Anwohner verabschieden ihren Postboten in den Ruhestand
Uwes letzte Tour
Die vielen Jahre, in denen er durch stürmische Herbstböen, in winterlicher Kälte, bei prasselnden Regengüssen oder in sommerlicher Gluthitze stundenlang schwer in die Pedalen seines Postfahrrades treten musste, spürt Uwe Jesih sicherlich in jedem Knochen seines Körpers. Und doch, Uwe Jesih ist und war Postbote mit Leib und Seele.
Anders ist es nicht zu erklären, dass er auf seiner letzten Tour am heutigen Samstag von nahezu allen Anwohnern der Quer- und Waldstraße sowie des Surmannskamp persönlich in den Ruhestand verabschiedet wurde. Und nicht nur das: Als Uwe über die Eisenbahnbrücke in die Querstraße hinabfuhr, wurde er von einem bunten Spalier aus Luftballons und Girlanden entlang der Häuserreihen empfangen. Nichtsahnend, für wen die lustigen “Ruhestands-Parkschilder“ gedacht waren, erhellte sich sein Gesicht schlagartig, als er gewahr wurde, dass die aufgeregten Nachbarn und Kinder ausgerechnet auf ihn warteten. “Adé Uwe“, so die Schriftzüge auf Ballons und Grußkarten “Wir werden Dich vermissen“.
Fragt man die Anwohner, wie lange Uwe schon als Postverteiler in diesem Revier Dienst macht, wird „gefühlte 100 Jahre“ oder „schon immer“ geantwortet. Tatsächlich trägt Uwe seit fast 40 Jahren die tägliche Post aus, davon 37 Jahre fest in diesem Revier.
Trotzdem Uwe wie jeden Samstag sämtliche Postkästen mit Briefen und Wochenendwerbung zu befüllen hatte, wurden seine Postboxen auf dem Fahrrad nicht leerer, im Gegenteil. Schwer bepackt mit zahlreichen Geschenken und Grußbotschaften strampelte Uwe zurück über die Eisenbahnbrücke der Querstraße in seinen wohlverdienten Ruhestand. John Wayne hätte nicht schöner in den Sonnenuntergang reiten können …
Autor:Gabriele Eichenberger aus Recklinghausen |
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