotels und Restaurants unabhängig von der Pandemie eklatant ist. Und Beschäftigte können einen Schritt auf der Karriereleiter machen - etwa von der Küchenhilfe zur Köchin, vom Restaurantfachmann zum Hotelfachmann", unterstreicht Kandemir.
Zudem müssten Beschäftigte auch im Gastgewerbe für die Digitalisierung fit gemacht werden. Hier berge die Krise eine große Chance.
Autor:Lokalkompass Kreis RE aus Recklinghausen |
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