Fête de la musique in Recklinghausen enttäuscht

"Wir haben aus den Fehlern gelernt!"

Es waren letztendlich viele Faktoren, die zusammen kamen und dafür sorgten, dass aus der geplanten Fête de la musique eher eine Trauerfeier wurde.

Der geplante "Reboot" nach der Corona-Pandemie stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Sponsoren wurden keine gefunden. Die damaligen Partner und auch neue Unternehmer lehnten dankbar ab, EM und Public Viewing standen im Fokus. Und einige Partner betonten, sie wollen erstmal abwarten, wie das dieses Jahr läuft.

Zwischen 2012 und 2016 war die Fête de la musique ein Garant für eine volle Innenstadt- 2015 boten die Veranstalter am 21. Juni acht Open-Air Bühnen und zahlreiche unplugged Musiker, verteilt in der Altstadt. Die "Gute Stube" war mit mehr als 10.000 glücklichen Besuchern und mehr als 60 musikalischen Auftritten sehr gut besucht. Die Händler und die Stadtspitze waren voll des Lobes. Dann kam die Insolvenz des Veranstalters und die Fête versank in den Dornröschenschlaf.

Schon 2020 wollte der Bürgerfunk Recklinghausen e.V. als neuer Rechteinhaber der Fête Recklinghausen zum Neustart verhelfen. Corona machte der Sache einen Strich durch die Rechnung - für drei Jahre in Folge. Lediglich Radiosendungen auf Radio Vest und als Podcast wurde realisiert - dies jedoch mit großem Erfolg.

Im April diesen Jahres hatte man sich im Verein vorgenommen, das Reboot zu wagen. Wie der Vorstand im nachhinein sagt, war die Zeit zu knapp bemessen. "Wir haben nur ein dutzend Anmeldungen bekommen und die Sponsoren und Locations standen nicht zur Verfügung. Es wäre besser gewesen, die Veranstaltung abzusagen. Da waren wir zu naiv und nehmen die Schuld auf uns!", so Oliver Kelch vom Bürgerfunk Recklinghausen e.V.

Man will es nochmal wissen

Das Ergebnis der Veranstaltung dürfte nun die Entscheidung für kommende Partner nicht leichter
machen. Vier Bands traten in der Altstadtschmiede auf, das Duo Portal Formidabel war beim Café Blond zugegen und trotze dem Regen, der immer wieder einsetze. Der Regen mischte der grauen Stimmung die schwarz Farbe bei. Von Besuchern in der Altstadt keine Spur. Da half auch die Schirmherrschaft von Bürgermeister Christoph Tesche nichts.

Man will es aber noch einmal wissen, 2025 alles besser machen und an die Erfolge anschließen. Bereits jetzt können sich Musiker anmelden. Der Verein wendet sich zudem ab Juli - und damit ein Jahr vor der geplanten Veranstaltung - an Partner und Sponsoren und bemüht sich um die Finanzierung des Events.

Diskussion um Gage

Während bundesweit die Künstler ohne Gage auftreten, scheint der kostenlose Auftritt bei vielen Musikerinnen und Musiker im Kreis Recklinghausen ein Dorn im Auge zu sein. Einige Musiker kommentieren die Suche nach Bands in den Sozialen Medien mit Ausbeutung. Dieses Argument will Kelch so nicht stehen lassen: "Es ist korrekt, GEMA und Technik bekommen die Kosten für Personal, Equipment und Musiklizenzen erstattet. Die Künstler nicht. Aber das Konzept funktioniert in Deutschland in mehr als 250 Städten, in vielen Städten müssen die Veranstalter der Fête sogar Absagen aussprechen, weil es zu viele Anmeldungen gibt. Wir dürfen auch aufgrund der Vorgaben der Fête Frankreich von diesem Konzept nicht abweichen. Die Kosten liegen so schon bei einem fünfstelligen Betrag. Wenn dann jede Band für 30 bis 45 Minuten auch noch im Schnitt 500 Euro bekommen würde, geht da nichts mehr.", so Kelch. "Wir hatten 2015 über 60 Teilnehmer, das wären dann nochmals 30.000 Euro. Und mit 500 Euro gibt sich eine 6-köpfige Band sicherlich auch nicht mehr zufrieden."

Und so setzt der Verein, der ebenfalls ehrenamtlich die Fête realisiert, auf ehrenamtliches Engagement der Musiker. Hutgeld, Crowd-Funding und z.B. Paypal-Zahlungen vor der Bühne können die Bandmitglieder in Eigenregie gerne realisieren. 

Anmeldungen bereits möglich

Wer sich nun bewerben möchte kann das Formular auf fetedelamusique-re.de nutzen.

Die frühen Anmeldungen sind auch deshalb wichtig, da man im Herbst 2024 entscheiden wird, ob es ein erneutes - dann aber großes - Reboot geben wird oder man die Fête für immer "beerdigt".

Schade wäre es! Für die Innenstadt, den Handel, die Besucher und die Musiker.