Von der Hanse zum Shoppingzentrum

Recklinghausen ist auf dem Weg von einer alten Hansestadt mit traditionellem Handwerk, wie es in der alten Goldschmiede am Paulsörter praktiziert wurde, hin zu einem modernem Handelszentrum, das mit den Recklinghausen Acarden eine große Bedeutung in der Region haben kann. Fotos: Krusebild (Archiv)
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  • Recklinghausen ist auf dem Weg von einer alten Hansestadt mit traditionellem Handwerk, wie es in der alten Goldschmiede am Paulsörter praktiziert wurde, hin zu einem modernem Handelszentrum, das mit den Recklinghausen Acarden eine große Bedeutung in der Region haben kann. Fotos: Krusebild (Archiv)
  • hochgeladen von Martin Meyer

Bei dem Begriff Hanse denken viele Menschen an Städte wie Hamburg, Bremen oder Kiel. Doch auch jenseits der Küste gab es in der Vergangenheit Hansestädte. Nun besinnt sich auch die Stadt Recklinghausen auf ihre Hanse-Tradition.
Die Hansezeit war eine wichtige Epoche in der Historie Recklinghausen, der nun wieder Leben eingehaucht wird. Es waren Kaufleute aus Westfalen, die auf ihren Handelszügen zur Ostsee die Stadt Lübeck besiedelten und von dort über Riga und Nowgorod den russischen Handelsraum erschlossen. Im 14. Jahrhundert gegründet als Interessenvertretung der Kaufleute zum Schutz im Ausland, entwickelte sich die Hanse im Mittelalter zu einem mächtigen Handelsbund.
Vom Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e.V. angeregt hat sich die Stadt Ende Mai für die Aufnahme beim Westfälischen Hansebund beworben, einem Zusammenschluss ehemaliger Hansestädte. Ende des 20. Jahrhunderts haben ehemalige Hansestädte aus Westfalen, Niedersachsen und Hessen den Hansebund neu aufleben lassen. In diesem Jahr zählt der Bund 45 Mitglieder.
„Seit Jahrhunderten wird Recklinghausen vom Handel und von Dientsleistungen geprägt. Mit dem Betritt zum Hansebund soll die Stadt als Handelszentrum ins Gedächtnis der Menschen zurückgerufen werden“, sagt Georg Möllers, zweiter Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde. Zudem biete dieser Zusammenschluss für die Städte die Möglichkeit des Informationsaustausches und der gemeinsamen Werbung, so Möllers weiter. Die Mitgliedstädte dieser neuen Hanse wollen beweisen, dass der alte hansische Gedanke dazu beiträgt, die Attraktivität einer Stadt zu steigern und eine Anziehungskraft auszuüben.
Beim Westfälischen Hansetag in Werne präsentierten Recklinghausens Bürgermeister Wolfgang Pantförder sowie die Vorsitzenden des Heimatvereins, Jürgen Pohl und Georg Möllers, die Historie der Stadt als Landhanse: Schon kurz nach der Beurkundung der Stadtrechte 1236 tauchen auch die Namen von Recklinghäuser Kaufleuten in England und im Ostseeraum auf. Ihre Zugehörigkeit zur Deutschen Hanse in London, sind die Belege für die Hansestadt Recklinghausen.
„Ab 1356 wurde die Hanse der Kaufleute zur Hanse der Städte umgewandelt. Recklinghausen entwickelte sich bis zum Ende der Hanse 1669 zu einer sogenannten „kleinen Hansestadt“, die ihre Privilegien aus der Zeit der Kaufmannshanse behielt“, berichteten Pohl und Möllers den Delegierten des Westfälischen Hansebundes in Werne. Möllers: „Recklinghausen war zwar keine zentrale Hansestadt, wie Hamburg oder Lübeck. Doch mit Dortmund als starken Partner hatte die Stadt viele Handelsvorteile in der Region.“
Im Anschluss an den Hansetag konnte Wolfgang Pantförder die Aufnahmeurkunde unterzeichnen und den Beitritt Recklinghausens zum Hansebund besiegeln. Außerdem warb er bei den Delegierten darum, die Hansetage im Jahr 2025 in Recklinghausen auszurichten.
„Die Stadt ist auf einem gutem Wege, ihre Bedeutung als Einkaufs- und Handelszentrum in der Region zu festigen. Der Bau der Recklinghausen Acarden ist ein Versuch, gegen die Konkurrenz in der Umgebung mitzuhalten“, meint Möllers. Als großen Vorteil für Recklinghausen sieht er die Kombination aus modernem Einkaufszentrum und lauschiger Altstadt.
Während der Beschäftigung mit dem Thema Hanse haben Möllers und seine Mitstreiter festgestellt, dass sich viele Menschen in Recklinghausen wieder verstärkt mit der Hanse-Tradition der Stadt beschäftigen. Demnächst soll deshalb das Thema auch bei den beliebten Stadtführungen der Gilde der Stadtführer aufgegriffen werden. Und das diesjährige „Recklinghausen leuchtet“ steht unter dem Motto „Hansestadt Recklinghausen“. Die Rathaus-Show führe bei vielen Menschen zur Wiederentdeckung der alten Recklinghäuser Handelsgeschichte, meint Möllers. Um diesen Effekt noch zu verstärken hat der Verein pünktlich zum Lichterspektakel ein Buch unter dem Titel „Recklinghausen- eine Stadt der Hanse“ herausgegeben. Autor Dr. Werner Koppe hat sich seit langem mit der Hanse-Zeit der Stadt beschäftigt.
Im Frühjahr 2014 soll es dann einen zweiten Band geben, der sich mit dem Weg Recklinghausens zum moderne Shoppingzentrum beschäftigt. Möllers sieht in dem Bau der Acarden den Hanse-Gedanken der Stadt konsequent zu Ende gedacht. „Die grenzübergreifenden Kontakte der Hansen sind als Vorbild für unsere heutige globalisierte Gesellschaft zusehen, die sich immer mehr nicht nur für den Handel, sondern auch für andere Kulturen und Religionen öffnet.“

Information

Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e. V.; Geschäftsstelle Stadtarchiv / Institut für Stadtgeschichte, Hohenzollernstraße 12; Kontakt: unter 02361/501902 oder info@geschichte-recklinghausen.de

Das Buch „Recklinghausen - eine Stadt der Hanse“ ist für zwölf Euro im Buchhandel, im Institut für Stadtgeschichte und während „RE leuchtet“ auch im RWE-Zelt erhältlich.

Recklinghausen ist auf dem Weg von einer alten Hansestadt mit traditionellem Handwerk, wie es in der alten Goldschmiede am Paulsörter praktiziert wurde, hin zu einem modernem Handelszentrum, das mit den Recklinghausen Acarden eine große Bedeutung in der Region haben kann. Fotos: Krusebild (Archiv)
Bürgermeister Wolfgang Pantförder besiegelt mit seiner Unterschrift den Beitritt Recklinghausens zum Westfälischen Hansebund. Im Hintergrund (v.l.): Lothar Christ, Bürgermeister der Stadt Werne, Bernd Saxe, Bürgermeister von Lübeck, Georg Möllers, 2. Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen, sowie Manfred Schürkamp, Geschäftsführer des Westfälischen Hansebundes. Foto: Stadt RE
Autor:

Martin Meyer aus Datteln

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