Zart bis hart: 3. Kirchliches Filmfestival begeistert

"Krieg der Köpfe: Die Kindervorstellung war bestens besucht. Der Film von Christophe Barratier wurde mit dem Kinder- und Jugendfilmpreis der Stadt Recklinghausen ausgezeichnet. Foto. Odeisgn | Foto: Foto: Odesign
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Ein die Juden hassender 14-jähriger Palästinenser verwüstet zuerst die Wohnung eines alten Juden in Berlin - der Anfang einer ungewöhnlichen Geschichte. Leo Khasins Kinodebüt „Kaddisch für einen Freund" hat beim 3. Kirchlichen Filmfestival im Cineworld Recklinghausen den Hauptpreis abgeräumt.

Ein wunderbar gelungener Gipfel für Freunde ausgesucht spannender, bildreicher, anspruchsvoller, humorvoller, berührender, zarter, kritischer Filme hat drei Tage lang Recklinghausen zum cineastischen Nabel Deutschlands gemacht. Das Publikum - von ausgelassenen Kindern bis hin zu diskussionsfreudigen Senioren im Rentenalter - kam zahlreich, suchte und fand das Gespräch mit Filmschaffenden wie der deutschen Erfolgsproduzentin Regina Ziegler, Regisseur Jo Baier („Henri 4!“), Regisseur Martin Gerner („Generation Kunduz - Der Krieg der Anderen").

Bürgermeister Wolfgang Pantförder überreichte an Regisseur Christophe Barratier den von der Stadt Recklinghausen gestifteten Kinder- und Jugendfilmpreis. Die französische Produktion wird im April in den Kinos starten.

Bereits angelaufen - aber mit nur 22 Kopien deutschlandweit - ist der Film des Hauptpreisträgers Leo Khasin „Kaddisch für einen Freund". Das Festival-Publikum in Recklinghausen war wieder einmal sehr privilegiert, dass es diesen spannenden, ästhetisch ungewöhnlichen Film über die wachsende Freundschaft des Jungen (toll: Neil Belakhdar als 14-jähriger Ali) und des alten Mannes (herausragend: Polens Theaterlegende Ryszard Ronczewski als kämpferische Rentner, der sich nicht aus seiner Wohnung vertreiben lassen will - weder von aggressiven arabischen Jugendlichen, noch von Sozialarbeitern im Berliner Problemviertel „H-Town".

H-Town kennt Regisseur Khasin (1973 in Moskau geboren) hautnah. Der Zahnarzt kam als Achtjähriger nach Deutschland und lebte die ersten zwei Jahre in Waltrop. Er sammelte Stoff für seinen gelungenen Kino-Erstling in seiner eigenen Praxis. „Ich habe keinen religiösen Film gemacht, um Religion geht es in dem Film gar nicht, sondern um die Auseinandersetzung der Kulturen", erklärte er auf eine Frage aus dem Publikum.
Sein Preis: Ein echter Ölbaum von stattlicher Größe („ob der wohl in meiner Berliner Wohnung passt?" und der dem 2.000 Euro dotierte Hauptpreis des 3. Kirchlichen Filmfestivals Recklinghausen.

Das Event wird vom ökumenischen Arbeitskreis Kirche + Kino gestemmt, der im Sommer das zehnjährige Bestehen feiert.Tolle Nachricht für die Aktiven: Seitens des Evangelischen Kirchenkreises ist die Finanzierung für die 4. Auflage nächstes Jahr gesichert. Diese Ankündigung von Superintendent Peter Burkowkski beim Eröffnungsfilm „Generation Kunduz - Der Krieg der Anderen" löste einen Beifallssturm aus.

Ohne Sponsoren und Unterstützer geht gar nicht. Die Stadt Recklinghausen ist dabei, das Institut für Kino und Filmkultur (IFK), deren Mitarbeiter Horst Walther und Michael Kleinschmidt das Festival künstlerisch leiten. Sehr wichtig ist ach die Hilfe und das enorme Arbeitspensum des Teams des Cineworld Recklinghausen, dass drei Tage lang - und im Vorfeld - Schwerstarbeit leistete und dabei trotz des Andrang eine gemütliche Atmosphäre schuf, bei der die Menschen (Macher und Zuschauer) unverkrampft ins Gespräch kamen.

Einiges wird den Kinobesuchern im Gedächtnis haften bleiben. Nach „Generation Kunduz - Der Krieg der Anderen " von Martin Gerner dürfte man Berichte und Bilder aus Afghanistan mit kritischen Augen sehen. Der Journalist und Dokumentarfilmer war mitten drin, befrage ausschließlich Bewohner der Stadt und der Region, ließ offizielle Stellen völlig außer Acht. Man lernt Radiomacherinnen, Polizistinnen, Schauspieler, Wahlbeobachter und einen kleinen Jungen kennen, der mit Schuhputzen das Geld verdient, um Brot für seine große Familie kaufen zu können.

Sehr sehenswert und diskussionsfördernd der Kinofilm "Die Ausbildung": Regisseur Dirk Lütter zeigt karg, knapp, grell, fast emotionslos am Beispiel des Azubis Jan (Joseph K. Bundschuh), was Druck, soziale Kälte und Missbrauch in der modernen Arbeitswelt bedeuten.

Infos im Internet: www.kirchliches-filmfestival.de

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Recklinghausen

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