Verlängerter Winterurlaub bis in den Mai - Spannende Ergebnisse bei der „Stunde der Gartenvögel“

Kernbeißer | Foto: Nabu - F. Derer
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Verlängerter Winterurlaub bis in den Mai

Spannende Ergebnisse bei der „Stunde der Gartenvögel“

Sonntag, 11.30 Uhr -


Manchmal findet man, was man gar nicht gesucht hat. Vor der „Stunde der Gartenvögel“ wurde viel spekuliert: ob das Usutu-Virus die Amseln weiter dezimiert, ob der lange Winter möglicherweise Kleinvögeln wie dem Zaunkönig geschadet hat und ob denn alle Zugvögel rechtzeitig aus dem Süden zurückgekommen sind.
Die Sorgen um den Zaunkönig scheinen unbegründet gewesen zu sein, denn bisher wurden pro Garten sogar etwas mehr als im Vorjahr gemeldet. Die Amsel wiederum hat bundesweit ihre 2012er Bestände exakt gehalten. Eine Analyse der Usutu-Befallsgebiete am Oberrhein steht noch aus. Im Raum Mannheim und Heidelberg scheinen die Amselbestände aber noch einmal leicht abgenommen zu haben, auf der rheinland-pfälzischen Seite sieht es nach einer Stabilisierung aus.

Bei den Zugvögeln schließlich gab es zwar im zeitigen Frühjahr wegen der Kälte im Nordosten einen quer durch die Republik reichenden Stau. Davon waren aber weniger „unsere“ Brutvögel betroffen, sondern solche, die Deutschland nur zur Durchreise nutzen. Die Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“ zeigen nun einen unerwarteten anderen Effekt. Es geht ebenfalls um Zugvögel, aber solche, die bei uns überwintern und außer bei uns vor allem in Nordeuropa oder im Osten brüten. Anscheinend haben einige dieser Vögel ihren Winterurlaub bis in den Mai verlängert und sind einfach zum Brüten bei uns geblieben, statt nach dem späten Winterende noch die Rückreise anzutreten.
Am deutlichsten wird dies beim Kernbeißer. Der große Fink mit dem dicken Schnabel wurde dieses Jahr sieben Mal so oft beobachtet wie 2012! Der Kartenvergleich – links 2012 und rechts der Zwischenstand von 2013 – zeigt das eindrucksvoll. Besonders häufig wurden Kernbeißer aus den Mittelgebirgsregionen gemeldet, aber auch in Schleswig-Holstein halten sich viele auf – 15 mal mehr als im Vorjahr.

Und die Kernbeißer sind nicht allein. Weitere Arten, die als Wintergäste bei uns häufiger denn als Brutvögel sind, treten momentan deutlich gehäuft auf. Dazu gehören vor allem Erlenzeisig und Gimpel. Selbst die ungewöhnlichen plus 60 Prozent beim Eichelhäher sind möglicherweise auf verlängerten Verwandtschaftsbesuch aus dem Norden und Osten zurückzuführen.
Sonntag, 9 Uhr - Die „Stunde der Gartenvögel“ geht mit Meldungen aus 8.500 Gärten in den letzten Beobachtungstag. Bisher haben 12.600 Naturfreunde 350.000 Vögel gesichtet, darunter alleine 50.000 Haussperlinge. Zugvögel und Insektenjäger wie Mauersegler und Mehlschwalbe mussten Verluste hinnehmen.

Vogelbeobachtungen vom Wochenende können noch bis einschließlich 21. Mai online gemeldet werden.

Vogel-Top-15 mit Vorjahresplatzierungen in Klammern. Durchschnittszahl pro Garten und Änderung zum Vorjahr in Prozent.

1. (1.) Haussperling 5,76 plus 8
2. (2.) Amsel 3,68 plus 1
3. (3.) Kohlmeise 3,29 plus 11
4. (4.) Blaumeise 2,63 plus 13
5. (5.) Star 2,17 minus 1
6. (7.) Grünfink 2,11 plus 35
7. (6.) Elster 1,79 plus 2
8. (10.) Buchfink 1,58 plus 42
9. (9.) Mehlschwalbe 1,23 minus 12
10. (8.) Mauersegler 1,18 minus 22
11. (11.) Ringeltaube 1,04 plus 8
12. (14.) Rabenkrähe 0,97 plus 31
13. (13.) Rotkehlchen 0,90 plus 8
14. (15.) Feldsperling 0,85 plus 31
15. (12.) Hausrotschwanz 0,76 minus 14

Samstag, 18.30 Uhr - Bis Samstagabend haben bereits mehr als 10.600 Naturfreunde an der „Stunde der Gartenvögel“ von NABU und LBV teilgenommen. In 7.500 Gärten und Parks wurden 300.000 Vögel gesichtet. Das macht im Schnitt knapp 40 Vögel pro Garten, im Vorjahr waren es lediglich 35.

Freitag, 20 Uhr - Bisher haben mehr als 7.500 Vogelfreunde an der Aktion teilgenommen. Das Wetter wird sich laut Vorhersage in den meisten Regionen von Tag zu Tag verschlechtern. Wer es einrichten kann, sollte daher mit seinen Beobachtungen nicht bis Sonntag warten. Für die Meldungsabgabe ist dann noch bis 21. Mai Zeit, solange bleibt das Online-Formular geöffnet.

Nach 206.000 gemeldeten Vögeln aus 5.200 Gärten liegt der Haussperling mit deutlichem Abstand und jetzt schon praktisch uneinholbar an der Spitze. Insgesamt fällt auf, dass soweit gegenüber dem Vorjahr überhaupt Rückgänge zu verzeichnen sind, vor allem Zugvögel wie Mauersegler, Schwalben und der Hausrotschwanz als Teilzieher betroffen sind.
Gleichzeitig zeigen Arten, die im Winter aus dem Norden zu ihren mitteleuropäischen Verwandten ziehen, teils außerordentliche Zuwächse. Dieser Punkt wird die nächsten Tage noch näher zu betrachten sein. Möglicherweise halten sich einige der nordischen Wintergäste in diesem Jahr ungewöhnlich lange bei uns auf. Betroffen sind unter anderem Kernbeißer, Erlenzeisig und Gimpel.

Quelle:
http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/stundedergartenvoegel/ergebnisse/15766.html

Autor:

Uwe Gellrich aus Recklinghausen

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