Gefährliches Freigänger-Leben: Schüsse auf Kater Micky

Foto: Jewgenia Stasiok/pixelio.de
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Blutüberströmt lag Kater Micky auf der Terrasse. Ein Schock für Frauchen Ingrid Eggert. Was war passiert?

Olfen-Vinnum. Nach dem Tierarztbesuch war klar: Jemand hatte auf den jungen Kater geschossen. Zahlreiche Schrotkugeln befinden sich noch im Körper. Da keine wichtigen Organe betroffen sind, bleibt Micky eine Operation erspart. Mittlerweile ist der Fellträger wieder munter. Glück im Unglück.

Eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Tierquälerei hat Ingrid Eggert sofort gestellt. Doch bislang ist immer noch nicht klar, wer auf den Kater geschossen hat. Fakt ist, dass Katzen, die sich weiter als 200 Meter von einem Wohngebiet bewegen, als wildernd eingestuft werden und von Jägern abgeschossen werden dürfen. „Doch so weit entfernt sich ein kastrierter Kater nicht“, rätselt die Olfenerin. Zudem sei außer ein paar Feldern nichts in der Umgebung. „Vielleicht war es doch ein Katzenhasser?“ So bleibt bei der Olfenerin ein mulmiges Gefühl, wenn es Kater Micky wieder nach draußen zieht.

Zum Hintergrund

In NRW erlegen Jäger im Jahr 10.000 Katzen. Das NRW-Umweltministerium wollte das Tötungsrecht für wildernde Haustiere abschaffen. Auch die Naturschutzorganisation BUND forderte, den Abschuss von Haustieren zu verbieten.
Der Jagdverband in Nordrhein-Westfalen möchte wildernde Haustiere wie Hunde und Katzen aber weiterhin abschießen dürfen. Ihr Argument: Die Streuner töteten jährlich tausende Vögel und Kleinsäuger.

Pro und Contra

Ralph Müller-Schallenberg, Präsident des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen:

Naturliebhaber und praktizierende Naturschützer wissen es schon längst, Tier- und Naturschutzideologen hingegen haben es bisher ignoriert beziehungsweise bewusst verschwiegen: Unsere Natur hat ein ungelöstes Katzenproblem.
Das bekräftigt die Universität für Bodenkunde Wien, Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung, durch ein aktuelles Gutachten mit dem Titel „Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna und mögliche Managementmaßnahmen“.
Das Gutachten ist ein wichtiger Beitrag zu der von uns angestoßenen aktuellen Debatte. Dabei waren die Ergebnisse auch aus anderen Studien und Feldbeobachtungen schon lange bekannt.
Der Landesjagdverband fordert deshalb von Politik und Gesellschaft mit Blick auf den Erhalt der Biodiversität mehr Schutz der Natur vor wildernden Katzen. Wir rufen alle Beteiligten dringend zu Gesprächen auf. Verantwortungsvollen Haltern rät der Verband, schon auf freiwilliger Basis ihre Katzen kastrieren zu lassen. Freigänger sollten zudem wenigstens ein Glöckchen tragen.

Isolde Lorenz, Erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Olfen:

Das Abschießen von geliebten Haustieren, besonders Katzen, schafft viel Leid. Beim vorsätzlichen Töten von Katzen und Hunden geht es den Jägern nicht um Wild-, Arten-, Umwelt- oder Tierschutz, sondern rein um den Schutz der Jagd, um den Erhalt ihrer Jagdbeute.
Und es reicht, dass sich unsere Haustiere, meist natürlich unsere Katzen, 100 bis 300 Meter vom letzten Haus entfernt aufhalten. Sie müssen nicht einmal direkt beim Jagen beobachtet worden sein. Jäger schützen unsere Vögel dadurch nicht, wie sie so gern behaupten. Und Katzen rotten unsere Vögel nicht aus. Und schon gar nicht das Wild.
Dort, wo große Katzenpopulation herrscht, sollte die Kastrationspflicht eingeführt werden, aber gerade auf dem Land ist dies überhaupt kein Diskussionspunkt. Da bekommen hilflose Bürger, deren Grundstücke von verwilderten Hauskatzen belagert werden, auch schon mal gesagt, dass eine Patrone nur 10 Cent kostet.
Gerade in ländlichen Gebieten haben Katzen keine Lobby. Welcher Tierarzt wurde beim Röntgen noch nicht über den Zusatzbefund „Schrotkugel“ überrascht.

Autor:

Melanie Giese aus Recklinghausen

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