Das „Maß aller Dinge“ – Unsere anthropozentrische Lebensweise hat keine Zukunft



Viele Menschen, die sich vom Monotheismus und anderen Religionen abgewendet haben, fühlen und wissen sich als Teil der Natur eingebunden in die Natur und durchaus nicht als „Maß aller Dinge“, wie Protagoras proklamiert haben soll: „Omnium rerum homo mensura est.“

Wir Menschen sind zwar, verglichen mit allen anderen Lebewesen auf unserer Erde, die am höchsten entwickelte Spezies, unsere Intelligenz wird jedoch übertroffen von der Gesamtnatur, die uns hervorgebracht hat. Diese (philosophische) Erkenntnis impliziert keine neue Religion, wie noch der Pantheist Goethe geglaubt hat, keine als Ersatz etwa esoterische Metaphysik oder eine romantische Verklärung der Natur, sondern ein wissenschaftlich fundiertes Naturverständnis, das stets offen für neue Erkenntnisse ist.

Wir haben Zahlen und Maße erfunden und fast die gesamte Natur vermessen, wir haben Naturprozesse beobachtet und versucht, sie zu beschreiben, sie zu erklären und zu verstehen, gestützt auf Hypothesen und Theorien. Wir haben von ihr gelernt, sie uns nutzbar zu machen. Aber wir haben sie auch maßlos ausgebeutet, mit Chemikalien vergiftet, radioaktiv verstrahlt und haben massiv in die Natur eingegriffen: Abholzungen und Versiegelung, industrielle Land-, Forst- und Plantagenwirtschaft, Landschafts- und Ressourcenverbrauch, Luft- und Lichtverschmutzung u. dgl. mehr. Damit haben wir die Ökosysteme derart belastet, dass auch die klimatischen Folgen, das Artensterben und der Ressourcenschwund nicht mehr rückgängig zu machen sind und wir längst auf Kosten der Zukunft, damit unserer Nachkommen leben.

Unsere anthropozentrische Lebensweise hat keine Zukunft! Wenn wir noch etwas retten wollen, müssen wir uns alle radikal ändern. Ich bin da sehr skeptisch, wie es Arthur Schopenhauer (1788 –1860) war, ein ganzheitlich und ökologisch denkender atheistischer Philosoph.

Siehe auch ökologischer Rucksack und ökologischer Fußabduck

Die Intelligenz der Natur
→ https://stahlbaumszeitfragenblog.wordpress.com/2015/09/12/die-intelligenz-der-natur/

Autor:

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen

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2 Kommentare

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen
am 06.06.2018 um 16:46

Was ist »Natur«? Da gibt es verschiedene und einander widersprechende Bedeutungen. Hier meine ich das »Ökosystem ERDE«: die „belebte Natur (biotisch, z. B. Pflanzen, Tiere) und die unbelebte Natur (abiotisch, z. B. Steine, Flüssigkeiten, Gase). Die Begriffe ´belebt` beziehungsweise ´unbelebt` sind dabei eng mit den Begriffsklärungen von Lebewesen und Leben verbunden, und in den Kontext philosophischer oder weltanschaulicher Anschauungsweise eingebunden“. [nach Wikipedia]

»Ökologie« als Wissenschaft von den Zusammenhängen und Wechselbeziehungen in der Natur. Die erste Definition stammt von Ernst Haeckel (1866):

„Unter Oecologie verstehen wir die gesammte Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Aussenwelt, wohin wir im weiteren Sinne alle „Existenz-Bedingungen“ rechnen können. Diese sind theils organischer, theils anorganischer Natur; sowohl diese als jene sind, wie wir vorher gezeigt haben, von der grössten Bedeutung für die Form der Organismen, weil sie dieselbe zwingen, sich ihnen anzupassen.“

Die These eines Lesers: „Fressen und gefressen werden herrscht überall (nur der Mensch kann darüber überhaupt nachdenken und Alternativen nutzen)“ beruht auf einem weit verbreiteten Missverständnis. Denn „Überlebenstüchtigkeit (Fitness)“ in Charles Darwins Selektionstheorie bedeutet nicht das ´Überleben der Stärksten`. Sie kann auch Kooperation und Altruismus einschließen.“ [nach Wikipedia: Selektion (Evolution)]

2007 hat der Bonner Zellularbiologe František Baluška eine erstaunliche Entdeckung gemacht: „Pflanzen können riechen, schmecken, sehen, hören und sprechen – ganz so wie Tiere.“

Und 2010 konnten polnische Biologen nachweisen, „dass Pflanzen über ein Nervensystem verfügen und Informationen aus dem Sonnenlicht auslesen, interpretieren und erinnern können.“

„Professor Karpinski. ´Die Pflanzen führen eine Art biologische Lichtauswertung durch, bei der sie im Licht enthaltene Informationen verwenden, um sich gegen jene Krankheiten zu immunisieren, die in dieser Jahreszeit vorherrschen.` [...] Die Pflanze hat also ein spezifisches Gedächtnis der verschiedenen Lichtqualitäten, die bestimmte Immunreaktionen gegen Pathogene aufbauen und kann sich an verändernde Lichtverhältnisse anpassen.` Dass chemische Informationen innerhalb der Pflanze weitergeleitet werden, ist schon länger bekannt. Karpinski und seine Kollegen konnten nun auch mit elektrischen Messungen jene Zellen identifizieren, die das Nervensystem der Pflanze bilden. Das Gedächtnis der Pflanzen war für alle Beteiligten eine Überraschung.“

Aufsehen erregte auch das 2015 erschienene Buch des Försters Peter Wohlleben:
»Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt«, Ludwig Buchverlag (25. Mai 2015)

„Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis.“ [aus dem Klappentext]

Wer das für Spinnereien hält, möge es widerlegen.

Was, außer Vorurteilen hindert uns daran, hinzulernen und unser Wissen zu erweitern?

Dietrich Stahlbaum aus Recklinghausen
am 07.06.2018 um 12:55

„Kooperation und Altruismus“ bezieht sich hier nicht auf den Menschen, sondern auf Tiere und – Pflanzen. Das geht aus den Berichten über die Entdeckungen der Biologen und des Försters Wohlleben deutlich hervor?

„Fressen und gefressen werden herrscht überall“ – eben nicht bei Tieren, die in noch vom Menschen unberührter Natur leben. Sie regulieren ihre Population: passen sich an die jeweiligen Lebensbedingungen an, bringen bei Nahrungsknappheit weniger Nachwuchs zur Welt; sie überfressen sich nicht, wie das bei uns Menschen sichtbar vorkommt.

Durch Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) werden „schätzungsweise 5 bis 15 Prozent der gesamten Gesundheitskosten westlicher Industriestaaten“ verursacht. In Deutschland waren 2012 „53 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer übergewichtig“. [statistika Portal]

Auch wissen diese Tiere genau, was ihnen bekommt und was besonders nahrhaft ist, während der weitaus größte Teil von uns Fast Food und Billigprodukte der Nahrungsmittelindustrie und viel zu viel Fleisch konsumiert und – in die Mülltonne wirft.

Der Spezie „Homo sapiens“ fehlt die Weisheit der Natur, von der Wissenschaftler alles abgeguckt haben, was nützlich erscheint und zu Geld gemacht werden kann.

Gründe, weshalb unsere anthropozentrische Lebensweise hat keine Zukunft hat.