Wer hat an der Uhr gedreht? Zeitumstellung in Recklinghausen erstmals vor 98 Jahren

Am Sonntag, 30. März, wurden in Recklinghausen die Uhren um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt. Dr. Matthias Kordes, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte, erinnert mit einer Postkarte aus dem Archiv an die erste Umstellung vor 98 Jahren.
Vom 30. April auf den 1. Mai 1916 wurden in Recklinghausen erstmals die Uhren auf Sommerzeit umgestellt.

„Damals erhoffte man sich eine Energieersparnis bei Leuchtmitteln, denn das aus Kohle gewonnene Gas für Straßenlaternen war genauso knapp wie Petroleum oder der Kerzenrohstoff Paraffin“, sagt Dr. Matthias Kordes. „Außerdem sollte die Landwirtschaft ihre Produktivität steigern, indem sie bei vermehrtem Tageslicht längere Feldarbeit verrichtete.“

Zwecks Akzeptanz der Sommerzeit kursierten Propaganda-Postkarten: Das Bildmotiv zeigt einen antiken Krieger mit Lanze und Schild. Auf dem Schild steht „Wir halten durch“. Chronos, der griechische Gott der Zeit, ist ebenfalls auf der fast 100 Jahre alten Postkarte zu sehen. Traditionell wurde er dargestellt als bärtiger, geflügelter Greis mit Sense und Stundenglas.

In den besetzten Gebieten in der Zeit des Ersten Weltkriegs mussten sich die Menschen ebenfalls umgewöhnen: Auch die große Glockenspiel-Uhr am Belfried des Rathauses von Douai, der heutigen Partnerstadt Recklinghausens, wurde um eine Stunde vorgestellt. Die französische Stadt war zu der Zeit seit Oktober 1914 von bayerischen Truppen besetzt; die französische Bevölkerung empfand dies als zusätzliche Drangsalierung seitens der deutschen Besatzer.

Weitere Informationen zum Institut für Stadtgeschichte sind unter www.recklinghausen.de zu finden.

Autor:

Lokalkompass Kreis RE aus Recklinghausen

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